Sonntagsblatt 5/2015 | Page 6

schen Regierung nachzugeben bereit war , u . a . hinsichtlich deutschsprachiger Schulerziehung und deutscher Gottesdienste , um die Regierung – erfolglos – zu günstigeren Minderheiten - gesetzen zu bewegen . Diese Gruppe war auch nach der Vertreibung in Deutschland wieder tätig und stellte sich vehement gegen Weidlein . Sie konnte zwar keine seiner Aussagen widerlegen , aber sie konnte ihn so diffamieren , dass er zu einem einsamen Rufer in der Wüste wurde . Das geschah auch dann noch , als er durch viele Auszeichnungen als anerkannter Forscher bestätigt wurde :
Donauschwäbischer Kulturpreis 1959 , Ungarndeutscher Kultur - preis 1972 , Kulturpreis der Donauschwaben Baden-Württemberg 1977 , Bundesverdienstkreuz am Bande 1982 . Er war auch Mitglied der Südostdeutschen Historischen Kommission .
Nach seinem Tod im Jahre 1994 fanden seine Gegner eine weitere Möglichkeit , seine Gedanken unwirksam zu machen : Sie verschwiegen ihn entschlossen . Infolgedessen ist er der heutigen jungen Forschergeneration in Ungarn wie in Deutschland so gut wie unbekannt .
Wohlgemerkt ! – Weidlein wird jedoch von dem ungarischen Historiker Lóránd Tilkovszky - als „ Schwabenkenner ” allbekannt – auch wissenschaftlich anerkannt und vom ebenfalls ungarischen Historiker Béla Bellér als „ Lehrmeister ” apostrophiert .
MERKWÜRDIG – wie man mit unserer Geschichte umgeht !

Taube Ohren

Kritik wird nicht gerne gehört . Auch wenn sie gutgemeint ist . Sie wird also allgemein überhört , mit anderen Worten : totgeschwiegen . Denn , würde man sich der Kritik annehmen , sich dazu Gedanken machen , dann müsste man – insofern diese nicht widerlegt werden kann – wohl auch etwas unternehmen . Das aber bedeutet Sorgen , Mühe , Arbeit . Im Sonntagsblatt 4 / 2014 brachten wir einen Artikel von unserem ehemaligen Ombudsman für Minderheiten , Dr . Jenô Kal - tenbach , mit der Überschrift „ Quo vadis Ungarndeutschtum ?” Es war eine kritische Lagebeschreibung mit Meinungen und Vor - schlägen zwecks Verbesserung . Bekannterweise geht unser Blatt auch an alle Deutsche Selbstverwaltungen und somit muss es auch in die Hände aller ungarndeutscher Amtsträger gelangen . Es war zu erwarten , dass – wenn man logisch denkt – auf diesen Artikel Reaktionen kommen werden , sehr wahrscheinlich auch Proteste / Einwendungen .
Kein einziges Schreiben ist darauf bei uns eingegangen . Keine Befürwortung , keine Widerrede . Sehr merkwürdig – man könnte also annehmen , dass alle Leser mit Dr . Kaltenbach einverstanden sind . Dazu kommt noch , dass nach den Selbstverwaltungswahlen , nach Konstituierung der neuen Vollversammlung der LdU Dr . Kaltenbach nachstehenden Brief ( auch ungarisch ! – dazu oben erwähnten Artikel beigelegt ) an alle Mitglieder der LdU verschickt hat .
Liebe Freunde , allen voran möchte ich Euch zu Eurer Wahl gratulieren und wünsche Euch viel Erfolg bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben . Beim Verfassen meines Briefes bin ich von dem Gedanken geleitet worden , zu deren Gelingen beizutragen .
Ich wäre gerne unter Euch , weil ich denke , dass ich dank meinen mehrjährigen Erfahrungen im Inland und in Europa zum Erfolg dieser Arbeit hätte beitragen können . Ich war der Meinung , dass wenn ich gut genug als Gründungsvorsitzender war , mehrfach gut genug für das ungarische Parlament , den Europarat , Deutschland und Ungarn , dann habe ich eine Chance , das Vertrauen der Gemeinschaft zu gewinnen , jedoch dachten gewisse ( allen voran zwei ) Herren , dass die Sicherung der persönlichen Positionen um jeden Preis mehr Wert ist als die Interessen der Gemeinschaft . Tuch drüber . Wenn ich offiziell nicht helfen kann , dann versuche ich es als Privatmann . Zusammen mit einigen Weggefährten von Euch habe ich ein „ Programm ” entworfen , das zum Teil im Sonntagsblatt abgedruckt wurde , dazu bitte ich – so von außen – um Eure Unterstützung . Natürlich betrachte ich es nicht als einen abgeschlossenen Prozess , aber als einen Anstoß , um darüber zu diskutieren , gerade , weil wir das Diskutieren in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst haben .
Das Ungarndeutschtum müsste anhand seiner Besonderheiten ( Größe , Vergangenheit , Fähigkeiten ) ein integraler Bestandteil der un - ga rischen Gesellschaft sein , aber das ist es nicht , sondern eine mehr oder weniger isolierte , marginale Erscheinung . Eine Insel , die nicht mit der Welt drumherum kommuniziert , die weit unter ihren Möglichkeiten bleibt , und daran hat auch die vergangene Zeit nichts geändert . Viel problematischer ist die fehlende Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft , was die schwere Niederlage bei der vergangenen Wahlprozedur mehr als deutlich zeigt . Allem Anschein nach haben wir nicht nur nicht die richtigen Konsequenzen gezogen , sondern ist der Dialog zwischen den Führungspersönlichkeiten und den Ge - führten noch sporadischer als je zuvor . Praktisch existiert keine un - garndeutsche Öffentlichkeit , ein enger Kreis entscheidet selbst in den schicksalsträchtigsten Fragen . Es ist bezeichnend , dass der Chef - redakteur des einzigen Printmediums selbst Mitglied der LdU ist . Ich habe natürlich nichts gegen die Person selbst einzuwenden , aber es ist so , als wäre Parlamentspräsident László Kövér gleichzeitig Intendant des Ungarischen Fernsehens . Langer Rede kurzer Sinn : Anbei findet ihr das genannte Prog - ramm . Die Verwirklichung der Aufgabe erfordert – meiner Ansicht nach – eine Alternative auf der Führungsebene . Wie ihr seht , geht es nicht um meine Person , ich unterstütze lediglich eine Sache . Ich weiß , dass es in diesem Land schwierig ist , den Leuten weiszumachen , dass man nicht nach Ämtern trachtet , sondern von ehrlichen Absichten geleitet wird , aber stellt euch bitte vor , dass das jetzt so ist . Ver gesst nicht : Ihr seid nicht denen da oben , sondern denen da unten also der Gemeinschaft , dem Wähler , und eurem Gewissen Rechen - schaft schuldig . Und natürlich den nachfolgenden Generationen .
Mit landsmännischen Grüßen Dr . Jenô Kaltenbach
Auch darauf gab es keine Antwort . Kein Dankeschön , keine Widerrede . Oder doch ! Protestiert haben bei Dr . Kaltenbach der Vorsitzende der LdU , Otto Heinek , und der Chefredakteur der Neue Zeitung , Johann Schuth , da beide sich persönlich beleidigt fühlten . Was soll man dazu sagen ? Unhöflichkeit ? „ Demokratische ”
Handhabung ? Diskussion nicht erwünscht ?! Auf jeden Fall : MERKWÜRDIG !
Bitte vormerken ! KRANZNIEDERLEGUNG am Grabe Jakob Bleyers
im Großen Gemeindefriedhof ( Új Köztemetô , Bp . X . Kozma u .) am 6 . Dezember 11.30 Uhr ( Sonntag )
Das Grab befindet sich nahe zum Haupteingang , am Hauptweg , ca . 80 m vom Eingang auf der rechten Seite , 4 . Reihe
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