Sonntagsblatt 6/2015 | Page 9

den Nationalitäten galten damals als Hungarus, also als Teil der ungarischen Nation. (2) Obwohl das Verhältnis zwischen Ungarn und den Min - derheiten oft nicht harmonisch war, setzten sich viele Natio - nalitätenzugehörigen für die gemeinsame Heimat ein… Bemerkung zu (1) Wohl, man kann erkennen, dass die (meis- ten) Familiennamen der Arader Helden keinen ungarischen Klang haben. Aber verschwiegen wird, welcher Nationalität sie an gehörten. Denn der aus Hessen gekommene Leiningen Wes - terburg war kein Károly und der Wiener Poeltenberg kein Ernô, ebenso auch die anderen, wie Aulich, Schweidel, Lahner hatten deutsche Vornamen, die sie auch als ungarische Heerführer in ihrer Muttersprache verwendet haben. Es ist eine vererbliche mad jarische Krankheit, dass man alles madjarisiert; aber dass die - se Seuche auch in den ungarndeutschen Medien krassiert, das ist doch verwunderlich, bzw. merkwürdig. Bemerkung zu (2) In diesem Satz kann man akzeptieren, dass trotz Unstimmigkeiten zwischen Madjaren und Nationalitäten letztere doch ‘für die gemeinsame Heimat’ eingetreten sind. Frei - lich nicht immer an der Seite der Madjaren. Völlig unrichtig ist jedoch in der Überschrift ‘auch die Nationalitäten kämpften für die Mehrheit’. Denn: Wer war damals in Mehrheit? Im damaligen „Großungarn” war der madjarische Volksanteil gegenüber dem der Nationalitäten in der Minderheit. Ja, die ungarische Geschichtschreibung begibt sich gar oft auf den Holzweg. Dies gilt eben als selbstverständlich, wenn auch merkwürdig! O Im Internet Quelle: Zentrum (30. Oktober 2015) ist zu lesen: Die Reformation und die ungarn - deutsche Nationalität (Auszüge) Von dem 31. Oktober fallen einem oft nur noch die lauten Hallo - ween-Partys ein, obwohl mehrere christliche Konfessionen auch an diesem Tag ihre Feste feiern. Die katholische Kirche den Vor - abend von Allerheiligen, während die protestantischen den Tag der Reformation. Denn Martin Luther nagelte seine 95 Thesen auf das Tor der Wittenberger Burgkirche… In Ungarn erschien die Reformation zuerst am Königshof, aber zur (1) Hochburg des Protestantismus wurde Siebenbürgen. Dabei hatten mehrere deutsche Bürger eine bedeutende Rolle, nicht zuletzt wegen ihrer Tätigkeit im Bereich des Buchdrucks. Einer der bedeutendsten unter ihnen war Johannes Honterus, dem die Nachfolgezeit den Titel „Reformator Siebenbürgens” ver lieh… Eine ähnliche, wenn nicht größere Rolle in der ungarischen Reformation hatte (2) Kaspar Heltai. Auch er war in vielen Be - reichen tätig, vor allem ist er als Druckereibesitzer und Schrift - steller bekannt, aber arbeitete auch als Übersetzer und Pastor. Der sächsischstämmige, deutschsprachige Siebenbürger Refor - mator lernte die lutherischen Lehren 1510, wahrscheinlich wäh- rend seines Wittenbergischen Studiums kennen. 1550 gründete er seine Druckerei in Klausenburg (Cluj Napo - ca), die er in der ersten Zeit zusammen mit Georg Hoffgreff be- t rieb. Die Druckerei hat eine enorme Bedeutung in der ungari- schen Kulturgeschichte, besonders bei der Verbreitung der unga- rischen Sprache. Denn im Gegensatz zu Honterus veröffentlichte Heltai nur wenige deutschsprachige Werke. Zu seinen bekanntes- ten schriftstellerischen Werke gehören die auf die Äsopischen Werke basierenden 100 Fabeln und die Chronik der Heldentaten der Ungarn. Auch er beteiligte sich an der Übersetzung der Bibel, 1569 bekehrte er sich zur antitrinitarischen Konfession. Er starb 1574 in Klausenburg. Die lutherischen Gedanken erreichten auch die Zipser Sachsen. Ihr bedeutendsten Vermittler war Bartfelder (Bardejov) Leo nard Stöckel (1510–1560)… Obwohl die Reformation auch in dem königlichen Ungarn eine Wirkung ausübte, blieben die Ofener und Pester deutsche Ge - meinschaften meistens treu zu ihrem katholischen Glauben, die wenigen Budaer Protestanten verließen die Stadt nach ihrer türki- schen Besetzung 1541. Die Lehren von Luther und Calvin wurden im ganzen Land populär. Der Hof der Habsburger war auch nicht gleichgültig gegenüber den neuen Ideen, aber die Herrscher - familie blieb immer Anhänger der katholischen Kirche. Teilweise wurden deswegen während den großen Ansiedlungen im 18. Jahr - hundert die leer gewordenen Gebiete in erster Linie von Kolo - nisten aus den katholischen deutschen Gebieten bevölkert. Selbst verständlich werden wir uns damit in den späteren Teilen unserer Reihe näher beschäftigen. István Mayer Bemerkung zu (1) Im Artikel wird durchaus über die Refor - mation in Siebenbürgen, d.h. bei den Siebenbürger Sachsen ge - sprochen, obwohl die Überschrift uns die Reformation bei den Ungarndeutschen verspricht. Es bleibt zu hoffen, dass ein späterer Artikel darauf zurückkommen wird. Bemerkung zu (2) Auffallend ist hier die Schreibweise des Namens – Kaspar Heltai. Der Rufname Kaspar lässt schon ver- muten, dass wir es mit einem Deutschen zu tun haben. Doch die deutliche Erklärung bleibt aus. Heltai Gáspár hieß ursprüng - lich Caspar Helth. Er wurde (wahrscheinlich) in Heltau (ung. Nagydisznód) geboren, weshalb aus ihm ein Heltai wurde. Erst mit sechszehn Jahren erlernte er die ungarische Sprache, schrieb jedoch die meisten seiner Werke auf Ungarisch. So ergeben sich eben Merkwürdigkeiten in einem sonst guten Artikel. O Wußten Sie dass Tömörkényi István als Stefan Steingaßner 1866 in Cegléd in einer schwäbischen Familie geboren wurde? Ursprünglich sprach er die schwäbische Mundart der Eltern. Als Soldat diente er ein Jahr in Wien und erlernte da die deutsche Hochsprache. Tömörkényi war ein hervorragender Schilderer des madjarischen Bauernlebens und einer der Hervorragendsten des madjarischen völkischen Realismus. Er war Direktor der Somogyi-Bibliothek und des Städtischen Museums in Szegedin. Seine Erzählungen, Zeichnungen und Genrebilder erschienen in mehreren Bänden. Er war Mitglied der Petôfi- Gesellschaft und starb 1917. Merkwürdig! Für Gleichberechtigung und mehr Selbstbewusstsein in den eigenen Reihen Interview mit der slowakeimadjarischen Initiative „Zweisprachige Südslowakei” (ZSS) Der Weg führt von Komorn, slowakisch Komárno, über eine aus- gedehnte Tiefebene Richtung Neutra/Nyitra im Norden. Wir be - finden uns im madjarischen Herzland der Slowakei, wo noch slo- wakische Jugendliche aufwachsen, die Ungarisch auf der Straße lernen. Die Reihe madjarischer Dörfer und Städte wird auf dem (Fortsetzung auf Seite 10) 9