Sonntagsblatt 6/2015 | Page 13

die Zahl der Deutschen, sondern auch die der slawischen und rumänischen Nationalität angehoben, und dadurch beträchtlich ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Aufgrund der Volkszählung in 1941 bekannte sich der Muttersprache nach 22,5% und der Nati - onszugehörigkeit nach 19,1% der Gesamtbevölkerung zu einer Nationalität, unter ihnen auch die rumänische Minderheit mit mehr als einer Million an der Zahl. Nach all diesem konnte die Regierung kaum der Neuorganisie - rung des Nationalitätenunterrichts ausweichen. Doch auch diese schuf keine klaren und eindeutigen Verhältnisse; es gab keinen entschiedenen, eindeutigen Übergang zum Muttersprachenun - terricht. In der Verordnung Nr. 700/1941 ME am 1. Februar 1941 kehrte man eigentlich zum Klebelsbergschen 3-Typensystem zu - rück, mit dem Unterschied, dass man die Betonung auf den Typ A, den Muttersprachenunterricht legte. Es ist nämlich verordnet wor den, dass man innerhalb des einheitlichen Nationalitäten- Schulsystems die bisher ungarisch gelehrten Fächer in der Zu - kunft in der Muttersprache unterrichtet. Auf Wunsch der El tern ist aber auch weiterhin der gemischtsprachige Unterricht erlaubt worden, und diesem untergeordnet auch die Beibehaltung der Schulen mit dem Typ C. Die Bestimmung betreffs des obligatori- schen Lehrens des Ungarischen ließ die Verordnung unberührt. Die Durchführung der obigen Verordnung des Ministerpräsi - denten regelnde Verordnung des Ministers für Religions- und Unterrichtswesen brachte man am 24. Juli 1941, nach der Zu - rückgliederung Süd-Ungarns heraus. Diese verordnete, dass man in den Nationalitätenschulen im Laufe des Schuljahres 1941/42, aber spätestens bis zum 1. März 1942 zum Muttersprachenun ter - richt übergehen solle, ausgenommen, wenn die Eltern von min- destens 20 Nationalitätenschülern die Beibehaltung des alten Lehrsystems wünschen. Eine am gleichen Tag herausgebrachte Verordnung nimmt sich der Schulung ungarischer Kinder in frem- der Umgebung an, und bekräftigt die früheren Verordnungen bezüglich des obligatorischen Unterrichts der Staatssprache in den Nationalitätenschulen. Als Ergebnis der Verordnung Nr. 700 und ihrer Durchführung ist in 189 Volksschulen der reine deutsch- sprachige Unterricht eingeführt worden. Gleichzeitig meldeten auch viele Eltern Anspruch auf einen intensiven Unterricht des Ungarischen, dessen Befriedigung in der gegebenen Lage jedoch nicht möglich war. Die Volksbund-Schulen werden als eigenartige Auswüchse des ungarischen Schulsystems betrachtet, zu deren Einrichtung und Organisierung es – wie bereits erwähnt – durch das am 30. August 1940 unterschriebenen ungarisch-deutschen Minderheitsabkommen kam. Der Volksbund ging mit großem Schwung an den Ausbau eines selbstständigen eigenen Schul - systems, welches er als den Liebling der deutschen Volksgruppe wähnte. Mit dem tatsächlich Erreichten war Franz Basch, Volks - gruppenführer nicht gerade zufrieden. Im Schuljahr 1943/44 lern- ten nur 11 622 Schüler in deutschen Schulen. Nach Basch gibt es auch keine Entwicklung im Schulsystem, eher einen Rückgang. 1944 hatte der Volksbund 71 Volksschulen, 2 Landwirtschafts - schu len, insgesamt 18 Mittelschulen, unter ihnen 9 Bürgerschulen und einen Lehrgang der Bürgerschule, 6 Gymnasien, 2 Lehrer - bildungsanstalten, 1 Handelsschule und einen Lehrgang im Han - delswesen. Der Volksbund konnte also in seinem ursprünglichen Status nur sein Mittelschulnetz aufrechterhalten und auch einiger- maßen entwickeln (wobei der Zuwachs auch hier minimal ist: eine Bürgerschule und ein Lehrgang der Bürgerschule). Über die Kindergärten schweigt sich Basch aus, sicherlich nicht ohne Grund. (?) Mit der Reform um 1941 schloss sich der Kreis um den Na - tionalitätenunterricht. Der Schwung des Pendels der Nationa - litätenpolitik um 1935 nach rechts kehrte zu seiner ursprünglichen Position von 1923 zurück. Und dies war gesetzmäßig. Immer wenn der Nationalitätenunterricht in Krise geriet und vor Entschei dungen stand, tauchte als befolgenswertes Beispiel oder als nützliche Lehre das Klebelsbergsche 3Typensystem auf. Diese Tat sache beweist die Lebenskraft dieser Konzeption. Fortsetzung folgt • Zur Erinnerung • RUNDE GEDENKTAGE Vor 70 Jahren am 20. November 1945 begann der NÜRNBERGER PROZESS. Einwände der Verteidigung: kein gültiges Völkerrecht, Strafgesetz erst nach der Tat geschaffen und Richter und Ankläger sind die gleiche Partei. Niemals darf ein Mensch, ein Volk, wähnen, das Ende sei gekom- men. Güterverlust läßt sich ersetzen, über anderen Verlust tröstet die Zeit, nur ein Übel ist unheilbar: wenn ein Volk sich selbst aufgibt. Johann Wolfgang von Goethe Vor 120 Jahren gestorben GUSTAV LANGENSCHEIDT am 11. November 1895 in Berlin gestorben (geb. am 21. Oktober 1832 in Berlin). Philologe. Er gründete 1856 einen Verlag mit Buchdruckerei für Wörterbücher und fremdsprachige Unterrichtsbriefe. Mitbegründer der Metho - de Toussaint-Langenscheidt, die er zur Grundlage seiner Wörter - bücher und Unterrichtsbehelfe machte . Auf alles, was mit mir geschieht, antworte ich, indem ich mein Bestes dagegen setze. Friedrich Nietzsche Vor 140 Jahren geboren HANS GRIMM, geb. am 22. März 1875 in Wiesbaden (gest. am 27. September 1959 in Lippoldsberg/Landkreis Hofgeismar). Schrift steller; wurde bekannt durch seinen Kolonialroman „Volk ohne Raum”. Ich will, dass die Menschen die Freiheit ihrer Herkunft und Sprache behalten und dass nicht einer aus lauter wirtschaftlichen Nöten sich selber auslöschen muss, damit die Kinder fremde Art gewinnen und sich leichter tun. Hans Grimm Vor 170 Jahren gestorben JOHANN STRAUSS (VATER) starb am 25. September 1845 in Wien (geb. am 14. März 1804 in Wien). Wiener Hofballdirektor; er machte den Walzer gesellschaftsfähig und komponierte selbst mehr als 150 Walzer sowie Quadrillen, Galopps, Polkas und Mär - sche (Radetzkymarsch). Mit seiner Kapelle reiste er durch ganz Europa und machte damit die Wiener Musik bekannt und berühmt. Es gilt einfach das auszustrahlen, was in uns leuchtend geworden ist. Richard Wilhelm Vor 190 Jahren geboren STEPHAN TÜRR (1825–1908) Stephan Türr wurde in Baja-Frankenstadt am 11. August 1825 geboren und starb am 3. Mai 1908 in Budapest. Er trat früh in ein ungarisches Grenadierregiment ein und wurde 1848 als Leutnant an der italienischen Front eingesetzt. Im Januar 1849 ging er zu den Piemontesen über und organisierte eine ungarische Legion. (Fortsetzung auf Seite 14) 13