22
o das alles hinführen wird, die Sache mit den Uber-Taxis
und den online für ein paar Tage vermieteten Apartments
in Tokio oder Wiesbaden, die einer ganzen Hotelbranche das Geschäft streitig machen – das kann Wolfgang Kersten auch nicht
so genau sagen. Das Fünf-Gänge-Menü wird ins Haus geliefert,
die eben bestellten Lackpumps stehen noch heute Abend vor
der Tür, rechtzeitig zur Party. Musik, Bücher oder die Zeitung
müssen überhaupt nicht mehr physisch transportiert werden. Sie
haben ihre Existenz ins Netz verlegt: Produktion und Logistik digital; die neue Stufe der ökonomischen Entwicklung
trägt die laufende Nummer 4.0. „Haben Sie in jüngerer Zeit mal jemandem eine CD geschenkt?“,
fragt Kersten und kann sich ein Schmunzeln
nicht ganz verkneifen. „Tun Sie’s. Könnte sein,
dass Sie in sehr erstaunte Gesichter blicken.“
Wer benutzt heute noch einen CD-Player?
W
Immerhin, so viel steht fest: Seine Studenten werden diese Zukunft mitgestalten.
Dafür ist Wolfgang Kersten Logistiker. Darauf bereitet er die jungen Planer und
Wirtschaftsingenieure vor. Und wenn es
schon in vergangenen Zeiten nur aus
sehr, sehr großer Distanz ganz einfach
schien, all die Rohstoffe und Produkte von A nach B zu befördern,
die das Wirtschaftsleben in Bewegung halten, all die Werkteile und
Maschinen, Schrauben, Autos, Joghurtbecher und Smartphones
pünktlich, in der richtigen Menge
und Qualität und zu einem vernünftigen Preis zu liefern – spätestens seit der annähernd
vollständigen Überwindung von
Zeit und Raum durch das Internet ist daraus eine Aufgabe von
ontologischer Dimension geworden, von Sein und Möglichkeit:
„Die Logistik verbindet alles mit
allem“, fasst der Leiter des Instituts
für Logistik und Unternehmensführung zusammen. „Hersteller, Händler, Kunden, auch die Abläufe
innerhalb eines Unternehmens.
Genau deshalb kann sie auch alles unterbrechen.“