The Doppler Quarterly (DEUTSCHE) Herbst 2016 | Page 87

Der Umstieg in die Cloud erfordert meist erhebliche Investitionen sowohl in die Infrastruktur als auch in Fachkräfte. Die Umsetzung eines Cloud-Programms ist kompliziert. Die Unternehmen müssen den Status Quo der Anwendungen ermitteln und feststellen, wann die Hardware ersetzt werden muss bzw. wann ein zwingendes Upgrade erforderlich ist. Das ist der Zeitpunkt, zu dem eine Entscheidung fällt. Nach mei- ner Einschätzung werden viele Unternehmen erst aktiv, wenn es nicht mehr anders geht. DL: John, Rackspace hat sich sowohl auf die Public Cloud als auch auf die Private Cloud spezialisiert. Wo muss man Ihrer Meinung nach Kompromisse ein- gehen? Und welche Lösung empfehlen Sie Ihren Kunden? Stimmt es, dass die Private Cloud die Public Cloud oder Legacy-Systeme ausschließt? JE: Ich sehe in der Cloud eine Art Upgrade bestehen- der Legacy-Systeme. Dank der Cloud können Unter- nehmen und die Endnutzer die bestehende Legacy-Umgebung wesentlich effektiver nutzen. Die Cloud sorgt für mehr Agilität, Leistung und Automa- tisierung und eröffnet den Kunden all die Vorteile, die viele an der Public Cloud schätzen. Bei Rackspace beobachten wir, dass Unternehmen versuchen, ihre lokale Umgebung nach dem Private Cloud-Modell umzustrukturieren. Viele Unternehmen beschäfti- gen sich intensiv mit der Frage, wie sie ihre eigenen, lokalen Umgebungen mit Cloud-Funktionen ausstat- ten können. Meiner Meinung nach eignet sich die Public Cloud für kleinere Unternehmen oder Start-ups, die über kein eigenes Rechenzentrum verfügen. IT-Systeme kön- nen manchmal chaotisch sein. Manche sind über Jahrzehnte hinweg organisch gewachsen und verei- nen mehrere Generationen von Hardware, Software und Netzwerkkomponenten. Aber auch Interessen- konflikte spielen eine Rolle. Es gibt Mitarbeiter, die in ihrer Berufslaufbahn nur einen Technologie-Stack kennengelernt haben. Das kann dazu führen, dass Unternehmen eine Mischform aus Private Cloud und Public Cloud einführen. Wir beobachten bei vielen Unternehmen, dass sie einen Teil ihrer IT-Infrastruk- tur in der Public Cloud und andere Bereiche in der Private Cloud hosten. Ihr Ziel ist es, eine auf mehrere Jahre angelegte Cloud-Lösung zu implementieren. DL: Ist Sicherheit immer noch ein schlagendes Argu- ment für die Private Cloud? Und falls ja, worum geht es dabei? BG: Häufig geht es beim Thema Sicherheit tatsäch- lich um Compliance. Das ist ein sehr wichtiger Grund dafür, warum Unternehmen ihre Systemumgebung lieber vor Ort betreiben wollen. Unter Sicherheit ver- stehe ich angriffssichere Ressourcen und die wirk- same Abwehr von Angriffen. Man kann nicht pau- schal behaupten, dass die Private Cloud sicherer ist als entsprechende Lösungen von Public Cloud- Anbietern. Das Ausmaß an Netzwerk- und Hackeran- griffen auf die Public Cloud ist nirgendwo so hoch wie bei Unternehmen, die ihre eigene Datenumgebung betreiben. Nach meiner Beobachtung erfreut sich die Public Cloud wachsender Akzeptanz. JE: In einigen Punkten stimme ich mit Bernard über- ein. Public Cloud-Anbieter punkten definitiv beim Thema Sicherheit. Google, Amazon und Microsoft bieten erstklassige Sicherheit für sehr große Umge- bungen. Ähnlich wie Rackspace investieren diese Unternehmen beträchtliche Summen in ihr Sicher- heitskonzept. Allerdings gibt es einige Kunden mit einem sehr spezifischen Sicherheitsbedarf. Finanz- dienstleister tragen beispielsweise die Verantwor- tung für bestimmte regulierte Daten, die nicht in die Hände von Dritten gelangen dürfen. In einigen Fällen ist es ausgeschlossen, die Daten außerhalb des Unter- nehmens zu hosten. Trotz aller Sicherheit in der Cloud können Public Cloud-Lösungen Sicherheitsrisiken haben. Das hängt letztlich davon ab, wie die Umgebung betrieben wird. Diese Erkenntnis haben wir bei Rackspace im Umgang mit den Kunden gewonnen, die sowohl die Public Cloud als auch die Private Cloud nutzen. Die Sicher- heit hängt maßgeblich davon ab, was in der Cloud gehostet wird und wie die Cloud-Anwendung konzi- piert und umgesetzt wurde. Es ist nicht die Cloud, die über die Sicherheit oder Unsicherheit von Anwen- dungen entscheidet. Ob aktiv Eingriffe nötig sind, hängt oft vom Anwendungsmanagement, den Richtli- nien und der Compliance ab. DL: Haben wir es mit einer praktischen Realität zu tun, oder schützen wir unsere Jobs und Egos mehr als unsere Daten? BG: Um die angesprochene Compliance und Sicher- heit zu gewährleisten, müssen einige Unternehmen einen Teil ihrer Anwendungen lokal hosten. Die Schlüsselfrage ist, ob diese Anforderungen für die gesamte Anwendungsflotte gelten. Schon der US-Großinvestor Warren Buffett sagte: „Frag nie dei- nen Friseur, ob du einen Haarschnitt brauchst“. Wenn Unternehmen die Verwalter ihrer On-Premise- Systeme fragen, ob Anwendungen und Daten lokal bleiben sollen, wird die Antwort wahrscheinlich „Ja“ lauten. Als leitender IT-Manager stehen Sie von allen Herbst 2016 | THE DOPPLER | 85