Sonntagsblatt 4/2016 | Page 13

Der Sitz des Rates wur de Kesmark. An der Grün dungs versamm - lung nahmen die Ver treter von 200 Zipser Ge mein den teil. In der Kampagne gegen den Tschechoslowakischen Staat argumentier - ten die Ratsmit glie der, dass alles, was in der Zips in den letzten Jahrhunderten entstand, ein Werk der Deutschen sei. In einer Reso lution hielten sie fest, dass sie eine Selbständige Zipser Repub lik ausrufen, wenn ihnen nicht ermöglicht wird, weiter Teil Ungarns zu sein. Schweiz unter der Tatra Heutiger Standort des Panoramas im Nationalen Historischen Gedenkpark Ópusztaszer im VII. Budapester Bezirk, Elisabethstadt. Nach mehreren Mona ten schwerer Krankheit starb Feszty 1914 im Alter von 57 Jahren im Seebad Lovran, Bezirk Volosca an der österreichischen Riviera. Das wichtigste Werk Fesztys ist das nach ihm benannte Feszty-Pano - rama (1894), ein knapp 1800 m² großes Rundgemälde der Landnah - me der Magyaren, das heute im Nationalen Historischen Gedenkpark Ópusztaszer zu besichtigen ist. –ri– O Es wird auch Sie interessieren Aus der Geschichte der Zips (heute Slowakei) Bemühungen um eine Zipser Republik Am 28. Oktober 1918 wurde in Prag der Tschechoslowakische Staat ausgerufen (am Ende des Ersten Weltkrieges), zwei Tage später schloss sich die Slowakei in der Martiner Deklaration an. Doch nicht alle Bewohner des neuen Staates waren damit zu - frieden. In der Zips gab es sogar Bestrebungen, eine eigene Re - pub lik zu gründen. Auf die Ausrufung des neuen Staates reagierten die deutschen Ab geordneten in Tschechien Ende Oktober 1918 mit einem Be - schluss. Darin forderten sie die Gebiete mit mehrheitlich deut- scher Bevölkerung (Sudeten) von dem tschechoslowakischen Ge - biet abzutrennen und der Provinz Deutschböhmen anzuschließen. Die sudetendeutschen Politiker verlangten international, deut- sche Provinzen auf tschechischem Gebiet an Österreich anzu- schließen. Unruhig reagierte die tschechische politische Szene da - rauf und unternahm schnelle Schritte, um besonders in gemisch- ten Gebieten tschechische Volksausschüsse zu gründen, die die Verwaltung in ihre Hände nahmen und die Gebiete besetzten. Die Deutschen in der Zips organisierten sich Eine ähnliche Situation spielte sich in der Slowakei in der Zips ab. Vor dem Ersten Weltkrieg (da gehörte die Zips=Szepesség zu Ungarn) hatte sich die deutsche Minderheit nur gering am politi- schen Leben beteiligt. Nach dem Krieg kam es aber zu einem radi- kalen Wandel. Besonders die Zipser Deutschen organisierten sich schnell und waren gegen einen Anschluss an die Tschecho slo - wakei. In Aufrufen an die deutsche Bevölkerung forderten sie, die Stimme gegen die tschechoslowakischen Forderungen zu erheben und Vertreter zu Verhandlungen nach Budapest zu schicken. Am 1. November 1918 wurde in Budapest der Deutsch unga - rische Volksrat (von J. Bleyer) gegründet. Zu dem Programm des Rates bekannten sich mehrere bedeutende Vertreter der Deut - schen in der Zips. Die Gründer des Rates forderten, alle Deut - schen in Oberungarn zu einem Wahlkreis zusammenzu schlie ßen. Die Idee zu der neuen Republik hatte im November 1918 Tibor Köller aus Kesmark, ein Abgeordneter des ungarischen Parla - ments. Die Zipser Republik hätte an die wirtschaftliche und die kulturelle Entwicklung in der Zips gebunden sein sollen, eine Art Schweiz unter der Tatra. Anfang November 1918 kamen 400 Ver - treter der Zips zusammen und übergaben dem Innenminister ein Protestschreiben gegen eine Eingliederung der Zips in den Tsche - choslowakischen Staat. Die Ausrufung einer Zipser Republik wur de heftig diskutiert. Der Oberungarische Rat forderte die Städ te und Gemeinden auf, regionale Räte zu gründen. Diese entstanden vom 19. bis 21. November 1918 beispielsweise in Roks, Hunsdorf oder Kniesen. Am 7. Dezember suchte der Kesmarker Professor Gyula Andor Hefty in Budapest den Abgeordneten der Nationalversammlung Milan Hoda auf. Er wollte ihm das Versprechen für eine Selbst ver - waltung abringen. Zugesichert erhielt er aber nur nationale und sprachliche Rechte, wie sie in der Verfassung festgehalten waren. Daraufhin kamen am 19. Dezember 1918 die Deutschen in Kes - mark zusammen und riefen die Selbständige Zipser Republik aus. Das Ende der Zipser Republik Ähnlich wie in Tschechien wurden die Versuche unterdrückt, man - che Initiatoren kamen ins Gefängnis. Die Entstehung der Tschechoslowakei hat in mehrerer Hinsicht die Stellung der Deutschen in der Slowakei beeinflusst. Die Angehörigen der deut- schen Minderheit in der Slowakei fühlten sich beispielsweise ver- stärkt den Sudetendeutschen zugehörig und die Sudeten deutschen widmeten den Karpatendeutschen verstärkt Aufmerk sam keit. Die heutigen Bewohner der Zips wissen praktisch nichts mehr darüber, dass vor fast einhundert Jahren hier wirklich einmal ver- sucht wurde, eine Zipser Republik zu gründen. A. Szuttor Aus Karpatenblatt, März 2016 Ein Loblied auf die Zips (aus der Karpaten-Post 7.11.1918) Kennt ihr das kleine Land im grünen Fichtenkranze Wo tief im Tal der Flachs in blauer Blüte steht? Wo kühn zum Himmel stürmt im Purpurrosenglanze, Vom Edelweiß gekrönt, der Felsen Majestät? Es ist mein All, mein Hort, des Vaterlandes Schanze, Wo deutsch zu Gott sich hebt der Herzen heiß Gebet, So wie der Sonne Gold an deiner Tatra Wand, Erglüht mein Herz für dich, vielschönes Zipserland! Hell strahlte immerdar von deinem Felsaltane, Der Treue Diamant, drin köstlichstes Juwel! Aufpflanzen soll man dir nun eine fremde Fahne? Frech giert nach deinem Schatz ein fremdes Auge scheel! – Durch meinen schwachen Mund ganz Ungarn dich ermahne: Bewahr’ den Edelstein: die Treue sonder Fehl! Was dir im Herzen flammt, verkünde laut mein Lied: „Fest bleibt der Zipser Treu’ wie schimmernder Granit!” 13