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ohne Hilfestellung auf sich allein gestellt , zumal die Häuser und Wohnungen schon von Litauern und der sowjetischen Besatzung belegt waren . In ihrer früher deutschen Heimatstadt waren sie nun als große Minderheit vielen Schikanen ausgesetzt . Die Deutschen mussten damit zurechtkommen , und jeder für sich einen Weg zum Leben finden . Mit vielen , reichen Reiseeindrücken und schönen zwischenmenschlichen Begegnungen im Gepäck kehrten wir über Polen zurück nach Deutschland .
Aus : GLOBUS , Heft 1 / 2015
Baden-Württemberg – Innenministerium – Pressemitteilung 13 . August 2015

Viertägiger Besuch bei der deutschen Minderheit im Banat

Innenminister Reinhold Gall : „ Ich bin überzeugt , dass die deutsche Kultur im Banat sehr lebendig ist ”.
Bei einer viertägigen Reise nach Rumänien hat sich Innenminister Reinhold Gall ein Bild von der Situation der deutschen Minder heit im Banat gemacht . „ Ich bin überzeugt , dass die deutsche Kul tur im Banat sehr lebendig ist , auch wenn mittlerweile der allergrößte Teil der Banater Schwaben in Deutschland lebt ”, sagte Gall nach seiner Rückkehr . Er habe viele Gespräche mit Vertretern aus Politik , Wirtschaft und Schule geführt , die von einer angenehmen Atmos - phäre und gegenseitigem Verständnis geprägt gewesen seien . Der Reisebericht Innenminister Gall besuchte vom 30 . Juli bis 2 . August 2015 das Banat in Begleitung des Oberbürgermeisters von Karlsruhe , Dr . Frank Mentrup , sowie des Bundesvorsitzenden der Landsmann - schaft der Banater Schwaben , Peter-Dietmar Leber , sowie einer Delegation aus Vertretern des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen und der Donauschwä - bischen Kulturstiftung . Den Auftakt des Besuchs im Banat bildete ein Gespräch mit Bischof Martin Roos im Bischofspalais in Temeswar . Bischof Roos erwarb sich große Verdienste dadurch , dass er nach der politischen Wende in Rumänien die Diözese reorganisierte und trotz der massenhaften Auswanderung der Deutschen feste Strukturen aufgebaut hat , die heute das kirchliche Leben tragen . Nach seinen Aussagen hat die Auswanderung der Deutschen aus dem Banat nicht nur das Aussehen der einstigen deutschen Dörfer radikal verändert , sondern sie hatte auch sonst zahlreiche negative Auswirkungen u . a . in der katholischen Kirche . Bildeten die Deutschen im Banat vor der Auswanderung die Mehrheit der römisch – katholischen Gläubigen , so gebe es in Banater Ortschaften kaum noch Deutsche und damit auch viel
Innenminister Reinhold Gall mit der Delegation nach der Kranzniederlegung am Mahnmal zum Gedenken an die Banater Opfer in den Arbeitskolonnen der Russlanddeportation .
Innenminister Gall mit einem Kirchweihhut in Sanktanna .
weniger Katholiken . Ein Problem stelle auch die Erhaltung der Kirchengebäude und der wertvollen Kultgegenstände dar .
Im Anschluss daran traf sich der Innenminister mit Vertretern des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat im Adam- Müller-Guttenbrunn-Haus . An diesem Gespräch nahmen neben dem Abgeordneten des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien ( DFDR ) im Rumänischen Parlament , Ovidiu Gant , die Vorsitzenden des Ortsforums Arad und der Banater Berglanddeutschen von Temeswar , der Leiter der Sozial-Stiftung des Forums , der Geschäftsführer „ Banatia ”, die Vorsitzende des Ju gendforums , die Leiterin der Lenau-Schule und der Vorsitzen - de des Vereins der Russlanddeportierten teil .
Innenminister Gall betonte , dass im Hinblick auf die gemeinsame kulturelle Vergangenheit die Förderung der Kulturarbeit , wie sie § 96 im Bundesvertriebenengesetz Bund und Ländern auftrage , für Baden-Württemberg und die Landesregierung sehr wichtig sei . Anschließend nahm der Innenminister mit seiner Delegation die Gelegenheit zum Besuch und zu Gesprächen mit den Bewohnern des Altenheims bzw . der Sozialstation wahr . Danach legte Gall am kürzlich eingeweihten Denkmal der Russlanddepor - tierten am Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus ein Gesteck nieder .
Zum Abschluss dieses ersten Besuchstages besuchte der Innenminister in Begleitung des Oberbürgermeisters der Stadt Karlsruhe die Bileder . Beim Besuch des Bürgermeisters trug sich der Minister in das Goldene Buch der Stadt ein . Zudem besuchte er dort das Heimathaus in Biled .
Die Reihe der Gespräche am 31 . Juli begann mit einem Besuch des Ministers und der Delegation beim Bürgermeister der Stadt Temeswar . Bürgermeister Nicolae Robu stellte der Delegation Temeswar ausführlich dar und betonte insbesondere die sich aus den historischen Wurzeln ergebenden besonderen Beziehungen der Stadt und des Banats zu Baden-Württemberg . Er hob insbesondere hervor , wie wichtig der Beitrag der Deutschen gerade auch in kultureller Hinsicht für Temeswar sei . Die Wirtschaftslage der Stadt sei auch dank der deutschen Unternehmen in Temeswar sehr gut . Einblicke in die Verwaltungsstruktur in Rumänien erhielt der Innenminister in den anschließenden Gesprächen mit dem Vertreter des Kreisratspräsidenten und mit dem Präfekten Eugen Dogariu .
Danach besuchten der Minister und seine Delegation die Firma Haufe Lexware GmbH & Co . KG . Hierbei handelt es sich um eine seit 2010 in Temeswar bestehende Niederlassung der badenwürttembergischen Firma Haufe Lexware GmbH & Co . KG mit Stammsitz in Freiburg . Die Firmenvertreter hoben dabei besonders hervor , dass für die Eröffnung eines Standorts in Rumänien die Qualität der Ingenieure sowie die guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt entscheidend gewesen seien . Im Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Lenau- Schule wurden zwei aktuelle Anliegen der Schule erörtert . Zum einen ging es um die Sicherung des Schulbetriebes nach Ende der Sommerferien Mitte September 2015 vor dem Hintergrund der Renovierungsarbeiten im Schulgebäude . Hier zeichnete sich nach dem Gespräch des Ministers mit dem Bürgermeister der Stadt
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