Bestürzt und verzweifelt erfuhr mein Großvater von der Situation,
als er von der Arbeit zurückkam. Da es meiner Großmutter
zunehmend besser ging, lief er wie jeden Abend zum Bauern -
ehepaar, um Kartoffeln zu holen. Er klagte sein Leid, das Bauern -
ehepaar sprach ihm gut zu, beruhigte ihn, und die Bäuerin brach-
te ihm ein Geschenk. Von ihren deutschen Ahnen gab es in ihrem
Haus ein Bild aus Holz mit folgendem Spruch darauf: ,,BEKLA-
GE NIE DEN MORGEN, DER MÜH UND ARBEIT GIBT, ES
IST SO SCHÖN ZU SORGEN, FÜR MENSCHEN, DIE MAN
LIEBT” Dieses Bild hängt heute noch zu Hause hier in Argen -
tinien. Mein Vater schenkte es mir, als er mir vor 30 Jahren diese
Geschichte unserer Familie erzählte, während ich persönlich eine
ganz schlimme Krise durchlebte. Und er sagte: „Jetzt weißt du,
wel che schlimmen Momente deine Großeltern mitgemacht
haben. Es soll für Dich ein Beispiel sein, um weiter für Deine
Lieben zu sorgen” Sehr gerührt nahm ich das Bild an mich und
habe mir den Spruch und die dazugehörige Geschichte bis heute
gemerkt.
Meine Oma gebar ihren Sohn Hans im Arbeitslager. Die Zeit
verging. Als der 1. Weltkrieg endete, wurden sie vom Arbeitslager
in Sibirien nach Deutschland deportiert. Der Weg ging von Si -
birien, Russland über Polen nach Deutschland. Zuerst mit dem
Zug und danach tagelanges Wandern bis an die deutsche Grenze.
Erschöpft kamen sie in der Freiheit an, doch sie standen vor dem
nächsten Drama: An der genannten Grenze untersuchten die
Soldaten die Röcke der drei Frauen und fanden das Geld, das
meine Oma im Sa