Sonntagsblatt 4/2018 | Page 25

- die charakteristischen Züge der ungarländischen schwäbi- schen (deutschsprachigen) Bevölkerung, Erkenntnisse über Lebensphilosophie und Verhältnis zur Arbeit - Sinn des Lebens: lieben und arbeiten (S. 142), Freud, Csíks- zentmihályi - die Detailliebe bei der Beschreibung des Alltags (Haushalts- tätigkeiten im Dorf, Kinderarbeit, Tierhalten, Kochen, Körper- reinigung, Krankheiten, gesundes-ungesundes Wasser und dessen negative Folgen, Waschen, Seife, Schweineschlachten, Feldarbeiten, Aussaat, Einmachen, Fest- und Alltagsspeisen, Berufe, Geschäfte und ihr Warenangebot usw.) - das Beschreiben nicht allgemein bekannter (aber doch be- kannter), sehr wichtiger historischer Fakten, Wahrheiten (z. B. auf Seite 74, 76) - der Erste Weltkrieg aus Sicht einer Familie - Trianon und dessen Folgen für das zum Grenzgebiet ge- wordene Elek - Die Fürsorge der Auswanderer gegenüber den Daheimge- bliebenen - Informationen über die Malenkij Robot - Charakterzüge der Familienmitglieder, Bräuche, Vorurteile und deren Konsequenzen Noch zwei Anmerkungen: - Ich vermisse zwei Familienstammbäume, zwecks beseren Überblicks, über die Familienmitglieder, die vor der Oma gelebt haben, und über die Familie Kerekes - Auf Seite 102 datiert man die Besetzung Ungarns auf den 18. März 1944. Das war einen Tag später, am Sonntag, dem 19. März 1944. JBG-Nachrichten s „Schwob, vergiss dei‘ Red‘ net!” JBG und Sonntagsblatt feiern 25-jähriges Jubiläum Von Richard Guth hielt. Der Veranstaltung sind die Vertreterinnen der österreichi- schen und der schweizerischen Botschaft, Dorothea Geszler und Dora Hambuch-Huszti, die Repräsentanten der Landesselbst- verwaltung der Ungarndeutschen (LdU), Ibolya Englender-Hock und Zoltán Schmidt, MdL Dr. Koloman Brenner, Manfred Mayrho- fer in Vertretung des Landesrates und des Weltdachverbandes der Donauschwaben, Vertreter der ungarndeutschen Medien (Neue Zeitung, Unser Bildschirm) sowie Repräsentaten des VDH Budapest, JBG-Vereinsmitglieder, Vorstand und Interessenten beigewohnt. Dr. Kramm wagte in seiner Ansprache einen persönlichen Rück- blick, eine Bestandsaufnahme und einen Blick in die Zukunft. Der Vorsitzende räumte ein, dass die Ungarndeutschen zwar an- gesehene Mitglieder der ungarischen Gesellschaft seien, aber meistens als madjarisch-patroitische Staatsbürger, was unter anderem darauf zurückzuführen sei, dass sie schon immer, aber besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, die assimilationsfreu- digste Minderheit des Landes gewesen seien. „Die ungarndeut- sche Kultur ist am Verschwinden, viele sind der Meinung, dass alles bereits vorbei wäre”, unterstrich Kramm. Im Einzelnen wies der Vereinsvorsitzende auf die Assimilierung in den traditionellen deutschen Dörfern und das Verschwinden der Mundarten, was zur Fragmentierung der Alltagskultur führe, hin. „Die zweisprachi- gen Schilder ersetzen nicht die deutschen Menschen”, bemerkte er kritisch. Genauso wenig ersetzten Singen und Tanzen die feh- lende Sprache, in einer Zeit, in der sich die ungarndeutsche Kul- tur immer mehr zu einer „Bühnenkultur” entwickelt hätte. Auch im Schulwesen herrsche nach Worten von Dr. Kramm große Not: „In den meisten so genannten Nationalitätenschulen wird Deutsch als Fremdsprache, in vielen Fällen ungarisch unterrichtet. Selbst die Deutschlehrerinnen in den Schulen sprechen miteinander fast nur ungarisch.” Ein weiteres Problem wäre, dass die überall präsenten deutschen Selbstverwaltungen fast nur Verwaltungs- aufgaben erfüllen würden, und dies fast nur einsprachig unga- risch: „Die ungarische Politik schenkte uns mit einer großzügigen Geste ein Minderheitengesetz, und es entstanden die Minderhei- tenselbstverwaltungen. Zunächst schien das etwas Fortschrittli- ches in der Nationalitätenpolitik zu sein. In der Wirklichkeit stellte sich heraus, dass dieser gesetzliche Rahmen überhaupt keine antiassimilatorische Wirkungskraft aufweisen kann. Man verwal- tet in diesem Rahmen den assimilierten Zustand und die Prozes- se der Assimilierung selbst, was notwendigerweise eine weitere Beschleunigung der Assimilation bedeutet.” Dabei stellte sich Dr. Georg Kramm die Frage, was man unter diesen Umständen noch tun könnte, und betonte die Notwendigkeit der Entstehung einer deutschen Intelligenz, in eigenen deutschen Schulen ausgebil- det, die sich für die Belange der Nationalitäten einsetzen sollte. Auch Verbesserungen im Nationalitätengesetz mahnte der Vor- sitzende an, wobei es letztendlich darauf ankomme, dass man den eigenen Werten treu bleibe und nicht den breiten Weg der Assimilierung beschreite. „Möge die Jakob Bleyer Gemeinschaft, unser Verein, eine Sammelstelle, ein Hinterland von denen sein, die sich vor allem durch den Spracherhalt für die Identitätsbe- wahrung der Ungarndeutschen einsetzen wollen”, resümmierte der Vorsitzende. (Fortsetzung auf Seite 26) Foto: Richard Guth Mit diesem Zitat von Ingomar Senz beendete Dr.-Ing. Georg Kramm, der Vorsitzende der Jakob Bleyer Gemeinschaft, seine Festansprache, die er am 22. September 2018 anlässlich der Jubiläumsfeier vom Verein und Blatt im Budapester Stadtarchiv SoNNTAGSBLATT „Das Weihnachtsfest und mit ihm das Fest der Heiligen Familie stehen uns besonders nahe, weil in ihnen uns das Geheimnis der Menschwerdung begegnet.” -Johannes Paul II. 25