Sonntagsblatt 5/2015 | Page 4

• MERKWÜRDIGkeiten •
auch für mein Deutschtum einzusetzen … Wir arbeiten für die deutsche Nationalität unseres Heimatdorfes . Diese unsere Tä - tigkeit ist vielschichtig : Angefangen dabei , dass wir die Partner - schaft zwischen Bogdan und Leutenbach in Deutschland unterstützen , gegenseitige Besuche initiieren und fördern , helfen wir zum Beispiel auch der örtlichen Musikschule und Blaskapelle , sich neue Instrumente anzuschaffen …”
„… Mein engeres Gebiet , wo ich am meisten für meine Natio - nalität etwas tun kann , ist der Bereich Unterricht und Kultur …”
„ Ich bin fest davon überzeugt , dass die Zukunft unserer Natio - nalität in den Händen der Jugend liegt , deshalb tragen die Leute , die sich mit ihr beschäftigen , besonders große Verantwortung .” Laut Frau Meiszter-Gyôri könne die LdU auch in der Zukunft nur dann gut funktionieren , wenn man bewusst dafür sorgte , dass man all die von „ unten ” kommenden Vorschläge mitbekomme . „… bin der festen Überzeugung , dass neben der Pflege der Mutter - sprache , der Stärkung der Identität , der Bewahrung der deutschen Bräuche und Sitten auch unsere Interessen stark vertreten werden müssten — sowohl in Ungarn als auch im Mutterland …”
„… und hofft darauf , von jenen Mitgliedern , die schon mehrere Zyklen hindurch Mitglieder sind , viel Neues dazulernen zu können , um so effektiv wie nur möglich arbeiten zu können …”
„… Dass ich dem Ungarndeutschtum angehöre , war für mich nie eine Frage … Meine Tochter hatte vor einiger Zeit in der Schule Volkskunde , und als wir uns darüber zu Hause unterhielten , kam unsere ungarndeutsche Muttersprache und Kultur ins Gespräch … die größere Selbständigkeit der von den Nationali - tätenselbstverwaltungen getragenen Schulen eine unheimlich große Chance …”
„… Alle Schwaben sollen stolz auf ihre Herkunft sein !… mein wichtigstes Ziel ist , die ungarndeutschen Jugendlichen zu motivieren …”
„… Ich bin bereit , frische Ideen in die Arbeit der LdU mit einzubringen … meine Verbundenheit mit der deutschen und un garn - deutschen Kultur wurzelt einerseits in meiner Ausbil dung … Andererseits bin ich ungarndeutscher Abstammung …”
Dr . Józan-Jilling spricht als „ LdU-Pfeiler ” über Erfolge in der Vergangenheit und verirrt sich dabei in die Zeit des Verbandes der Ungarndeutschen . Mit Stolz erwähnt er das von ihm 1992 initiierte , den Verband ruinierende Treffen in Tengelic und die ebenfalls vom Verband eingeleitete und begleitete Entschädigung . Er will seine langjährigen Erfahrungen in z . B . Bildung und Erzie hung an die jungen Kollegen weitergeben .
„… setze mich also sowohl in meinem Beruf wie auch ehrenamtlich für das Ungarndeutschtum ein … noch mehr jungen Leuten Lust zu machen , sich für die deutsche Nationalität in Ungarn einzusetzen . Zukunft könne man nämlich nur durch die Jugend bauen … glaube ich , dass es wichtig ist , für die jüngeren Generationen moderne , fesselnde Kulturprogramme zu veranstalten … erfolgreiche junge Ungarndeutsche als Vorbilder zu nehmen …”
… Im Bildungswesen haben wir große Aufgaben , weil die Identität hier noch am effektivsten vermittelt werden kann …, vielen Kindern nicht nur die Sprache , sondern sowohl Kultur als auch Identität vermitteln …”
Man könnte die Reihe der schönen Ankündigungen noch lange fortsetzen , aber …
Aber es gibt das Sprichwort „ Guter Wille tut viel , aber nicht alles ” und auch „ Der Wille ersetzt noch nicht das Werk ”.
Ja , auf das Werk kommt es schließlich an . Nach einem Jahr „ am Ruder ” ist es wohl an der Zeit , dass unsere begeisterten Vertreter Rechenschaft geben über die bisherige Arbeit . Darüber könnte dann die Neue Zeitung wieder viele Wochen hindurch berichten . Ob diese Berichte auch wieder „ angenehm zu lesen ” sein werden ?
Naja , mal sehen ! Schreiben kann man Gutes und Schönes , auch wenn die Realität anders aussieht . Die Realität ? Zwanzig Jahre Selbstverwaltung und kein bisschen Vorwärtsgang ! Im Gegenteil : Krebsgang ! So meine Mei - nung . Man spricht über Erfolge – dabei gibt es höchstens Schei - nerfolge . Man spricht über „ unseres Volkes Stimme ”. Doch die gibt es nur auf der Bühne , wenn gefeiert wird . Stimmen / Mah - nungen „ von unten ” sind unerwünscht und bleiben ungehört .
Es heißt , die LdU ist das Parlament der ungarndeutschen Volksgruppe . Hier verläuft die Arbeit demokratisch – doch leider nach der Arbeitsregel : § 1 : Der Vorsitzende hat immer Recht . § 2 : Sollte das einmal nicht zutreffen , dann tritt automatisch § 1 in Kraft . So hat mir ein ( früheres ) LdU-Mitglied die „ Lage ” geschildert . In Sitzungen werden die Programmpunkte der Reihe nach vorgetragen , vielleicht auch erläutert , dann wird abgestimmt . Das Ergebnis ist meistens : einstimmig angenommen . Sollte es Gegenmeinungen / Stimmen geben , so sind diese zahlenmäßig unbedeutend und einer weiteren Behandlung / Erklä rung / Beach - tung nicht würdig . Eine Opposition gibt es innerhalb der LdU „ öffentlich ” nicht . Vorhandene Unzufriedenheit wird nicht laut . Also alles in bester Ordnung , so demokratisch wie anno ( vor der politischen Wende ): volksdemokratisch .
Vielleicht gehört diese Meinung der Vergangenheit an und das „ neue ” Parlament macht es besser . Also lasst hören ! – wir Wähler lauschen gespannt . — ri —

• MERKWÜRDIGkeiten •

Gesetze / Verordnungen sind da um sie zu umgehen von Georg Krix
In Ungarn war das schon immer so : Für die Nationalitäten im Lande hat man mustergültige Gesetze geschaffen , vielversprechende Verordnungen erlassen . Doch verwirklicht , eingehalten wurden diese nur selten . Die ausführenden Organe haben immer Hintertüren gefunden , die Falschheit jederzeit mit gutklingenden Argumenten „ klargestellt ”.
Diesmal beklagt sich die ungarndeutsche „ Neue Zeitung ” über einen Missbrauch auf schulischem Gebiet .
Auf der ersten Seite der NZ-Nummer vom 7 . August 2015 wird unter der Überschrift Entscheidung der Klebelsberg-Zentrale nicht gesetzeskonform bezüglich der Missachtung des Mitsprache rechtes der ungarländischen Nationalitäten Klage erhoben . In einer Spalte mit 193 Wörtern wird erklärt , wie man in der Ge meinde Saar / Szár einen Schuldirektor einsetzt ohne dazu die Deutsche Selbstverwaltung des Ortes zu befragen . Die Geschichte wird kurz und gut ganz verständlich beschrieben , dennoch heißt es am Ende : Lesen Sie den vollständigen Bericht auf der Webseite http :// www . ajbh . hu /!
Nun , ich habe den vollständigen Bericht gelesen . Nur 14 Seiten ! In einer juristischen Sprache , die mich im untergekühlten Zimmer zum Schwitzen brachte . Und am Ende angelangt bin ich nicht klüger gewesen ! Da stand dann zusammenfassend : Im konkreten Fall soll KLIK ( Klebelsberg-Zentrale ) den zuständigen Schulbezirk bei Einhaltung der auf das Mitspracherecht bezogenen Vorschriften ver - pflichten die Prozedur erneut durchzuführen . ( A konkrét esetben kö te lezze a KLIK illetékes tankerületét az egyetértési jogra vonatkozó elôírások betartása mellett az eljárás újbóli lefolytatására .)
Der ganze verpfuschte Vorgang hat vor einem guten Jahr be - gonnen , da wurde ein Schuldirektor ohne die Deutschen zu befragen „ übergangsweise ” für zwei Jahre ernannt . Wenn man jetzt von vorne beginnt , d . h . die Stelle ausschreiben , Bewerbungen einholen , die Nationalität befragen usw ., dann vergeht vielleicht wieder
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