Sonntagsblatt 6/2014 | Page 13

In zehn Komitaten besaß keine Volksgruppe eine absolute Mehr heit. Diese habe ich anhand der relativen Mehrheit der je - weiligen Nationalität einer Volksgruppe zugeordnet. In drei Komitaten (Batsch–Bodrog, Berg und Ugotscha) waren die Madjaren in der relativen Mehrheit. 16% des Gebiets von Batsch–Bordrog und 12% von Berg verblieben bei Ungarn, den überwiegenden Teil erhielten die Tschechoslowakei und Jugos - lawien. Das Komitat Ugotscha kam an die Tschechoslowakei. In zwei Komitaten (Maramuresch und Ung) stellten die Ruthe - nen die relative Mehrheit. Ung erhielt die Tschec hoslowakei, Ma - ra muresch teilten die Tschechoslowakei und Rumänien unter sich auf. Zwei Komitate (Syrmien und Torontal) hatten eine serbische relative Bevölkerungsmehrheit. Syrmien erhielt Jugoslawien, To - ron tal wurde mit Rumänien geteilt. Die Rumänien waren in zwei Komitaten (Klein–Kokelburg und Temesch) in der relativen Mehrheit. Klein–Kokelburg erhielt Ru - mä nien, Temesch Rumänien und Jugoslawien. In einem Komitat (Pressburg) waren die Slowaken in der Mehrheit. Er kam zur Tsche choslowakei. Schlussendlich sehen wir im Falle zweier Komitate, dass jeweils zwei Volksgruppen einen gleich großen Bevölkerungsanteil stell- ten: Kronstadt hatte eine madjarisch–rumänische Bevölkerung, Klein–Kokelburg eine deutsch–rumänische. Bei beiden Komita - ten erhielt Rumänien den Zuschlag. Wenn wir die Ergebnisse der ungarischen Volkszählung von 1910 zugrunde legen, haben wir in den 36 Komitaten (in etwas mehr als die Hälfte aller Komitate), in denen eine Nationalität oder zwei zusammen die Mehrheit stellten, kaum ein ethnisches Argument. (Ich merke an, dass vom Gebiet des Komitats Wiesel - burg, der eine deutsche Bevölkerungsmehrheit von 55% hatte, 46% bei Ungarn verblieb, obwohl die Madjaren 35% der Bevöl - kerung stellten.) Im Falle dieser Komitate könnten wir uns auf die sagenumwobene Vorrechte der „Heiligen Krone” und des „Tau - send jährigen Ungarns” berufen, bei den aber noch dreihundert Jah re fehlen. Diese sind, geben wir es doch zu, keine starken Ar - gu mente. Wir haben gesehen, dass es in 34 von 71 Komitaten eine (abso- lute oder relative) madjarische Bevölkerungsmehrheit gab. 13 Ko - mitate verblieben vollständig bei Ungarn, deren Fall ist klar. In der nächsten Tabelle finden wir 22 Komitate. 21 Komitate, in de - nen die Madjaren eine absolute oder relative Mehrheit stellten (Batsch–Bodrog, Berg und Ugotscha) und deren Gebiet trotzdem nur zum Teil (im Falle von 17 Komitaten) ungarisch blieb, wie das Komitat Wieselburg, dessen Gebiet hinsichtlich der Relation Be - völkerungsanteil-bei Ungarn verbliebenes Komitatsgebiet über- proportional begünstigt war, findet man unter den Komitaten, de - ren Fall zu unseren Gunsten entschieden wurde. Die vier Seklerkomitate kamen vollständig zu Rumänien, Ugot - scha zu der Tschechoslowakei. Wie man der Tabelle entnehmen kann, verblieb im Vergleich zum Bevölkerungsanteil ein propor- tional größeres Gebiet bei Ungarn im Falle der Komitate Branau, Csanád, Wieselburg, Ödenburg, Eisenburg und Sala. Wir können behaupten, dass wir in diesen sechs Fällen begünstigt wurden, unsere Sache wurde zu unseren Gunsten entschieden. Wenn man diese und mit den 35 Komitaten addiert, in denen die Natio - nalitäten die Mehrheit stellten, und die bei Ungarn verbliebenen 13 Komitate sowie den gemischt madjarisch–rumänischen Komi - tat hinzurechnet, also 6+35+13+1 = 55, also im Falle von 55 Ko - mitaten (77% der 71 Komitate) haben wir keinen Grund uns zu beklagen. Die Daten zeigen ohne Zweifel, dass sich die Friedenskonferenz im Falle von 16 Komitaten (22,5%) zu unseren Ungunsten ent- schieden hat. Diese 16 Komitate verkörpern das, was wir als Be - weis für die Ungerechtigkeiten, den „imperialistischen Raub frie - den” hochhalten könnten. Ein gemessen am madjarischen Bevöl - kerungsanteil überproportional großes Gebiet musste Ungarn an Rumänien, die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Österreich ab - treten, im Falle von fünf Komitaten (Tschick, Háromszék, Mie - resch–Torda, Udvarhely, Ugotscha) wurden ganze Verwaltungs - einheiten entrissen. Im Falle der Komitate Gran und Komorn könnte man die Donau als Grenzlinie nennen, bei den vier Sekler - komitaten die Insellage, aber dies ändert nichts an den Tatsachen. • Deutsche Volksgruppen • Tag der Deutschen Einheit 2014 in Aserbaidschan/Baku Zum Tag der Deutschen Einheit empfing Botschafterin Heidrun Tempel in Anwesenheit von Steffen-Claudio Lemme, Mitglied des Deutschen Bundestages, ca. 650 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Zi - vil gesellschaft, Medien, dem diplomatischen Corps und der deut- schen Gemeinde in Baku. Der Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren erinnere, so Botschafterin Tempel, immer auch an die Un - ab hängigkeit Aserbaidschans und die sich seit über 2 Jahrzehnten stetig vertiefende Partnerschaft zwischen beiden Ländern. MdB Lemme unterstrich den engen Dialog der Parlamente und die Bedeutung des Internationalen Stipendienprogramms des Deut - schen Bundestages, deren Teilnehmer aus Aserbaidschan für 2015 er und seine Jury aus Berlin gerade auswählen. Vize-Außenminister Mahmud Mammadguliyev betonte die ho - he Wertschätzung seines Landes für Deutschland und stellte den Bereich der Wirtschaft sowie den freundschaftlichen Austausch zwischen den Menschen, namentlich das breite Stipendien- und Studienprogramm Deutschlands, in den Mittelpunkt seiner An - sprache. Ein DAAD-Alumnus, der aserbaidschanische Sänger El - dar Gasimov, Eurovision Songcontest-Sieger für Aserbaidschan in Düsseldorf 2011, sang die Nationalhymnen, der Jazz-Musiker Rain Sultanov und seine Band gaben dem Abend einen stim - mungs vollen musikalischen Rahmen. O Verdienstkreuz am Bande des Verdienst - ordens der Bundesrepublik Deutschland, für Erwin Josef Tigla von Dipl.-Ök. Waldemar Günter König Reschitza Im Rahmen der XXIV. Auflage der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland” war für am Montag, dem 6. Oktober 2014, beim deutschen Jugend-, Dokumentations- und Kulturzentrum, das auch Sitz der deutschen Bibliothek „Alexander Tietz” ist, eine Festveranstaltung programmiert, um die 10 Jahre seit der Existenz dieses Zentrums zu feiern. Dazu eingeladen und auch dabei anwesend waren hohe Gäste aus dem In- und Ausland, darunter SE Werner Hans Lauk, Bot - schafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Rolf Ma - ruhn, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Ju - dith Urban, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Her - mannstadt, Prof. Ovidiu Victor Gan., Abgeordneter der deut- schen Minderheit im Rumänischen Parlament, Prof. Christiane Gertrud Cosmatu, Unterstaatssekretärin Im Departement für In - ter ethnische Beziehungen des Generalsekretariats der rumäni- schen Regierung, Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demok - (Fortsetzung auf Seite 14) 13