Sonntagsblatt 5/2014 | Page 21

Jedem Donauschwaben/Deutschen in und aus Ungarn und auch allen an Geschichte Interessierten kann ich wärmstens emp- fehlen dieses Büchlein zu lesen. Dabei werden sich bestimmt viele Fragezeichen auftun, doch gleichzeitig werden auch vielfach bis- herige Fragestellungen beantwortet. Meinungen zum beschriebenen Thema würden die Redaktion des Sonntagsblattes sehr interessieren – wir bitten um Zusendung solcher. Georg Krix O Hans Dama Kampfansage an das Binnen-I (SchülerInnen – warum?) Es ist ja nichts Neues, dass Sprachwissenschaftler, Philosophen, Soziologen, Lehrer, Journalisten, Schriftsteller und Juristen gegen den Gebrauch des Binnen-I zu Felde ziehen bzw. dessen Abschaf - fung fordern. Nun haben sich 800 Sprachkritiker öffentlich in einem Brief an die österreichische Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und den Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mit terlehner gegen die Zerstörung der Sprache durch den Ge - brauch des Binnen-I sowie anderer „von oben” angeordneten sprachlicher Verunstaltungen gewandt. Anlass war einmal mehr die zurzeit geführte Debatte um den Frauenförderungsplan bzw. den konsequenten Gebrauch der ge - trenntgeschlechtlichen Formulierung, die zur Zerstörung der gewachsenen Struktur der deutschen Sprache beitragen. Mitunter führen diese überspitzten Formulierungen zur Unlesbarkeit und zur Unverständlichkeit sprachlichen Ausdrucks. Diesbezüglich findet sich beispielsweise unter § 2 des Bundesgleichbehandlungs - gesetzes (in Österreich) Verpflichtung zur generellen getrenntge- schlechtlichen Formulierung. Dementsprechend können manche Aussagen nicht mehr „politisch korrekt” formuliert werden wie etwa „Frauen sind eben doch die besseren Zuhörer”. Laut von oben verordneten Vorschriften widersprechen diese den Grund - regeln der Sprache, die in ihrer schriftlichen und mündlichen Form der problemlosen Verständigung zwischen den Menschen dient, nicht aber der Durchsetzung partikulärer Interessen gewis- ser gesellschaftlicher Gruppen. Jüngsten Umfragen zufolge lehnen 85 bis 90 Prozent der öster- reichischen Bevölkerung die im öffentlichen Bereich gebrauchte Textgestaltung ab, und gemäß einer im vergangenen Jahr durchge- führten wissenschaftlichen Untersuchung wurden in Printme dien lediglich bei 0,5 Prozent von auf beide Geschlechter bezogene Aussagen getrenntgeschlechtlich formuliert. Die feministisch motivierten Tendenzen, die der sprachlichen Gleichbehandlung zugrunde liegen, fußen auf einer einseitigen und falschen Einschätzung der Gegebenheiten im österrei- chischen (und nicht nur in diesem) Gegenwartsdeutsch. Das generische Maskulinum (wie z.B. der Bösewicht, der Mensch ) und das generische Femininum (die die Persönlichkeit, die Leute, die Wache) sowie das generische Neutrum (das Paar, das Quintett, das Volk) sind grundlegende Bestandteile der deutschen Sprache. Diese Beispiele zeugen davon, dass die als Verallgemei - nerungen gebrauchten Ausdrücke beide Geschlechter – ohne Unterschied – einschließen. So gesehen ist die Annahme unzuläs- sig, dass das jeweils andere Geschlecht nur „mitgemeint” ist, noch dass das generische Maskulinum als Unterdrückung der Frau in der Sprache steht. Seit Jahrhunderten ist der Gebrauch unterschiedlicher Genera ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Sprache; warum sollen nun auf Betreiben gewisser Interessensgruppen die Grammatik SB-Bücher 1. DIE NEUE HEIMAT Hans Faul – gebürtiger Schambeker – beschreibt die Ansiedlung seiner Heimat – des Ofner Berglandes 2. GOLDENE HEIMAT Ella Tribnigg-Pirkhert: Erzählungen aus der Schwäbischen Türkei 3. JAKOB BLEYER ALS VOLKSTUMSPOLITIKER Akten der JBG-Tagung vom 5. Dezember 2003 4. Akten der Historikerkonferenz zumVolksbund der Deutschen in Ungarn (1938–45) Akten der Tagung am 24. 02. 2007 5. Akten der Historikentagung zum Verhältnis von Ungarndeutschen und Juden in Ungarn (NEU!) Akten der Tagung am 6. 12. 2008 Die obigen Bücher sind erhältlich bei der Jakob Bleyer Gemeinschaft e. V. [email protected] Als Nr. 6 der SB-Bücherreihe NEU erschienen: „Love Story in Budapest” (100 Seiten) ist im Heimatmuseum Budaörs, Budapesti út 45 erhältlich, auch über E-Mail bestellbar bei: [email protected] . Preis: 1000 Forint und die sprachgeschichtlich gewachsenen Formen gesprengt wer- den? Natürlich ist Sprache im Lauf der Zeit einer ständigen An - passung und Veränderung ausgesetzt, doch auch diese „wachsen” und sind nicht als Produkt von Verordnungen „von oben” zu betrachten. Daher sind Formulierungen, die zur Verunstaltungen des Schriftbildes führen, wie z.B. BesucherInnen, KollegInnen, usw. aus sprachlogischer Sicht NICHT akzeptabel und müssen aus Schulbüchern – und nicht NUR aus diesen – verschwinden, zumal Texte mit solchen Formulierungen eine sprachzerstörerische Wir - kung ausüben: auf Kinder, die das sinnerfassende Lesen erlernen sollen, auf Menschen, die Deutsch als Fremdsprache erwerben, sowie Menschen mit besonderen Bedürfnissen (z. B. sehbehinder- te-, und gehörlose Menschen) usw. Die Rückkehr zur sprachlichen Normalität muss also gang und gäbe bzw. Regel sein und keinesfalls irgendwelchen Gruppeninte - res sen unterworfen werden, denn Sprache ist „Allgemeingut” und das war sie immer schon im Laufe der Geschichte. Außerdem haben diesbezügliche Zwangsmaßnahmen keinen Platz in einer demokratischen Gesellschaftsordnung – schon gar nicht, wenn eine sprach-feministische Minderheit von circa 10 % der überwie- genden Mehrheit der Sprecher ihren Willen aufoktroyieren will, indem man sich fälschlicherweise auf das Gleichheitsprinzip zu berufen bemüßigt fühlt. Die öffentliche Debatte zu diesem Thema hat in Österreich der Entwurf der ÖNORM 1080 ausgelöst, demgemäß die feministi- schen Anliegen „maximal” berücksichtigt aber andererseits eine Rückkehr zur sprachlichen Normalität ermöglicht werden sollten. In einem Leserbrief von Dr. Werner Braun/Eisenstadt/ in DIE PRESSE vom 17. Juli auf S. 27 wird unter dem Titel „Kämp - ferische Sprachfeministinnen” folgendes festgehalten „…dass das österreichische Bildungssystem offensichtlich sogar bei der Schulung der politischen Eliten nicht sonderlich effizient zu sein scheint. Warum ist es eigentlich für Frau Minister Heinisch-Hosek und ihre Mitstreiterinnen so schwer zu begreifen, dass zwischen dem grammatischen Genus (vox populi: »männliches/weib - liches/sächliches Geschlecht«) und dem biologischen Geschlecht schlicht und einfach keinerlei Zusammenhang besteht. Und schon (Fortsetzung auf Seite 22) 21