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Welche Vorbereitung war für ihren Einsatz zeitlich
und inhaltlich erforderlich?
15 Meilen vor der libyschen Küste wurde
dieser Seelenverkäufer aus Tripolis mit
mehr als 400 Menschen, verteilt auf zwei
Decks, entdeckt. Die Geretten wurden von
dem SAR-Team mit Till Rummenhohl (links)
zunächst auf ein Schlauchboot und dann
auf die "Aquarius" gebracht.
Jan Drumm: Teilnehmen können nur Kräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung bei der Bundeswehr, die außerdem ein
maritimes Studium absolvieren oder absolviert haben. Ich
musste Kenntnisse über einsatzspezifische Rechtsgrundlagen
erwerben und zuvor eine mehrstufige Ausbildung im Boarding
von Schiffen absolvieren. Dabei lernt man, wie Hilfsgüter in
Kriegsgebiete transportiert werden und auf welche Gefahren
man achten muss. Außerdem habe ich eine Schulung zum Embargo Control Offizier absolviert, das war mein Job an Bord der
durchsuchten Handelsschiffe.
Was war das Schlimmste? Was hat sie enttäuscht?
dung im Rettungsbereich oder Sicherheitstrainings, aber man
muss eine spezifische Qualifikation mitbringen. In meinem Fall
sind das mein schiffbauliches Ingenieurstudium, meine maritimen Kenntnisse durch das Segeln sowie Erfahrungen mit
Flüchtlingen. Der Flug wird von der Organisation gebucht und
bezahlt.
Jan Drumm: Die Armut und Hunger waren allgegenwärtig. Es
sind immer Einzelschicksale, mit denen man konfrontiert wird und
bei denen man gern helfen würde. Ich kann nicht sagen, was mich
enttäuscht hat. Eher ist es ein Appell, dass die Gesellschaf t nicht
gleichgültig wegschaut, sondern nach Lösungen sucht.Weil diese
vielschichtigen Probleme einzig durch eine Zusammenarbeit aller
Beteiligten gelöst werden können. Leider ist auch nach nun 20 Jahren kriegsähnlichem Zustand in Somalia kaum eine Besserung in
Sicht. Dies sollte Ansporn sein, noch mehr zu tun, aber nicht nur auf
militärischer Ebene, sondern vor allem im Bereich der Bildung sowie
mit dem Aufbau nachhaltiger wirtschaftlicher Strukturen dort.
Was war ihre schönste Erfahrung?
Till Rummenhohl: Das sind wohl die Geschichten, die ich von
Till Rummenhohl: : Grundsätzlich bedarf es keiner Ausbil-
Jan Drumm: Obwohl Menschen aus 35 Nationen an der Mission beteiligt waren, haben wir bis auf die Sprache keine
grundsätzlichen Unterschiede festgestellt. Das war sehr beeindruckend.
Till Rummenhohl: : Das Leben an Bord mit den Geretteten,
die Konfrontation mit ihren Schicksalen ist anstrengend, aber
gleichzeitig erlebt man ganz viel Hoffnung, Dankbarkeit und
große Freude. Dies führt zu einer sehr komplexen Gefühlslage.
Bei unserer letzten Überfahrt nach Italien mit 400 Menschen an
Bord haben wir eine Geburt miterlebt. Kaum vorzustellen, was
passiert wäre, wenn die Hochschwangere ihr Baby im
Schlauchboot geboren hätte, im dichten Gedränge von Menschen und in einer Lache aus Salzwasser und Benzin. In dieser
Situation voller Ereignisse, ein strahlendes neues Leben begrüßen zu dürfen, das hat etwas sehr Unwirkliches.
den Geretteten zu hören bekam. Sie alle haben fürchterliche
Dinge erlebt. Nach Verfolgung, Vergewaltigung, Missbrauch,
Unterdrückung, Gefangenschaft in schlimmsten Verhältnissen
und Krieg, ist der Tod im Mittelmeer für viele das geringere
Übel. Enttäuscht bin ich von Europa, von der Weltgemeinschaft. Was in Frankreich, Griechenland und Italien mit den
Menschen, die wir retten, geschieht, ist unwürdig für einen
solch‘ reichen Kontinent wie Europa. Abkommen wie „Dublin“
schaffen riesige Mengen an Flüchtlingen, die für die Mittelmeerstaaten nicht mehr zu managen sind.
Mit welcher Botschaft kehren Sie nach Deutschland zurück?
Jan Drumm: Nicht wegschauen und relativieren. Jeder
Mensch in diesen gebeutelten Ländern sucht nach einem
Stück Sicherheit und Auskommen. Wir sollten daher besser danach suchen, wie man es schaffen kann, jedem ein würdiges
Leben zu ermöglichen und dabei nicht vergessen, welch hohen
Lebensstandard wir in Deutschland im Vergleich dazu haben.
Wenn die Menschen ein Auskommen haben, vermeidet man
viele Konflikte.