Sonntagsblatt 4/2016 | Page 6

Die Stimme Roms in Bozen – die Südtiroler damit unzufrieden! suedtirolinfo 14. Juli 2016 Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher, Vorsitzender der SVP = Südtiroler Volkspartei. Südtirols Landeshauptmann – ein Gegner der Selbstbestimmung „Eigenständigkeit ist vorstellbar”. Die Schlagzeile in dem österrei- chischen Nachrichtenmagazin NEWS vom 2. Juli 2016 mit einem Zitat aus einem Interview mit Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher („Südtiroler Volkspartei” – SVP) erweckt auf den ersten Blick einen falschen Eindruck. Man könnte meinen, der Südtiroler Landeshauptmann sei über Nacht zu einem Befürworter der Selbstbestimmung seiner Volks - gruppe mutiert. Liest man das Interview genauer durch, so kommt man rasch darauf, dass man sich in Rom wegen der Einstellung Kompat - schers keine Sorgen zu machen braucht. Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher im Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin NEWS: rendums für einen Freistaat Südtirol oder die Rückkehr zu Öster- reich stimmen würde. Jedoch hat die Geschichte einen Haken, so Obmann Roland Lang. Kompatscher führte aus, dass Italien nie Südtirol das Recht auf Selbstbestimmung zugestehen würde, da es unrealistisch wäre. Muss Südtirol praktisch mit Italien in der ersten Klasse unter- gehen? Steht das Völkerrecht nicht über dem nationalen Recht? Und warum muss man sich bei Italien entschuldigen, wenn man das Recht ausüben will? Diese Fragen haben alle längst eine Antwort erhalten, so der SHB. Sind die Südtiroler ein Volk? Der bekannte österreichische Völ - kerrechtler Felix Ermacora hat einmal gesagt, dass kein Land einem Volk die Selbstbestimmung verwehren kann, auch Italien Südtirol nicht. Doch verlangen und fordern muss man es. Wurde die SVP nicht zum Zwecke der Erreichung des Selbstbestim - mungsrechtes gegründet? Kompatscher: Ein Recht ohne Rechtsfolgen Von dem Magazin dazu befragt, was er zu der Forderung des FPÖ-Chefs Strache nach Anwendung des Selbstbestimmungs - rechts in Südtirol sage, erklärte Kompatscher wörtlich: „Die Südtiroler haben dieses Selbstbestimmungsrecht schon. Denn dieses Recht ist ein unveräußerbares Recht aller Völker im Sinne der UN-Charta.” Und dann Kompatschers Rolle rückwärts: „Das ist aber nicht mit einem unmittelbaren Recht gleichzusetzen, jederzeit einen eigenen Staat zu gründen, Grenzen zu verschieben oder eine Sezession durchzuführen.” Dazu sei „die Zustimmung Italiens” notwendig. Kompatscher: Die Südtiroler wollen die Trennung von Italien – es ist aber völlig unrealistisch „Die Zustimmung Italiens vorausgesetzt”, sagt Kompatscher, „würde sich wohl eine Mehrheit der deutsch- und ladinischsprachigen Bevöl - kerung sowohl für die Option eines eigenen Staates als auch für jene eines Zurück zu Österreich aussprechen. Das Szenario ist aber wegen der fehlenden Zustimmung Italiens ohnehin völlig unrealistisch.” Widerspruch vom Südtiroler Heimatbund: Wille und Mut zur Selbstbestimmung! Zu diesen Aussagen Kom - patschers äußerte sich der Obmann des „Südtiroler Hei - matbundes” (SHB), einer von ehemaligen politischen Häft - lingen Südtirols gegründeten Organisation, mit klaren Wor- ten und veröffentlichte nach- stehende Pressemitteilung: Als richtig bezeichnet der Südtiroler Heimatbund die Aussagen in verschiedenen Medien von Landeshauptmann Kompatscher, wo nach die Südtiroler Bevölkerung mehr Eigenständigkeit ver- lange und im Rahmen eines möglichen Selbstbestimmungs refe - 6 Am 19. Mai 1945 veröffentlichte die „Südtiroler Volkspartei” (SVP) in der Tageszeitung „Dolomiten” ihr Parteiprogramm mit der Forderung nach Selbstbestimmung. Bei den führenden SVP- Politikern von heute scheint das gerne verdrängt zu werden. Im April 1946 forderten die Südtiroler mit 155 000 Unterschrif - ten die Rückkehr Südtirols zu Österreich. Tatkräftig unterstützt auch vom Südtiroler Klerus. Wenn man wie Kompatscher das Selbstbestimmungsrecht bei jeder sich bietenden Gelegenheit als unrealistisch hinstellt, so erweist man dem Freiheitsstreben damit einen Bärendienst. Aber den Freunden in Rom wird es sicher gefallen. Zudem muss man sich ernsthaft die Frage stellen, wieso die Südtiroler Volkspartei das Recht auf Selbstbestimmung im eigenen Statut verankert hat, wenn es sowieso niemals ausge- übt werden darf. Die SVP soll endlich sagen, ob sie das Selbstbestimmungsrecht überhaupt noch anpeilt oder es nur noch als Altlast in den Statuten hat, schließt der SHB-Obmann Lang. • Österreichs Bundeskanzler Leopold Figl nahm am 22. April 1946 in Innsbruck die nach Österreich geschmuggelten Unter - schriften so gut wie aller damals volljährigen Südtiroler entge- gen, mit denen diese ihren Willen zur Rückkehr ihres Heimatlandes nach Österreich bekundeten. Was sagt Österreich heute? – gute Frage. Warum sind Arno Kompatscher und seine Mannschaft aber so italophil? Man darf das Menschliche und Allzumenschliche bei der Beurteilung nicht außer Acht lassen: