die Zahl der Deutschen, sondern auch die der slawischen und
rumänischen Nationalität angehoben, und dadurch beträchtlich
ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Aufgrund der Volkszählung in
1941 bekannte sich der Muttersprache nach 22,5% und der Nati -
onszugehörigkeit nach 19,1% der Gesamtbevölkerung zu einer
Nationalität, unter ihnen auch die rumänische Minderheit mit
mehr als einer Million an der Zahl.
Nach all diesem konnte die Regierung kaum der Neuorganisie -
rung des Nationalitätenunterrichts ausweichen. Doch auch diese
schuf keine klaren und eindeutigen Verhältnisse; es gab keinen
entschiedenen, eindeutigen Übergang zum Muttersprachenun -
terricht. In der Verordnung Nr. 700/1941 ME am 1. Februar 1941
kehrte man eigentlich zum Klebelsbergschen 3-Typensystem zu -
rück, mit dem Unterschied, dass man die Betonung auf den Typ A,
den Muttersprachenunterricht legte. Es ist nämlich verordnet
wor den, dass man innerhalb des einheitlichen Nationalitäten-
Schulsystems die bisher ungarisch gelehrten Fächer in der Zu -
kunft in der Muttersprache unterrichtet. Auf Wunsch der El tern
ist aber auch weiterhin der gemischtsprachige Unterricht erlaubt
worden, und diesem untergeordnet auch die Beibehaltung der
Schulen mit dem Typ C. Die Bestimmung betreffs des obligatori-
schen Lehrens des Ungarischen ließ die Verordnung unberührt.
Die Durchführung der obigen Verordnung des Ministerpräsi -
denten regelnde Verordnung des Ministers für Religions- und
Unterrichtswesen brachte man am 24. Juli 1941, nach der Zu -
rückgliederung Süd-Ungarns heraus. Diese verordnete, dass man
in den Nationalitätenschulen im Laufe des Schuljahres 1941/42,
aber spätestens bis zum 1. März 1942 zum Muttersprachenun ter -
richt übergehen solle, ausgenommen, wenn die Eltern von min-
destens 20 Nationalitätenschülern die Beibehaltung des alten
Lehrsystems wünschen. Eine am gleichen Tag herausgebrachte
Verordnung nimmt sich der Schulung ungarischer Kinder in frem-
der Umgebung an, und bekräftigt die früheren Verordnungen
bezüglich des obligatorischen Unterrichts der Staatssprache in
den Nationalitätenschulen. Als Ergebnis der Verordnung Nr. 700
und ihrer Durchführung ist in 189 Volksschulen der reine deutsch-
sprachige Unterricht eingeführt worden. Gleichzeitig meldeten
auch viele Eltern Anspruch auf einen intensiven Unterricht des
Ungarischen, dessen Befriedigung in der gegebenen Lage jedoch
nicht möglich war. Die Volksbund-Schulen werden als eigenartige
Auswüchse des ungarischen Schulsystems betrachtet, zu deren
Einrichtung und Organisierung es – wie bereits erwähnt – durch
das am 30. August 1940 unterschriebenen ungarisch-deutschen
Minderheitsabkommen kam. Der Volksbund ging mit großem
Schwung an den Ausbau eines selbstständigen eigenen Schul -
systems, welches er als den Liebling der deutschen Volksgruppe
wähnte. Mit dem tatsächlich Erreichten war Franz Basch, Volks -
gruppenführer nicht gerade zufrieden. Im Schuljahr 1943/44 lern-
ten nur 11 622 Schüler in deutschen Schulen. Nach Basch gibt es
auch keine Entwicklung im Schulsystem, eher einen Rückgang.
1944 hatte der Volksbund 71 Volksschulen, 2 Landwirtschafts -
schu len, insgesamt 18 Mittelschulen, unter ihnen 9 Bürgerschulen
und einen Lehrgang der Bürgerschule, 6 Gymnasien, 2 Lehrer -
bildungsanstalten, 1 Handelsschule und einen Lehrgang im Han -
delswesen. Der Volksbund konnte also in seinem ursprünglichen
Status nur sein Mittelschulnetz aufrechterhalten und auch einiger-
maßen entwickeln (wobei der Zuwachs auch hier minimal ist: eine
Bürgerschule und ein Lehrgang der Bürgerschule). Über die
Kindergärten schweigt sich Basch aus, sicherlich nicht ohne
Grund. (?)
Mit der Reform um 1941 schloss sich der Kreis um den Na -
tionalitätenunterricht. Der Schwung des Pendels der Nationa -
litätenpolitik um 1935 nach rechts kehrte zu seiner ursprünglichen
Position von 1923 zurück. Und dies war gesetzmäßig. Immer
wenn der Nationalitätenunterricht in Krise geriet und vor
Entschei dungen stand, tauchte als befolgenswertes Beispiel oder
als nützliche Lehre das Klebelsbergsche 3Typensystem auf. Diese
Tat sache beweist die Lebenskraft dieser Konzeption.
Fortsetzung folgt
• Zur
Erinnerung •
RUNDE GEDENKTAGE
Vor 70 Jahren
am 20. November 1945 begann der NÜRNBERGER PROZESS.
Einwände der Verteidigung: kein gültiges Völkerrecht, Strafgesetz
erst nach der Tat geschaffen und Richter und Ankläger sind die
gleiche Partei.
Niemals darf ein Mensch, ein Volk, wähnen, das Ende sei gekom-
men. Güterverlust läßt sich ersetzen, über anderen Verlust tröstet die
Zeit, nur ein Übel ist unheilbar: wenn ein Volk sich selbst aufgibt.
Johann Wolfgang von Goethe
Vor 120 Jahren gestorben
GUSTAV LANGENSCHEIDT am 11. November 1895 in Berlin
gestorben (geb. am 21. Oktober 1832 in Berlin). Philologe. Er
gründete 1856 einen Verlag mit Buchdruckerei für Wörterbücher
und fremdsprachige Unterrichtsbriefe. Mitbegründer der Metho -
de Toussaint-Langenscheidt, die er zur Grundlage seiner Wörter -
bücher und Unterrichtsbehelfe machte .
Auf alles, was mit mir geschieht, antworte ich, indem ich mein Bestes
dagegen setze.
Friedrich Nietzsche
Vor 140 Jahren geboren
HANS GRIMM, geb. am 22. März 1875 in Wiesbaden (gest. am
27. September 1959 in Lippoldsberg/Landkreis Hofgeismar).
Schrift steller; wurde bekannt durch seinen Kolonialroman „Volk
ohne Raum”.
Ich will, dass die Menschen die Freiheit ihrer Herkunft und Sprache
behalten und dass nicht einer aus lauter wirtschaftlichen Nöten sich
selber auslöschen muss, damit die Kinder fremde Art gewinnen und
sich leichter tun.
Hans Grimm
Vor 170 Jahren gestorben
JOHANN STRAUSS (VATER) starb am 25. September 1845 in
Wien (geb. am 14. März 1804 in Wien). Wiener Hofballdirektor;
er machte den Walzer gesellschaftsfähig und komponierte selbst
mehr als 150 Walzer sowie Quadrillen, Galopps, Polkas und Mär -
sche (Radetzkymarsch). Mit seiner Kapelle reiste er durch ganz
Europa und machte damit die Wiener Musik bekannt und
berühmt.
Es gilt einfach das auszustrahlen, was in uns leuchtend geworden ist.
Richard Wilhelm
Vor 190 Jahren geboren
STEPHAN TÜRR (1825–1908)
Stephan Türr wurde in Baja-Frankenstadt am 11. August 1825
geboren und starb am 3. Mai 1908 in Budapest. Er trat früh in ein
ungarisches Grenadierregiment ein und wurde 1848 als Leutnant
an der italienischen Front eingesetzt. Im Januar 1849 ging er zu
den Piemontesen über und organisierte eine ungarische Legion.
(Fortsetzung auf Seite 14)
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