Sonntagsblatt 5/2016 | Page 32

• Leserbriefe •
etwa 100 Metern . Die Fassade , von zwei Kragbögen unterteilt , weist kunstvolle Verzierungen auf , sowie Chaac-Masken , die durch ihre Anordnung eine Schlange darstellen . In ihrer Ein - zigartigkeit fällt besonders die Pyramide des Zauberers ( Pirámida del Adivino ) mit ihren 35 Metern Höhe auf , die fünfmal überbaut wurde . Dabei bedeutet Uxmal eigentlich „ dreimal überbaut ”.
Im Reich der Maya finden Historiker , Soziologen , Kunsthis - toriker , Astronomen , Mathematiker , Sprachwissenschaftler , Ar - chi tekten und andere ein reiches Betätigungsfeld .
Der komplexe Maya-Kalender beruht z . B . auf einem zyklischen Zeitablauf , in dem jeder Tag einer Gottheit gewidmet wird . Diese zahnradartig ineinandergreifenden Zyklen beginnen mit dem Tag der Erschaffung der Welt am 13 . 8 . 3114 vor Christus . Mond und Planetenbewegung sowie die Bewegung der Sternbilder bestimmen die Zyklen . Heute sind die Nachfahren der Maya katholisiert , doch alte Riten und Bräuche leben fort : So mixt der Schamane auf dem Lande seine Kräuterelixiere , während daneben der Priester die Kommunionshostien austeilt .
Das Leben in den Dörfern ist karg : Bohnen , Kürbis und Mais bilden die Hauptnahrungsmittel , ergänzt von Geflügel- , Leguanund Schweinefleisch . Vitaminspender sind die zahlreichen Früch - te aller Art , die überall zu finden sind . Die bescheidenen Hütten aus mit kühlendem Lehm „ gekachelten ” Holzflechtwänden weisen keine Fenster auf ; lediglich Türöffnungen dienen zur Belüftung . Die Dächer aus in Vollmondnächten – dann sind sie resistenter – geernteten Palmblättern müssen allmählich den Blechdächern weichen , weil die Nachfrage an Palmwedeln für die Tourismusbauten an der Paya del Carmen groß ist . Und diese Hotelanlagen an der Playa Maya bzw . Playa del Carmen – großzügig angelegt und strengstens bewacht – sind nicht nur der Stolz Yucatans , sondern des ganzen Landes .
Grüßt man auf Maya beim Abschied mit tin bim ( Auf Wieder - sehen ), kann man als Erwiderung mitunter ein tan bim vernehmen , denn bei 52 Dialekten und keiner Einheitssprache ist hier für den Dialektologen noch ein breites Forschungsfeld offen .

• Leserbriefe •

Zur Rubrik Aktuelles – Beiträge von Richard Guth in Sonntagsblatt Nr . 4 / 2016 – S . 1 – 5 .
… Es geht um die ungarndeutsche Schulpolitik . Richtiger : Um Ungarns Schulpolitik für ( auch ) die Ungarndeutschen . Und Herr Guth hat dazu einiges zu sagen . In drei Beiträgen schildert er die Lage in Werischwar / Pilisvörösvár – als allgemeines Beispiel . Eng - lisch anstatt Deutsch ? Und Deutsch wie , für wen , in welchem Ausmaß ?
Ja , traurige Lage . Gut geschildert , dazu ein ausführlicher Kom - mentar mit guten Gedanken , deren manche doch noch näher erklärt werden sollten (… Konstanten Kompromissbereitschaft und Authentizität . – ?).
Ich frage mich nun , wer liest diesen Bericht , die Schilderung der ungarischen / ungarndeutschen Schulpolitik mit kritischen und aufklärenden Ausführungen ? Sicherlich wird er gelesen , geht doch das Sonntagsblatt an 1200 Adressen , darunter an alle Ungarn deut - sche Selbstverwaltungen , so auch an die LdU ( Landesselbstver - wal tung ). Ich hätte mir vorstellen können , ja ich habe erwartet , dass die LdU darauf reagiert . In der NEUE ZEITUNG und auch auf ZENTRUM jedoch finde ich kein Sterbenswörtchen zum Thema . Ist das nicht auffallend ?
Auffallend ist eben schon allgemein , dass die Stimme des Sonn - tagsblattes auf „ offizieller Seite ” nicht gehört wird / werden will . Das Sonntagsblatt wird einfach nie und nirgendwo erwähnt , auf Meinungen und Kritik folgen nie irgendwelche Stellungnahmen , – das Blatt wird einfach totgeschwiegen . Als würde es das Sonn - tagsblatt garnicht geben . Denn – so heißt es – worüber man nicht schreibt / redet , das gibt es auch nicht . Doch das Sonntagsblatt gibt es , es wird auch gelesen und manche unserer Landsleute haben auch eine Meinung dazu . Doch diese Meinung hört man nicht . Noch immer sind die Menschen in Ungarn , so auch die Ungarn - deutschen , daran gewöhnt , Meinungen für sich selbst zu behalten , denn so vermeidet man eventuelle Probleme . Ja , diese „ Gewohn - heit ” dürfte auch in der LdU , d . h . in der Vollversammlung der LdU vorherrschen , wo stets die Vorschläge des Herrn Heinek mit Hände-hochheben vollzählig befürwortet werden , auch wen manches Mitglied doch eine eigene und andere Meinung hätte ( oder auch , wenn einige Mitglieder überhaupt nicht verstanden haben , wovon die Rede ist ). Gutes Beispiel von Volksdemokratie , wo das Volk nicht zu Wort kommt …
Dr . Wenzel Bohner
Zu : Strategie – Leitartikel im Sonntagsblatt 4 / 2016 – Seite 1 . ( Auszüge aus einem Brief )
… Nur ein paar Sätze zum Thema . Bei uns im Dorf spricht man nicht von Strategie – damit können wir nichts anfangen . Wir ha - ben unsere Aufgaben und machen unsere Arbeit . Ich bin Mit glied der Selbstverwaltung , aber hier reden wir nicht über Strategie .
Was Herr Krix schreibt , was man machen sollte ist richtig . Doch auch seine Fragezeichen sind am Platze . Siebzig Jahre nach dem Krieg haben unsere Leute müde gemacht . Sie wollen bequem und gut Leben . Unterhaltung ist gefragt . Wir sprechen allgemein Ungarisch , das ist die Muttersprache der Jugend . Auch auf dem Schwabenball hörst du kaum ein deutsches Wort . Vielleicht wenn die Musikanten einen deutschen Schlager singen .
Was können wir in der Selbstverwaltung jetzt besser machen , wie diese Lage ändern ? Wer gibt uns dazu Rat , wer hilft uns dabei ? Strategie ? Ein fremdes Wort und hier unbekannt . Auch unsere Freunde aus Deutschland ( die Vertriebenen ) können damit nichts anfangen . Langsam ist es nun soweit , dass wir einander nicht verstehen . Sie können kein Ungarisch , wir können nicht mehr Deutsch . Traurig . In der Schule ist diese nemzetiségi oktatás ( Nationalitätenunterricht – d . Red .) ein mese , ein Märchen , damit werden wir nicht gscheiter … János S .
Deutsch sein In seiner Kolumne schreibt Oliver Baer : „ Deutsch ist , wer Deutsch spricht ” ( SN 68 , S . 17 ). So einfach ist die Sache aber nicht . Denn die deutsche Sprache könnte jeder lernen . Die ethnische Zugehörigkeit wird eben nicht von der Sprache , dem Ge - burtsort oder der Verleihung einer Staatsbürgerschaft bestimmt .
Ich erkläre das stets mit einem Vergleich : Wenn ein Kalb in einem Pferdestall zur Welt kommt , selbst wenn es Wiehern lernt , es bleibt immer noch ein Rindvieh .
Das alte Staatsbürgerschaftsrecht nach dem Abstammungs - prinzip ( Jus sanguinis ), das aus linksideologischen Gründen abgeschafft worden ist , hat dieses noch berücksichtigt . Wer nur die Spra che als entscheidend für die Volkszugehörigkeit erklärt , gerät in Verdacht , den Volksdeutschen , denen in den alten Siedlungs - gebieten die Sprache genommen worden ist , ihr Deutschsein ab - zusprechen .
Wohl kaum jemand würde sagen : „ Jüdisch ist nur , wer Heb - räisch spricht ”. Gerade habe ich in einem völkerkundlichen Fach - buch gelesen , dass die Pygmäen im zentralafrikanischen Urwald keine eigene Sprache haben . Jeder ihrer Stämme spreche die Sprache seines Nachbarvolkes . Deshalb bleiben sie immer noch Pygmäen und werden nicht als Angehörige eines der Bantuvölker bezeichnet .
Leserzuschrift von Hans-Joachim Klein , – in Sprachnachrichten
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