Vor 230 Jahren geboren
JAKOB GRIMM (geb. 4. Januar 1785 in Hanau am Main – gest.
20. September 1863 in Berlin).
Begründer der deutschen Sprachwissenschaft und Volkskunde.
Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm gab er die „Kinder und
Hausmärchen” heraus. Er legte auch den Grundstein zur deut-
schen Philologie. Hauptwerke: „Deutsches Wörterbuch”, „Deut -
sche Sagen”, „Deutsche Grammatik” und „Deutsche Mytholo -
gie”.
Die Vaterlandsliebe ist ein so göttliches und jeder menschlichen Brust
so tief eingeprägtes Gefühl, dass sie durch Leiden und Unglücksfälle,
die uns im Geburtsland treffen, nicht geschwächt, sondern eher noch
gesteigert wird. Die Vorteile, die wir dem väterlichen Boden ver-
danken, sind von der Art, dass sie durch nichts anderes ersetzt werden
können und dass den Ausgewanderten eine oft unbezwingliche Sehn -
sucht immer mehr nach der Heimat zurückzieht. Hier haben unsere
Schritte und Tritte festen Halt, die auf fremder Erde leichter ausgleit-
en. Unsere Phantasie ist mit vaterländischer Sage und Geschichte
genährt worden, unsere unauslöschlichsten Erinnerungen haften
daran. Selbst die Gräber ermuntern uns, den Tugenden der Vorfahren
nachzueifern.
Jakob Grimm
Vor 330 Jahren geboren
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (geb. 23. Februar 1685 in Halle
an der Saale – gest. 14. April 1795 in London).Komponist von
Opern und Oratorien, kurfürstlicher Kapellmeister in Hannover.
1712 übersiedelte er nach London. Mit der genialen Beherr -
schung der musikalischen Ausdrucks- und Stilmittel führte er in
der Instrumentalmusik auf musikdramatischem Gebiet die Ba -
rock oper und das Oratorium zu einer Vollendung, die ihm als ers-
ten deutschen Musiker Weltruf verschaffte.
Ich kann am Guten mich und
Schönen freuen, wie man
Genießt der Sonne goldnes Licht,
Das Niemand ist, und Allen doch gehört.
Franz Grillparzer
Vor 330 Jahren geboren
JOHANN SEBASTIAN BACH (geb. am 21 März in Eisenach,
gest. am 28. Juli 1750 in Leipzig). Er war der größte deutsche
Kom ponist vor Beethoven, in dem sich das musikalische Emp -
finden in musikalischer Form auslöste. Zuletzt war er Musikdi rek -
tor an der Thomasschule in Leipzig. Seine bekanntesten Werke:
„Matthäuspassion”, „Johannespassion”, Oratorien, zahlreiche
geistliche und weltliche Kantaten, große Orgel- und Klavierwerke.
Er ist der bedeutendste protestantische Musiker nach Heinrich
Schütz und Schöpfer des modernen Kontrapunktes. Seine Werke
sind monumental aufgebaut und glänzen durch reine, edle Stimm -
führung und Polyphonie.
Nicht unser Hirn, sondern unser Herz denkt den größten Gedanken.
Unser Herz aber, oder unsere Seele, oder der Kern unserer Persönlich -
keit ist ein Funke aus dem Lebenslichtmeer Gottes.
Jean Paul
Vor 490 Jahren gestorben
JAKOB FUGGER, der Reiche, (gest. am 30. Dezember 1525 in
Augsburg, geb. am 6. März 1459 in Augsburg). Die Familie Fug -
ger beherrschte im ausgehenden Mittelalter einen großen Teil des
deutschen Handels, aber auch den der Mittelmeerländer und so -
gar den in anderen Kontinenten, vorzüglich in Afrika und Asien.
Hätt ich Venedigs Macht
Und Augsburgs Pracht,
Nürnberger Witz,
Straßburgs Geschütz
Und Ulmer Geld,
So wär’ ich der reichst’ in der Welt.
Spruch aus dem
späten Mittelalter
Vor 650 Jahren
GRÜNDUNG DER WIENER UNIVERSITÄT – am 12. März
1365 durch Herzog Rudolf IV., den Stifter.
Siehe, voll Hoffnung vertraust du der Erde den goldenen Samen
Und erwartest im Lenz fröhlich die keimende Saat.
Nur i n die Furche der Zeit bedenkst du dich, Taten zu streuen,
Die, von der Weisheit gesät, still für die Ewigkeit blüh’n?
Friedrich von Schiller
–ri–
O
Johann Wachtelschneider
Evakuierung aus Schorokschar
Wieder daheim in Schorokschar – Leben unter Russen
(Fortsetzung und Ende)
Die Stimmung der Sowjetsoldaten war anscheinend sehr gut, denn
aus dem „Zwick-Wirtshaus” in der Ócsai-utca (Otschai-Gasse)
dran gen laute russische Lieder. Unsere Stimmung dagegen war
sehr schlecht. Vor allem war die Spannung der Heimkehrer aus
den Evakuierungsorten auf dem Höhepunkt angelangt.
Das schmiedeeiserne Doppeltor zu unserer Hofstelle war sperr -
angelweit geöffnet. Großvater bog mit seinem Gespann vorsichtig
in den Hof ein und hielt kurz an. Es schien zunächst so, als ob sich
niemand in Haus und Hof befinden würde. Doch plötzlich ging
die Glastür unserer „Vorderen Stube” auf, und auf den Gang trat
ein Offizier der „Roten Armee”. In der Tür stand seine Frau mit
ihrer etwa zehnjährigen Tochter.
Barsch fragte der Mann in sehr holprigem Ungarisch meinen
Großvater nach seinem Begehr. Dieser versuchte ihm dann zu
erklären, dass dies sein Haus sei und wir hier wieder gerne einzie-
hen möchten.Auf diese Erklärung hin zeigte sich der Russe sehr
gereizt und fluchte laut ohne ein Ende zu finden. Schließlich deu-
tete er an, dass er hier im Hause niemand haben wolle, denn er
gehöre zur „Kommandantur” und diese brauche alle Räume des
Hauses – erst später haben wir erfahren, dass seine Gereiztheit
besonders daher rührte, dass mein Großvater von „seinem” Haus,
„seinem” Eigentum sprach.Dies muss den guten Mann auf die
Palme gebracht haben! Wahrscheinlich war „ Privateigentum” für
ihn ein rotes Tuch und seiner Ideologie absolut fremd.
Doch nach einer Rücksprache mit seiner Frau zeigte er sich fast
human und erlaubte uns, von den beiden hinteren Stuben und der
Sommerküche Besitz zu nehmen, doch wie sah es in diesen
Räumen aus!? Großmutter, eine äußerst penible Frau von damals
45 Jahren, wurde fast vom Schlag gerührt. Was hatte sie gesehen?
In der hinteren Stube, ihrem Wohn- und Schlafzimmer, und in
der gemeinsamen Sommerküche mussten Pferde eingestellt gewe-
sen sein, denn ihre hinterlassenen Spuren waren nicht zu überse-
hen. Im angrenzenden Pferdestall aber – in ihm lag Stroh aus dem
Bodenraum – hatten wohl die einquartierten Soldaten ihr Lager
gehabt.
Nachdem das Pferd ausgespannt und versorgt war – Großvater
wollte es am nächsten Tag dem Besitzer, einem befreundeten
„Eis bauern” zurückbringen – ging es unter dem „Kommando”
von Oma ans Reinemachen der Zimmer. Die Männer versuchten,
(Fortsetzung auf Seite 18)
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