Sonntagsblatt 3/2015 | Page 20

Verlassen und vergessen : Untersteirer , Gottscheer = Altösterreicher
Vor drei Jahren sagte ich voraus , dass es nach der XXV . Auflage zu Änderungen im Programm und in der Ausführung der Literaturtage , oder sogar zum Verzicht auf diese kommen wird . Diese Gedanken beschäftigten viele der Teilnehmer . Die vielen Anrufe , Briefe , Mails , aber auch öffentliche oder private mit mir geführte Gespräche waren in unison , dass diese bereits zu einer Institution gewordene rumäniendeutsche Veranstaltung nicht aufgegeben werden darf . Sie soll und muss weiter gedeihen . Also , keine Rede von der letzten Auflage der „ Deutschen Literaturtage in Reschitza ”. Wie es weitergehen wird , darüber wird man sich noch Gedanken machen müssen . Das Wichtigste aber ist , dass es auch eine XXVI . Auflage im kommenden Jahr geben wird , das bin ich mir schon jetzt sicher . Zum Schluss noch ein Dankwort an alle öffentliche Institu - tionen , an die Vereine / Verbände , an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer , an das Organisationskomitee und an alle die gefördert , unterstützt und in diesem Jahr mitgemacht haben .
Deutsche Weltallianz – German World Alliance „ Pro lege et justitia ”
PRESSEMITTEILUNG – Wien , am 7 . Mai 2015
Neuerlicher Vandalenakt in Marburg gegen die deutsche Volksgruppe
DWA : „ Wien muss endlich mit aller Schärfe handeln !”
Wie Veronika Haring , Obfrau des in Marburg beheimateten deutschen Kulturvereins Brük - ken , in einer Presseaussendung mitteilte , wurde am 1 . Mai 2015 die Vereinstafel ( vgl . An - hang ) beschmiert und zerkratzt . „ Leider sind solche Vandalenakte gegen die deutsche Volksgruppe in Slowenien keine Seltenheit ”, erklärt DWA-Prä - sident Peter Wassertheurer . Erst kürzlich machte die DWA auf einen krassen Fall ethnischer Diskriminierung aufmerksam . So wurde etwa die Tochter eines Mitglieds des deutschen Kultur - vereins in Cilli ( slow . Celje ) in der Schule als „ deutsches Schwein ” beschimpft . Nach Meinung von Wassertheurer ist vor allem der diskriminierende Status der deutschen Volksgruppe für diese antideutsche Stimmung in Slowenien verantwortlich . Seit der Wende von 1989 / 90 kämpft die deutsche Volksgruppe darum , endlich als autochthone Volksgruppe Anerkennung zu finden , was ihren rechtlichen Status innerhalb der slowenischen Gesellschaft entscheidend stärken würde . Die Regierung in Laibach ( vgl . Anhang mit Interview Veronika Haring ) weigert sich jedoch , womit in Slowenien weiterhin antideutsche Klischees und Stereotype ungehindert wuchern können .
Wassertheurer nimmt den neuen Vandalenakt zum Anlass , um endlich von der österreichischen Außenpolitik ein viel klareres und couragierteres Auftreten gegenüber Laibach zu verlangen . „ Leider aber werden Vorfälle wie kürzlich in Marburg weiterhin vom österreichischen Außenministerium nicht wahrgenommen ”, bedauert Wassertheurer , der abschließend erklärt : „ Die Deutsche Weltallianz wurde u . a . gegründet , um zu verhindern , dass alle For - men von Diskriminierung und Rassismus , die sich gegen Ange - hörige deutscher Volksgruppen richten , ungehört bleiben .” Die DWA dokumentiert als global agierende Beobachtungsstelle solche germanophoben Vorfälle und leitet sie an politische Stellen weiter . Wie der jüngste Vorfall in Marburg zeigt , gibt es für die DWA noch genug Arbeit zu tun .

Verlassen und vergessen : Untersteirer , Gottscheer = Altösterreicher

Sloweniens Regierung verweigert den deut schen Minderheiten die Anerkennung und ignoriert damit europäische Regeln . ( Die Presse )
Wir sind am Bahnhofvorplatz von Marburg in Slowenien verabredet . Veronika Haring ist sofort zu erkennen , weil sie eine Steirer - jacke trägt . Es ist ein hier nicht häufig zu sehendes Kleidungs - stück . Sie hat eine Einkaufstasche voller Bücher mitgebracht . Die Titel beschäftigen sich mit dem Schicksal der Deutschen in der Untersteiermark , im übrigen Slowenien und in der Gottschee . Einige Bände sind auf Deutsch und Slowenisch verfasst , das sind die Berichte des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen , den Haring gegründet hat .
Frau Haring entschuldigt sich gleich dafür , dass sie nicht perfekt Deutsch spricht : „ Ich habe erst als Zwanzigjährige Deutsch ge - lernt . Mein Vater hat sich nicht getraut , mit mir Deutsch zu sprechen , das wäre in den 1950er- und 1960er-Jahren gefährlich gewesen . Man riskierte schwere Nachteile in der Schule und im Beruf .”
Sie habe überhaupt erst in der Schule erfahren , dass sie aus einer zur Hälfte deutschen Familie stammt . Die Mutter war Slowenin . „ Eines Tages sagte ein Lehrer zu mir : Haring ? Das ist doch ein deutscher Name . Wer ist dein Vater ?” Aus diesem Erleb - nis zog sie eine ungewöhnliche Konsequenz , die ihr Leben bestimmen sollte : „ Wenn ich schon dafür bestraft werde , dass ich deutsch bin , dann will ich es auch wirklich sein !”
Den Beruf der Buchhändlerin , die sie gern geworden wäre , durfte sie nicht erlernen . Sie ging daher nach Graz , um Deutsch zu lernen und arbeitete als Verkäuferin in einem bekannten Spiel - warengeschäft am Hauptplatz : „ In Graz habe ich dieselbe Ableh - nung erlebt wie daheim , nur andersherum : Hier war ich die Deut - sche , dort die Jugo .” Erst viel später ist sie dann in Marburg doch noch Buchhändlerin geworden .
Wer sind überhaupt „ die Deutschen ”, von denen hier die Rede ist ? Es sind zunächst die Nachkommen der Bewohner früher deutschsprachiger Gebiete und Gemeinden in der ehemaligen Untersteiermark , jenem östlichen Teil von Slowenien , der auch heute noch Steiermark , Stajerska , heißt . Deutschsprachige gab und gibt es aber auch im übrigen Slowenien , etwa in Laibach . Eine eigene Gruppe sind die Gottscheer , die in einer Sprachinsel südlich von Laibach leben und einen eigenen deutschen Dialekt und ein besonderes Brauchtum hatten . Slowenien ist der Einzige der ex-kommunistischen Staaten in der EU , der seine deutsche Minderheit nicht als Volksgruppe aner kennt . Anerkannt als autochthone Gruppen sind nur die Un - garn und Italiener , die jeweils in einem abgegrenzten geografischen Raum leben . Das ist auch ein Argument Sloweniens gegen die Anerkennung der Deutschen : Sie lebten nicht in einem ge - schlossenen Gebiet . Für die Gottscheer , die nur noch sehr wenige sind , gilt das allerdings nicht . Geschützt durch Gesetz sind auch die Roma sowie die Volksgruppen der Ex-Jugoslawen . Fehlende öffentliche Zeichen Für die Angehörigen der deutschen Volksgruppe werden offiziell andere Bezeichnungen verwendet , etwa „ ethnische Gruppe ” in Zu sammenhang mit Sprache und Kultur . Sie haben nur Indi - vidualrechte nach Artikel 61 der slowenischen Verfassung , der statuiert , dass jedermann das Recht zusteht , „ seine Zugehörigkeit zu seinem Volk oder seiner Volksgruppe zu bekennen , seine Kultur zu pflegen sowie seine Sprache und Schrift zu gebrauchen ”.
Die Anerkennung als Volksgruppe würde der Minderheit eine
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