Sonntagsblatt 6/2016 | Page 16

lich keit auf . Auch wenn sie keine neuen Erkenntnisse bringen sind sie für das serbische Fachpublikum wichtig da in ihnen in Serbien wenig bekannte Fachliteratur benutzt wurde und da diese Themen in der serbischen Geschichtsschreibung bisher kaum bearbeitet wurden .
Ein anderer Aufsatz von Antolovi . harrt auf Publizierung . Es handelt sich um einen kritischen Überblick der serbischen historischen Werken die die Donauschwaben als Haupt- oder Neben - thema haben . 9 Sowohl die ältere als auch die neuere Literatur werden untersucht . Dieser Aufsatz wird ohne Zweifel als sehr nützlicher Wegweiser für die künftige Forscher dienen .
Als wichtige Anregung für Literatur- und Kulturhistoriker kann der Aufsatz von Branko Bešlin über zwei Romane von Adam Mül - ler-Gutenbrunn ( Der Große Schwabenzug ) und Karl von Möller ( Der Werschetzer Tat ) dienen . 10 In ihm bettet der Verfasser diese literarischen Werke in einen breiteren historischen und gesellschaftlichen Kontext ein . Er analysiert und vergleicht ihren Inhalt und Wirkung in den Donauschwäbischen Massen . Der Verfasser widmet seine Aufmerksamkeit auch dem Missbrauch dieser Wer - ke zu NS-Zeiten . Auf diese Weise beweist Bešlin , der seine Magis - ter arbeit über die Donauschwäbische Presse geschrieben hat , 11 dass er ein guter Kenner des Themas ist . Außerdem , gab er einen wichtigen Ansporn den serbischen Literaturhistorikern indem er diese zwei Romane mit dem serbischen klassischen Roman „ Die Wanderungen ” von Miloš Crnjanski verglich .
Der selbe Verfasser hat im Jahr 2006 ein Büchlein über die Ansiedlung der Donauschwaben in der Vojvodina verfasst , das in sehr schöner Gestaltung erschienen ist . 12 Das kleine Werk schildert die Migrationen auf dem Gebiet der heutigen Vojvodina seit der Steinzeit bis zur Einwanderung der Deutschen . Auf diese Wei - se bringt er diesen Prozess in einen breiteren und längeren Kon - text . Er gibt dabei auch eine Skizze der begleitenden Schwie - rigkeiten und der Donauschwäbischen Leistungen . Das Büchlein , das wunderschön illustriert ist , und das auch auf Deutsch erschien , wurde als eine populäre Information für das allgemeine serbische Publikum gemeint . Es handelt sich damit nicht um ein wissenschaftliches Werk , sondern um eine kurze Darstellung die die Ergebnisse der Geschichtsforschung einem breiterem Publikum bekannt machen sollte . 13
Eine ähnliche Rolle spielt der zweisprachige Katalog der Aus - stellung „ Die Deutschen unserer Stadt ” 14 die derzeit in Neusatzer Stadtmuseum gezeigt wird . Die Autorin der Ausstellung und des Katalogs ist die Mitarbeiterin des Museums , Dr . Agneš Ozer . Das 60 Seiten starke , reich illustrierte Büchlein widergibt eine kurze Geschichte der Neusatzer Deutschen . Ihr Anteil an der Neusatzer Bevölkerung und ihre Verdienste für die Entwicklung der Stadt werden erzählt . Dabei werden unterschiedliche Aspekte ihres Daseins erwähnt und historische Dokumente zitiert . Die ganze Story ist in einen breiteren Kontext eingebettet und der Besu - cher / Leser kann einen klaren Überblick ihrer Vergangenheit be - kommen , auch wenn die Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg ein bißchen einseitig dargestellt sind . ( Gerade diese Teile des Textes werden in der Aufstellung nicht aufgebracht .) Da es überwiegend wertneutral geschrieben ist , stellen sowohl das Büchlein als auch die Ausstellung selbs , einen weiteren Schritt in Richtung historischer Rehabilitierung der Donauschwaben in der Vojvo - dina . Am Ende wollen wir unsere Aufmerksamkeit den echten For - schungsarbeiten widmen die als Ergebniss der Archivrecherchen entstanden sind und die neues Material bringen . Chronologisch kommt zuerst der Aufsatz des Mitarbeiters des Archivs in Su - botica , Stevan Mackovic 15 über das Konzentrationslager Sekitsch . Das ist der erste Aufsatz in dem anhand neues , bisher ungebrauchtes Archivmaterial geschrieben wurde . Es kann ruhig ge - sagt dass mit ihm eine neue Epoche der Geschichtsschreibung und ja , der Vergangenheitsbewältigung , in Serbien beginnt . Mackovic hat sich auf die Originalquellen gestutzt und grundsätzlich die Erlebnisberichte der Donauschwaben auf lokaler Ebene bestätigt .
Ein weiterer Schritt in gleicher Richtung machte auch der Somborer Artzt Dr . Branislav Danilovic , der erst über das Ge - sundheitswesen im Kreis Sombor 1944 – 1947 recherchiert hat . 16 In seinem ersten Buch widmete er auch fast 40 Seiten der Gesund - heitslage in den Lagern Gakowa und Kruschiwil . 17 Er zitiert zahlreiche , obwohl ja unkomplette Dokumente über die Lage der inhaftierten Donauschwaben und über die Bemühungen der Behörden dise Lage zu verbessern . Ausführliche Analysen der Ursachen des Sterbens , der Häufigkeit der Krankheiten usw . wurden anhand Archivquellen hergestellt .
Das gleiche Thema wie dieser Absatz behandelt das zweite Buch von Dr . Danilovic das ganz den Lagern Gakowa und Kruschiwil gewidmet ist . 18 Es ist auch anhand von Dokumenten aus dem Somborer Archiv , der Registerbücher aus Gakowa und Kruschiwil und anderen Quellen geschrieben . Nach einer längerer Einführung 19 beschreibt der Verfasser das Leben in den Lagern , Gesundheitszustand , Maßgaben der Behörden und Sterblichkeit . Die Todesurscahen werden auch analysiert . Obwohl seine Absicht war zu zeigen , dass es humane Ärzte und Beamten gab die ernst bemüht waren das Leiden der inhaftierten Deutschen zu lindern , verschweigt er nicht daß die gesamte Opferzahl für beide Lager größer ist als im donauschwäbischen Schrifttum angegeben wird . Dabei ist bei Danilovic die Opferzahl für Gakowa kleiner und in Kruschiwil größer als im Buch Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944 – 1948 behauptet wird . Er behauptet entschieden daß es keine Sterbemonate gab : nach Danilovic , war das Sterben der Lagerleute kontinuierlich und hang in der ersten Reihe von der Zahl der Inhaftierten ab . 20
Trotz eineiger Schwächen sind diese Bücher von Dr . Danilovic sehr wichtig für die weitere Forschung des Schicksals der in den Konzentrationslagern inhaftierten Donauschwaben . Vor allem ba sieren sie auf Dokumenten die extensiev zitiert werden . Außer - dem versucht der Verfasser nichts zu vertuschen . Sein wichtigster Balang ist zu zeigen daß die Inhaftierten nicht sich selbst überlassen worden waren . Dass die Sterblichkeit trotzdem sehr hoch war , lag an den allgemeinen Lebensbedingungen ( die ja auch für die freie Bevölkerung sehr schwierig waren ) und nicht an den Mangel an ärztlicher Versorgung . Auch wenn es über seine Schlußfol - gerungen diskutieren lässt , sind Danilovics Werke äußerst wichtig für die weitere Forschung des Problems . Sie beweisen auch wieviel sich das geistige Klima in Serbien geändert hat : endlich ist es möglich auch die heikligste Themen anhand Arhivquellen zu forschen und die Resultate ohne Schwierigkeiten zu veröffentlichen .
Ganz am Ende wollen wir noch ein Beispiel dieses geänderten Klima anführen . Es handelt sich um eine Arbeit einer Schülerin einer Mittelschule , die als Hausaufgabe in der Forschungsstation in Petnica bei Valjevo gemacht wurde . Sandra Nedimovic schrieb eine Arbeit über zwei religiöse Vereinigungen in Apatin 1935- 1944 und ihre Beziehung zu den Nationalsozialisten . 21 Sie wurde anhand einschlägiger serbischer und donauschwäbischer Literatur und Gesprächen mit den Zeitgenossen geschrieben . Viel wichtiger als die eigentliche Ergebnisse dieser sehr korrekt gemachten Arbeit ist die Tatsache , dass die begabten Jugendlichen heutzutage Schulprojekte über die Donauschwaben ( und die Katholische Kirche ) bekommen . Das heißt , das Thema Donauschwaben ist zu einem normalen historischen Thema geworden , das ohne weiteres auch für Bildungszwecke verwendet werden kann . Das ist ein Beweis der Normalisierung der serbischen Gesellschaft und darin liegt eine große Hoffnung : und zwar nicht nur für die serbische Geschichtschreibung .
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