Sonntagsblatt 6/2015 | Page 8

und gute Vorsätze / Vorhaben darlegten . Besagte Vorstellungen wei terlesend sind mir dann allerhand Zweifel bzw . Fragen durch den Kopf gegangen . Hier will ich auf einige hinweisen :
Josef Manz aus Baaja / Baja sagt : „… Ich bin nämlich der Über zeugung , dass man sich engagieren muss , um unserer Volks - gruppe eine würdige Zukunft sichern zu können ! Ein Schicksal wie in der Vergangenheit haben wir nämlich nicht verdient !...( 1 ) Ich bin der Meinung , dass die Interessen der deutschen Nationalität in Ungarn noch offensiver und härter vertreten werden sollten . Wir in der LdU-Vollversammlung wollen darüber hinaus auch dem Trend folgen , ( 2 ) Tradition und Modernität noch mehr in Einklang zu bringen , und da bin auch ich voll dafür . Doch die wohl wesentlichste Aufgabe von uns ist meiner Meinung nach , ( 3 ) unsere Basis zu begeistern und die Leute mitzureißen , damit noch mehr Ungarndeutsche auf diversen Ge - bieten zum Wohle ihrer , unserer Nationalität aktiv werden .” Bemerkung zu ( 1 ): Richtig ! Das müsste man eben tun ! Aber wie ? Hat die LdU dafür bereits eine Strategie ausgearbeitet ?
Bemerkung zu ( 2 ): Althergebrachte Traditionen mit der Mo - derne in Einklang bringen ? Gibt es überhaupt noch gelebte Tradi - tionen ? Ja , wenn Traditionen nur theatralisch nachgeahmt werden , so kann man diese freilich auch modernisieren . Aber ist das sinnvoll ? Ich denke an das „ traditionelle Schweineschlachten ” z . B . in Wudersch – und finde die Tradition nicht . Gegessen und ge trunken wird wie früher , aber der Schlachtvorgang ist schon mo - der nisiert ( wie z . B . Sengen ! Kein Därmewaschen !). Den neugierigen Schulkindern wird das schwäbische Schlachten auf Unga - risch erklärt ! ( perzselés , teknô , rémfa , usw .) Mi ebben a pláne ? – könnte man schön deutsch fragen .
Bemerkung zu ( 3 ): Die Basis begeistern ? Wie und womit ? Man sollte es tun , doch auch dafür bräuchte man eine gute Strategie . Ich selber habe diesbezüglich schlechte Erfahrungen , obwohl dies nicht maßgebend ist . Die gegenwärtigen ungarndeutschen Orga - ne – Selbstverwaltungen , Kulturgruppen – werden dies nicht können . Die heutige Basis ist auf das – mit Essen und Trinken verbundene – Feiern , auf möglichst kostenlose unterhaltsame Veran stal - tungen und Reisen ausgerichtet . Muttersprache ? Deutsche Geschichte ? Erziehung zu Selbst- und Volksbewußtsein ? Opfer - bereitschaft ? Damit sollte man , aber damit kann man nicht begeistern . Nicht im heutigen ungarndeutschen System . Dr . Michael Józan-Jilling aus Seksard / Szekszárd sagt : „… Der Seksarder Deutsche Nationalitätenverein , dessen Sekretärposten ich damals bekleidet habe , war einer der ersten ungarndeutschen Vereine . Unsere Tätigkeit war damals bahnbrechend : 1992 haben wir in der Gemeinde Tengelic als Gastgeber das erste Landestreffen ungarndeutscher Vereine organisiert , wo wir im Tengelicer Beschluss formuliert haben , ( 1 ) dass die Un - garn deutschen ein auf dem Vereinssystem basierendes Selbst - verwaltungssystem benötigen .
…„ Schon in den ersten Jahren der Wende habe ich es für äußerst wichtig gehalten , dass unsere Volksgruppe wegen des Umbruchs nicht als Verlierer dasteht .
… Als Vollversammlungsmitglied ( 2 ) erwarte ich von der Lan - des selbstverwaltung , dass sie die Interessen der Ungarndeut - schen ohne Unterwürfigkeit vertritt und dass sie sich für gute deutsch-ungarische Beziehungen einsetzt .
Durch mein langjähriges Engagement auf diesem Gebiet habe ich sehr viele ( 3 ) Erfahrungen sammeln können , die ich nun versuche , an meine jungen Kollegen in der LdU-Vollversammlung weiterzugeben .”
Bemerkung zu ( 1 ): „… auf dem Vereinssystem basierendes Selbstverwaltungssystem ”! Gibt es das heute ? Ja , aber wie !? Die Selbstverwaltungen sind in Vereine gebündelt und somit wählen im Endeffekt die bestehenden Selbstverwaltungen die neuen
Selbstverwaltungen – und die Vereine dürfen mithatschen .
Bemerkung zu ( 2 ): Die LdU soll ohne Unterwürfigkeit vertreten ! Richtig ! Aber wie meint das Herr Józan ? Da müsste er sich verständlicher ausdrücken . Denn es gibt unter ungarndeutschen Men schen auch die Meinung , dass die LdU nicht die Interessen des deutschen Volkes in Ungarn vertritt . Also ?
Bemerkung zu ( 3 ): Es wäre wohl angebracht , wenn diese Erfahrungen schriftlich an die jungen Kollegen ( warum nicht an die ungarndeutsche Öffentlichkeit ?) weitergegeben werden , z . B . auf Seiten der Neuen Zeitung , da auf einer Vollversammlung dies schwer zu vollbringen ist – meine ich .
Dr . Kathi Gajdos-Frank aus Wudersch / Budaörs sagt : „ Mich interessierten schon immer die Programme der deutschen Natio - nalität , ich war bzw . ( 1 ) bin immer noch aktives Mitglied meh - re rer ungarndeutscher Vereine – wie der Jakob Bleyer Gemein - schaft , des Wuderscher Deutschen Kulturvereins oder der Schwa - benberger Traditionspflegenden Gemeinschaft . ( 2 ) Ich setzte mich also sowohl in meinem Beruf wie auch ehrenamtlich für das Ungarndeutschtum ein . Meine Gründe dafür sehe ich in meiner Abstammung , in der Geschichte meiner Familie , in meinem schulischen Werdegang und in meinen nur guten Erfahrun - gen auf diesem Gebiet . Ich habe zu meinen Wurzeln zurückgefunden ( 3 ) und meine Identität gefunden .”
Bemerkung allgemein : Da Kathi auch unserem Verein zugehört , darf man – aus Erfahrung – ihr wirklich nur das beste Zeugnis bescheinigen . Guter Wille , sehr aktiv , viele Ideen … Aber wie sieht die Ernte aus ? Viel Mühe – karger Lohn ? Wäre da nicht auch eine neue Strategie erwünscht , z . B . zur Mobilisierung der Jugend ?! Schöne Worte von LdU und GJU helfen nicht weiter . Noch zu ( 3 ): Identität gefunden ? Identität wird bekannterweise auch durch Sprache / Muttersprache geformt . Da ist Entscheidung gefragt !
Merkwürdig , – groß ist der Unterschied zwischen Wille und Werk !

SCHLECHTE GEWOHNHEIT

Im Internet Quelle : Zentrum ( 6 . Oktober 2014 ) ist zu lesen : Die Arader Märtyrer : auch die Nationalitäten kämpften für die Mehrheit ( Auszüge ) von István Mayer
Der 6 . Oktober ist der einzige offizielle nationale Trauertag Un - garns . Vor 165 Jahren wurden 13 Offiziere des Freiheitskamp fes in Arad hingerichtet .
Die Namen der Märtyrer sind allen bekannt : Lajos Aulich , Já - nos Damjanich , Arisztid Dessewffy , Károly Knezic , Ernô Kiss , György Lahner , Vilmos Lázár , Károly Leiningen-Westerburg , Jó - zsef Nagysándor , Ernô Poeltenberg , József Schweidel , Ignác Tö - rök und Károly Vécsey .
( 1 ) Man kann gleich erkennen , dass die Großzahl der Na - men nicht Ungarisch ist . Das ist nicht zufällig . Der Generalstab des Freiheitskampfes stellte sich hauptsächlich von den früheren Offizieren der kaiserlichen Armee zusammen , in der zahlreiche Angehörigen der Nationalitäten Groß-Ungarns dienten . Es gab un ter den Helden auch solche , die von außerhalb von Ungarns stammten : Károly Leiningen-Westerburg war ein hessischer Aris - tokrat , Ernô Poeltenberg gebürtiger Wiener .
Die Hoffnung auf ein freies Ungarn war also nicht nur für die Mehrheitsgesellschaft wichtig . Die im Königreich Ungarn leben-
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