The Doppler Quarterly (DEUTSCHE) Frühjahr 2016 | Page 10
Zero-Downtime-Migration
TECHNISCHER LEITFADEN
Von Jonathan Baier und Prakash Patil
Bei der Umsetzung der Cloud
Technology Partners-Anwendungs-
migration erhalten wir Einblick in
die Anwendungsportfolios diver-
ser Unternehmen und haben
einige konsistente Muster ent-
deckt. Die meisten Unternehmen,
die auf die Cloud umsteigen,
arbeiten mit Legacy-Anwendun-
gen verschiedener Art, von denen
sich manche gut für eine
Cloud-Umgebung eignen, wäh-
rend andere ein umfassendes
Refactoring
erfordern.
Bei
geschäftskritischen Anwendun-
gen kann sich das Unternehmen
keine langen Ausfallzeiten wäh-
rend der Migration erlauben. In
solchen Fällen führen wir übli-
cherweise eine Zero-Downtime-
Migration durch.
Durch Zero-Downtime-Migrati-
onen lassen sich zwar Unterbre-
chungen des Geschäftsbetriebs
vermeiden, bei ihrer Anwendung
ist jedoch erhöhte Vorsicht gebo-
ten. Zusätzliche Setup-Aufgaben
sowie lückenlos koordinierte
Umstellungen erhöhen den erfor-
derliche Zeitaufwand und die
anfallenden Kosten im Vergleich
zu konventionellen „Lift-and-Shift“-
Migrationen.
Das größte Problem ist jedoch,
dass
die
Forderung
nach
Zero-Downtime dazu verleiten
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kann, den gesamten Migrations-
und Erkennungsprozess unzuläs-
sig zu verkürzen. Der Hinterge-
danke dabei: Wenn Ersatzserver
erstellt und vorab getestet wer-
den können, müssen die Teams
keine zusätzliche Zeit für das
Durchforsten der Altsysteme auf-
wenden. Erwiesenermaßen ist
jedoch das Gegenteil richtig.
Bei
Anwendungen,
deren
geschäftliche Wichtigkeit hoch
und die Folgewirkungen groß
genug sind, um eine Zero-Down-
time-Migration zu rechtfertigen,
muss mehr Zeit in die Anwen-
dungserkennung und Zuordnung
von Abhängigkeiten investiert
werden. Selbst wenn Duplikat-
systeme parallel zum vorhande-
nen System aufgestellt und getes-
tet werden, ist es manchmal
schwierig, den gesamten Test-
umfang zu absolvieren, bevor die
Umstellung erfolgt. Wie es so
treffend heißt: „Die Ausführung
im Produktivbetrieb lässt sich
durch nichts ersetzen!“
Natürlich gibt es Fälle, in denen
die Folgewirkungen einer Anwen-
dung sehr groß sind und die
Investition in die zusätzliche
Arbeit lohnen.
Im Folgenden schildern wir die
Herausforderungen, vor denen
wir bei einer kürzlich durchge-
führten Zero-Downtime-Migration
standen.
Hintergrund der Migration
Wie im Doppler-Magazin des letz-
ten Quartals berichtet, hat AVID
Technologies seine umfangreiche
Infrastruktur von einem vollstän-
dig verwalteten privaten Rechen-
zentrum zu AWS migriert. In den
meisten Fällen handelte es sich um
COTS-Anwendungen („Commer-
cial Off The Shelf“), die gut geeig-
net für eine „Lift-and-Shift“-Migra-
tion waren.
Bei
zwei
geschäftskritischen
Anwendungen war jedoch eine
Migration ohne Ausfallzeit gebo-
ten,
da
Ausfälle
erhebliche
geschäftliche Folgewirkungen nach
sich gezogen hätten. Beide Anwen-
dungen wiesen außerdem zahlrei-
che Abhängigkeiten von anderen
Anwendungen und Systemen auf.
Während der Migration dieser zwei
Anwendungen waren viele Heraus-
forderungen zu bewältigen, zum
Beispiel:
• Lückenhafte Kenntnisse im
Konfigurationsmanagement
• Bereitstellung von HAPro-
xy-basierten
Lastverteilern
anstelle von AWS ELBs (Elastic
Load
Balancers)
wegen
Kompatibilitätsproblemen
• Synchronisierung von fast 2 TB