Sonntagsblatt 5/2015 | Page 30

• Leserbriefe •
meth ( der Familienname des Vaters weist auf einen slawischen Ursprung hin , derjenige der Mutter bedeutet auf Ungarisch ‚ deutsch ’). Nach einer Lehrerausbildung wurde er 1918 k . u . k . Oberleutnant und 1918 Lehrer in seinem Heimatort . Er versuchte sich 1919 als Gewürzhändler , 1928 als Häuserspekulant in Wien und als Landproduktehändler . 1930 erlitt er hohe geschäftliche Verluste . Am 23 . September 1930 musste er im Zuge eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens nach Zahlungsunfähigkeit den Offenbarungseid leisten . Ab Ende 1930 versuchte er Züge zum Entgleisen zu bringen , wonach ihm später vor Gericht die im Folgenden dargestellten Taten angelastet wurden :
• Am 31 . Dezember 1930 verübte er bei Anzbach – westlich von Wien – einen folgenlosen Eisenbahnanschlag .
• Am 30 . Januar 1931 verübte er den zweiten Eisenbahnan - schlag bei Anzbach . Die Lokomotive des Nachtschnellzugs entgleiste . Es entstand nur geringer Schaden .
• Im April 1931 fuhr Matuska nach Berlin und versuchte bei Jüterbog mit einem Schweißbrenner Schienen zu zerstören . Der Versuch misslang . Matuska erwarb nun ganz legal Sprengstoff und reiste damit erneut nach Jüterbog . Am 8 . August 1931 sprengte er ein 3,40 m langes Stück Schiene aus dem Gleis . Der Schnellzug Basel – Berlin entgleiste . Es gab vier Schwerverletzte und etwa 50 Leichtverletzte .
• Am 13 . September 1931 spreng te Ma tuska die Schienen der 25 m ho - hen , mehrbogigen Eisenbahn brük - ke nahe der westlich von Bu dapest gelegenen Ortschaft Bia torbágy . Lo ko motive , Gepäckwa gen , Schlaf - wagen und drei Perso nenwagen des Nachtschnellzuges Budapest – Wien stürzten in den Tal grund . Es gab 24 Tote , 14 Schwerverletzte und viele Leichtverletzte .
In Österreich wurde Matuska am 1 . Oktober 1931 in Wien auf Wunsch der ungarischen Polizei vernommen , weil er als angeblicher Fahrgast des verunglückten Zuges Schadenersatz forderte . Am 7 . Oktober 1931 , bei einer zweiten Vernehmung , wurde er verhaftet . Er gab sofort seine Verbrechen zu . Bei der Gerichts - verhandlung konnten seine Motive nicht eindeutig geklärt werden . Matuska machte zeitweise den Eindruck eines Verwirrten , eines religiös Wahnsinnigen . Das Schwurgericht verurteilte Ma - tuska wegen der beiden Anschläge von Anzbach zu sechs Jahren schweren Kerkers . Nach vier Jahren Strafverbüßung wurde er an Ungarn ausgeliefert . Dort wurde er wegen Mordes zum Tode verurteilt . Österreich hatte bei den Auslieferungsverhandlungen al - ler dings eine Begnadigung zur lebenslänglichen Strafe vereinbart .
Seit Kriegsende 1944 / 45 ist Matuska verschollen , – nach anderer Quelle soll er von der Roten Armee freigelassen worden sein , während des Korea-Krieges dort für die kommunistische Seite Eisenbahnanschläge unternommen haben und von UNO-Truppen gefangen gesetzt worden sein . Einige in den ersten Jahren nach 1945 verübte Anschläge waren für die Presse gelegentlich Anlass zu der Vermutung , Matuska stecke dahinter .
Film
Der Fall wurde 1982 unter dem Titel „ Viadukt ”, auch „ The Train Killer ”, in einer deutsch – ungarischen Produktion verfilmt mit Michael Sarrazin in der Hauptrolle und den deutschen Darstel - lern Towje Kleiner , Constanze Engelbrecht und Armin Mueller- Stahl . In Deutschland wurde der Film vom ZDF im Juli 1983 unter dem Titel „ Der Fall Sylvester Matuska ” gesendet . Regie führte Sándor Simó . gkrix
Vor 150 Jahren haben

Max und Moritz

„ das Licht der Welt erblickt ”
150 Jahre – und noch immer ( erfolgreich ) am Leben . Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen ist eine Bildergeschichte von Wilhelm Busch . Sie wurde Ende Oktober 1865 erstveröffentlicht und zählt damit zum Frühwerk von Wilhelm Busch .
Die Geschichte der beiden „ Lausbuben ” ist eines der meistverkauften Kinderbücher aller Zeiten . Bis heute ( 2015 ) wurde es in 300 Sprachen und Dialekte übertragen .
Ach , was muß man oft von bösen Kindern hören oder lesen ! Wie zum Beispiel hier von diesen , Welche Max und Moritz hießen ; Die , anstatt durch weise Lehren Sich zum Guten zu bekehren , Oftmals noch darüber lachten Und sich heimlich lustig machten . Ja , zur Übeltätigkeit , Ja , dazu ist man bereit ! Menschen necken , Tiere quälen ,
Vorwort
Äpfel , Birnen , Zwetschgen stehlen , Das ist freilich angenehmer Und dazu auch viel bequemer , Als in Kirche oder Schule Festzusitzen auf dem Stuhle . Aber wehe , wehe , wehe ! Wenn ich auf das Ende sehe !! Ach , das war ein schlimmes Ding , Wie es Max und Moritz ging ! Drum ist hier , was sie getrieben , Abgemalt und aufgeschrieben .
Das Werk weist im Handlungsgefüge auffällige Gesetzmäßig - keiten und Grundmuster inhaltlicher , stilistischer und wirkungsästhetischer Art auf , die sich auch in den späteren Arbeiten von Wilhelm Busch wiederholen . Viele Reime dieser Bildergeschichte wie „ Aber wehe , wehe , wehe ! / Wenn ich auf das Ende sehe !”, „ Dieses war der erste Streich , doch der zweite folgt sogleich ” und „ Gott sei Dank ! Nun ist ’ s vorbei / Mit der Übeltäterei !” sind zu geflügelten Worten im deutschen Sprachgebrauch geworden .

• Leserbriefe •

Zu : SONNTAGSBLATT 4 / 2015 – Windstille , auf Seite 1 . … Ja , auch jetzt Windstille . Wie allgemein bei den Ungarndeut - schen . Ab und zu weht ein laues Lüftchen , bringt aber keine Än - derung . Der Wagen , den man vor zwanzig Jahren ins Rollen bringen wollte , ist in der Matsche stecken geblieben oder bewegt sich mehr nach hinten …
… Den letzten Absatz des Artikels finde ich für „ unvollkommen ”, man kann darunter nicht ganz das verstehen , was er ausdrücken sollte – meine ich . ( Vielleicht , weil die zwei Zeilen nicht mehr auf dieser Seite Platz gefunden hätten ?) Ich hätte nämlich so formuliert : „ Die 200 Jahre … Madjarisierung erbrachte dem madjarischen Volksanteil beträchtlichen Zuwachs . Erst durch den Friedensspruch von Trianon , als Landesteile mit überwiegend „ fremden Volkszugehörigen ” ( wie Siebenbürgen , das Banat und die Batschka , Kroatien mit Slowenien , Burgenland , Oberungarn und das Karpatenland ) abgetrennt wurden und somit das übriggebliebene „ Rumpfungarn ” zu 90 % madjarisch geworden ist .” Doch damit war und ist Ungarn auch heute noch nicht – hinsichtlich Bevölkerung – „ homogen ”! – immer noch gibt es hunderttausende „ Fremde ”, d . h . Nationalitäten , die ( laut ung . Verfassung ) Teil der ungarischen politischen Gemeinschaft und staatsbildende Faktoren sind .
Nix für ungut . – Ihr aufmerksamer Leser Philipp Pfeil , Segedin
( Fortsetzung auf Seite 32 )
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