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die im Vordringen auf die Ebene einzelner Atome den entscheidenden Schritt dazu sehen.
„Wir sind Dienstleister für die Interessen der Forschung“, sagt
Ritter und rechnet nicht ohne Stolz vor, dass bislang die Hälfte
der mehr als 70 Institute an der TU zu seinen Klienten zählen. Es
werden wohl neue dazukommen, Verfahrenstechniker, Katalyseforscher; auch Kollegen von auswärts haben schon angeklopft.
„Die größte Herausforderung an uns ist es, die jeweiligen Präparate für die Untersuchung vorzubereiten.“ Metalle, Halbleiter,
Kristalle, Polymere, Keramikwerkstoffe, organische Verbindungen
. . . Gilt es, die Elemente zu isolieren? Oder mit der Methode der
Tomografie eine dreidimensionale Struktur zu rekonstruieren?
„Das Vorbereiten der Präparate nimmt manchmal fast die Hälfte
der Arbeitszeit in Anspruch.“
Ein weiterer Quantensprung
Die neuen Geräte stellen einen erneuten Quantensprung dar.
Doch bevor dem Besucher vor lauter FIB und TEM, HAADF und
EBSD die Sinne schwirren, erinnert Ritter an die Grundausstattung. An der Röhre des Fernsehgeräts erläutert er, wie ein Elektronenstrahl aus winzigen Punkten, doch rasend schnell ein
scharfes Bild zusammen setzt, an der Teflonpfanne, wie sich aus
dem Verhalten eines Materials auf ein anderes, dahinter liegendes schließen lässt. Und an der Salami mit ihren hellen Speckwürfeln und dem dunklen Muskelfleisch lässt sich sehr
einleuchtend darstellen, wie sich in einer Folge von hauchdünnen
Scheiben ein sehr präzises Bild vom Inneren eines Volumens rekonstruieren lässt.
Auf dem Bildschirm einer der hoch komplexen Apparaturen
schwimmen Inseln in Orangerot und Gelb, dunklere Schluchten
tun sich dazwischen auf, gezackte Strukturen liegen quer zu
weich gerundeten Blasen. Ein Mausklick und die Aufsicht auf
eine neue Landschaft aus Kratern und Schluchten erschließt
sich, diesmal in tiefgründigem Blau und sattem Grün: schöne Bilder. Ob sie vielleicht zur Erbauung ihrer Besucher eine Ausstellung mit abstrakter Kunst vorbereiten? Biomorphe Formen sind
ja sehr aktuell . . .
Es ist Beton. Reduziert auf die Winzigkeit, in der Physik und Chemie einander begegnen, in der Elemente einander zu Strukturen
verknüpfen. „Hier haben wir Silizium“, sagt ein Mitarbeiter und
tippt auf den Bildschirm. „Und hier, das müsste Kalzium sein.“
Die Farben sind hinzugerechnet, zur Verdeutlichung. „Elektronenmikroskopie ist nicht bunt“, sagt Martin Ritter. „Sie ist grau, hellgrau oder dunkel.“ Nun ließe sich leicht eine Debatte über Abbild
und Realität anschließen, über die Repräsentativität einer Probe
und die Abhängigkeit einer Darstellung von der Art der Detektion.
Was tut das Auge anderes, als Impulse zu koordinieren? Darüber
wird hier viel gesprochen. Das ist Alltag in der Wissenschaft. Aber
wenn es kracht und krümelt, ist das Stäubchen unter ihrem
Mikroskop die Ebene, auf der es anfängt.
Bilder: Tobias Krekeler
ine Teflonpfanne, ein Fernseh