The Doppler Quarterly (DEUTSCHE) Herbst 2016 | Page 45

len werden den Standard weiter voranbringen. Apple behält jedoch die Kontrolle darüber, welche Produkte im HomeKit-Ökosystem zugelassenen werden. Das Dilemma der IoT-Entwickler: Die Qual der Wahl Wie entscheiden Sie sich, wenn Sie Entwickler sind und einen IoT-Standard auswählen müssen? Das ist vielleicht nicht die richtige Frage. Letzten Endes geht es darum, die Anforderungen zu ermitteln und dann den geeigneten Standard zu suchen, ganz gleich, ob es um ein Gerät, einen Kommunikationsmechanis- mus oder eine zentrale Ressource geht. Die wichtigere Frage ist, welche Probleme durch die Standards gelöst werden. Heute sind zu viele Stan- dards in Umlauf, die sich vielfach überschneiden. Wohin führt das Ganze also? Nicht alle diese Stan- dards führen zum Ziel, und niemand will auf das fal- sche Pferd setzen. Wie schon bei der Diskussion um den VHS- und Betamax-Videokassettenstandard kann es sich am Ende fatal erweisen, wenn man sich für den falschen Standard entscheidet. Ist es besser, zu warten? Nicht unbedingt. Lassen Sie sich von Standards nicht beherrschen, sondern prüfen Sie, welchen Nutzen die einzelnen Standards für Ihre Anwendung bringen. Da Ihre Geräte untereinander kommunizieren müssen, kann es von Vorteil sein, sich für ein Standardkom- munikationsprotokoll und gegen eine proprietäre Lösung zu entscheiden. Es gibt aber auch Gründe, die für einen De-fac- to-Standard sprechen. Manche Produkte sind so beliebt, dass die Hersteller freie Hand haben, dem Standard einen eigenen Stempel aufzudrücken. Soll- ten Sie sich für einen „Standard“ entscheiden, der vom Hersteller entwickelt und gesteuert wird, schla- gen Sie womöglich schon den richtigen Weg ein. Oder Sie vertreten den Standpunkt, dass Standards von den eigentlichen Problemen unserer Zeit ablen- ken. Damit dürften Sie der Wahrheit um Einiges näher kommen. Lange Jahre lieferten Standards Blueprints für praktische Vorgehensweisen im IT-Be- reich. In vielen Fällen wurden sie jedoch ausgemus- tert, ohne viel Nutzen zu bringen. Problemfall IoT-Standards Die größte Herausforderung liegt darin, dass es zu viele konkurrierende IoT-Standards gibt. Wenn zu viele sich überschneidende IoT-Standards in Umlauf sind, haben diese nur einen sehr geringen Nutzen. Das gilt so lange, bis Sie Ihr eigenes Anforderungs- profil für die Realisierung und Bereitstellung von IoT-Systemen festlegen. Stellen Sie sich die folgenden Fragen: • Welchen Nutzen hat ein bestimmter Standard für meine IoT-Anwendung? • Was sind die Risiken, wenn ich mich gegen einen bestimmten Standard entscheide? • Wie riskant ist die Nutzung eines Standards, der sich am Ende nicht durchsetzt? • Kann ich einen Standard mitgestalten? Und falls ja, wie gehe ich vor und wo liegen die Schwierigkeiten? Legen Sie sich nicht zu früh auf einen oder zwei Stan- dards fest. Analysieren Sie, welchen Nutzen die ein- zelnen Standards Ihnen bringen, und treffen Sie dann Ihre Wahl. Je nach Ihren Anforderungen kann eine proprietäre Lösung im Moment völlig ausreichend sein. Am Ende werden die wenigsten dieser konkur- rierenden Standards überleben. Wenn Sie warten, bis ein verbindlicher Standard erreicht ist, laufen Sie Gefahr, den Anschluss an den Markt zu verlieren. Natürlich können Sie nicht warten, bis der endgültige Standard veröffentlicht wird: Sie müssen Ihre IoT-Systeme jetzt entwickeln. Wenn Sie zu lange warten, verpassen Sie den Anschluss an IoT. Betrach- ten Sie es so: Sie entwickeln Apps für Geräte, die aus- tauschbar sind. Das hat den Vorteil, dass nach Festi- gung des Standards ein Austausch ohne Weiteres möglich ist. Sie können aber auch so argumentieren, dass es bei IoT um die zentrale Datenverarbeitung und nicht um die Geräte geht, deren Hauptzweck es ist, Daten zu sammeln und auf zentrale Intelligence und Steuerung zu reagieren. In diesem Fall haben Standards keine große Bedeutung. Herbst 2016 | THE DOPPLER | 43