Sonntagsblatt 4/2016 | Page 17

Kosten für die Errichtung eines Hauses Wagen, Pflug und Eggen 4 starke Ochsen 2 Pferde 4 Kühe und 4 Kälber 2 Zuchtschweine Nahrung bis zur ersten Ernte und Übriges In Summa Gulden 30 14 44 22 40 3 47 200 Dieser „Kostenvoranschlag” wurde noch bis in die mariathere- sianische Ansiedlungsepoche hinein auch für die private Kolo ni - sation als allgemein gültig angesehen… …1752 erhielt Philipp Elsässer aus Hintschingen in Baar von seinem nach Ungarn ausgewanderten Bruder einen Brief mit der Aufforderung, mit dem Vater nachzukommen, versehen mit dem folgenden Versprechen: „Eich alle Tag ein Maß Wein so lang ihr das Leben haben dass will ich eich geben und das Haus ist mir geben worden um 2 hun- tert Gulden und samt den Ackern und 2 Weingarn huntert Gulden bar.” Dieser Bauer verfügte also über mindeste ns 300 Gulden Start - kapital, den Aufwand für Anreise, für den Ankauf von Tieren und Geräten nicht eingerechnet… …Das Durchschnittsvermögen der Auswanderer betrug zwi- schen 100 und 150 Gulden und kam im Allgemeinen durch Ver - kauf der Immobilien und des Hausstandes am Herkunftsort zu - stande… Ein Drittel der Auswanderer lag hier jedoch deutlich darunter, doch weniger als 5 Prozent der Ungarnwanderer waren arm und konnten kein nennenswertes Startkapitel aufweisen. Es gab jedoch auch Kolonisten, die mit einer Barschaft von 600, ja manchmal auch über 1000 Gulden nach Ungarn eingewandert sind. Armut ist wanderungsunfähig, diese Regel trifft daher auch für das 18. Jahrhundert zu. Doch wer als arm im Auswanderungs - land angesehen wurde, war keineswegs arm im Einwanderungs - land… „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass von jeweils zehn ange- siedelten Familien zwei eine Erbschaft aus Schwaben erhielten, die durchschnittlich eine fast so große Summe ausmachte wie die des bei der Einwanderung mitgebrachten Vermögens…” …Die deutschen Siedler kamen schließlich mit für Ungarn wertvol- len Kenntnissen und Erfahrungen über moderne Methoden der Agrar - wirtschaft und der Erwerbswirtschaft, über rationelle Wirtschaftsfüh - rung und Vermarktung der Agrarprodukte mit dem Ziel der Besitzak - kumulation und -expansion. Es ist davon auszugehen, dass die in ihrem Herkunftsland gemachte Erfahrung des Mangels an Ressourcen an Land und Kapital sie besonders tief geprägt hatten. Denn in ihrer neuen Heimat konzentrierten sie und ihre nachfolgenden Genera - tionen sich nach Überwindung der Anfangsschwierigkeiten bald ganz darauf, durch Anwendung ihrer Kenntnisse und durch Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen ihren Besitz zu vergrößern und neuen hinzuzugewinnen… (Eine Sünde in den Augen des Staatsvolkes, ein Grund für die Vertreibung 1946, Bem. von G. K.) Georg Krix • Deutsche Volksgruppen • Völkermord nur an Armeniern? Der vergessene Völkermord an den Deutschböhmen 1945/46 Schön, dass endlich 2016 der Völkermord an den Armeniern im deutschen Bundestag angekommen ist, nachdem bereits 1915(!) der deutsche kaiserliche Geschäftsträger in Istanbul entsetzt darü- ber nach Hause berichtet hatte. Der österreichische Nationalrat hatte bereits 2015 den Völkermord an den Armeniern verurteilt. Ganz nonchalant übersehen wurde sowohl von den deutschen, als auch von den österreichischen Parlamentariern, dass vor 70 Jahren eine ähnliche Auslöschung einer Volksgruppebeschlossen und durchgeführt wurde: Der Völkermord (Prof. Dr. Felix Er - macora) an den deutschen Altösterreichern in der Tschechoslo - wakei 1945/46, zu dem nicht nur 3 Millionen seit Jahrhunderten dort ansässige deutsche Altösterreicher aus dem Land vertrieben und vollständig beraubt, sondern auch eine Viertelmillion von ihnen ermordet wurde. Damit wurde gleich eine ganze Volks - gruppe von der tschechoslowakischen Regierung eliminiert. Was die österreichische Haltung heute betrifft, so geht man damit, wie von der Regierung gewohnt, salopp um. Statt einer Verurteilung dieses Völkermordes an den Altösterreichern im österreichischen Parlament (…nur kane Wellen…) fährt HBP „Heinzi” Fischer kürzlich nach Prag auf Staatsbesuch und konsta- tiert dort vor dem beleidigenden Affront-Spalier tschechischer Soldaten in Erster Weltkrieg–Überläufer–Uniformen: „unsere Be zie hungen zur tschechischen Republik sind sehr gut”. Dass bis heute den deutschen Altösterreichern Werte in Höhe des 5-fachen eines österreichischen Jahresbudgets geraubt wur- den, zigtausende Raubkunst-Werke aus deren persönlichen Eigen tum heute mit Stolz in tschechischen Museen hängen und die 12 Vertreibungs – „Beneš Dekrete” noch immer in der tsche- chischen Verfassung stehen, interessierte „Heinzi” gar nicht. Haupt sache, er konnte seinem Ex-Kommunistenfreund Miloš Ze - man zum Abschied versichern, „unsere Beziehungen zur tsche- chischen Republik sind sehr gut”. Man fragt sich nur, wie lange noch der Krug so zum Brunnen geht, bevor er zerbricht. Sudetendeutscher Pressedienst (SdP) O Pressedienst des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) – 01.06.2016 Hohe Auszeichnungen für VLÖ-Repräsentanten seitens der Stadt Wien verliehen Der Wiener Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig ehrte am Mon - tag, den 30. Mai 2016, im prunkvollen Wappensaal des Wiener Rathauses in Vertretung von Landeshauptmann Bgm. Michael Häupl mehrere verdiente Repräsentanten des „Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich” (VLÖ) und würdigte im Zuge der Feierstunde die besonderen Leistungen der Geehrten mit besonderem Blick auf deren oft schon jahrzehntelangen und unermüdlichen Einsatz im Sinne der Heimatvertriebenen. Stadtrat Ludwig freute sich darüber hinaus, nebst zahlreichen geladenen Gästen auch Botschafter i.R. Gerfried Buchauer, die Zweite Präsidentin des Wiener Landtages, Veronika Matiasek, den ehemaligen Zweiten Landtagspräsidenten Gerhard Herzog und den ehemaligen Dritten Landtagspräsidenten, Heinz Huf - nagl, begrüßen zu dürfen. Ebenfalls anwesend waren die Wiener Landtagsabgeordneten Michael Niegl, Mag. (FH) Alexander Paw ko wicz und Dr. Kurt Stürzenbecher. Im Rahmen eines kurzen geschichtlichen Rückblicks erinnerte Stadtrat Ludwig in sehr eindrucksvollen Worten an das tragische Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen nach dem 2. Welt - krieg und deren großen Anteil am Wiederaufbau des nach dem Kriege darniederliegenden Landes, das für sie zu einer neuen (Fortsetzung auf Seite 18) 17