als Deutsche oder eben nur als Schwaben bezeichneten). Sogar
noch nach Krieg und Vertreibung gab es noch einen „…Verband
der Deutschen…in Ungarn”. Diese grundsätzliche Frage müsste
eigentlich von der jetzigen „Landesselbstverwaltung der Ungarn -
deut schen” behandelt und geklärt werden, weil doch nur auf eine
klare Gegenwart auch eine klare Zukunft aufgebaut werden kann.
Weil nur auf einem festen (klaren) Fundament anhand eines gut
überdachten/verständlichen Planes mit einer festen (klaren)
STRA TEGIE ein standhaftes Bauwerk (eine lebendige Volksgrup -
pe) für die Zukunft entstehen kann!
Deutsche Muttersprache ist die Losung seit vielen Jahrzehn -
ten – wir besingen sie in unserer Volkshymne, wir reden und
schreiben über Erhalt, Pflege, Wiedergewinnung dieser Mutter -
spra che. Doch – leider – nur so oberflächlich. Denn wer nimmt
das schon ernst? – wer macht sich Gedanken darüber?
Es genügt ja, nur die amtliche Statistik anzuschauen. In dieser
spricht man über Deutsche – aus verschiedenen Gesichtspunkten
aufgezählt (Nationalität, Muttersprache, Sprachgebrauch) – und
dann kommt man letztendlich zu der Feststellung, dass es in Un -
garn heute – laut Volkszählung von 2011 – 186 000 Deutsche (also
Menschen, die sich zum Deutschtum bekennen) gibt. Wie man zu
dieser Zahl kommt, ist mir ein Rätsel. Wenn man nun genauer
hinsieht, so sagt diese Statistik auch, dass sich 2011 zur deutschen
Muttersprache nur 38 000 Einwohner Ungarns bekannt haben,
darunter ca. 12 000 nicht ungarische Staatsbürger. Nicht vergessen,
früher war die Muttersprache maßgebend für die Volkszuge hö -
rigkeit! Heute hat aber jeder Bürger in Ungarn das Recht/die Mög -
lichkeit sich zu drei, bzw. zu zwei Muttersprachen (und Volkszu -
gehörigkeiten=Nationalitäten) zu bekennen, wodurch das End -
ergebnis umso fragwürdiger wird. Man darf annehmen, dass all
jene, die Deutsch als Muttersprache angaben, sich auch zur deut-
schen Nationalität bekannten und sehr wahrscheinlich in der Fa -
milie und unter Freunden auch deutsch reden. Sind diese Beken -
ner in den statistischen 186 000 also dreifach eingebunden? Nicht
dass ich gegen diese schöne Summe etwas hätte, im Gegenteil, in
Wirklichkeit gibt es sogar noch viel mehr Deutsche in Ungarn.
Nur mit dem Bekenntnis sehe ich Probleme.
Auffallend ist dabei, dass heute doch wieder viele Jugendliche
(deutscher Abstammung) gut deutsch sprechen und sogar auch
erklären, die deutsche Sprache am meisten zu lieben… Dennoch
ist ihre Muttersprache Ungarisch – weil sie ja als Kleinkind von
der (deutschen) Mutter (als Folge der Einschüchterungen nach
dem Krieg) ungarisch gelernt haben und ungarisch zu reden be -
gan nen. Obiges lässt einem zur Feststellung kommen: Die
Definition der Muttersprache müsste geändert, d.h. geklärt wer-
den. „Flügel” und auch „Strategie” der Deutschen Landesselbstver -
waltung Ungarns befassen sich nicht mit dieser Frage. Warum
nicht? Dazu muss noch erwähnt werden: Es heißt, wir pflegen und
fördern DAS ERBE unserer Vorfahren und man meint damit, wir
singen und tanzen und musizieren wie einst die Ahnen (?). Ja,
wenn es um (materielles) Erbe geht, dann scheut man keine Mühe,
nach Möglichkeit das ehemalige Eigentum der Ahnen (Haus und
Hof) zu ergattern, weil uns doch dieses Erbe (nun auch schon
nach dem Gesetz) zusteht. Dabei vergisst man jedoch, dass auch
die SPRACHE unser Erbe ist, die deutsche/schwäbische Sprache!
Die Sprache, die nach dem Krieg beschimpft, verpönt, verboten
war, weshalb sie verschwiegen/abgetan/vergessen wurde. Und was
tut die ungarndeutsche Volksgruppe – mit der Deutschen Landes -
selbstverwaltung an der Spitze – für dieses „vergessene” Erbe?
Darüber kann man nur einen Trauerbericht abgeben. So sollen
auch hier diesbezüglich einige MERKWÜRDIGKEITEN stehen:
– Nehmen wir unsere Volkshymne. Sie wird oft und gerne ge -
sungen. Es heißt darin: …deutsche Sprache, deutsche Art, die die
Väter hochgehalten, haben treu wir uns bewahrt… Was denken
SONNTAGSBLATT
sich wohl unsere Landsleute beim Singen dieser Aussage? Ich
muss annehmen, die Worte werden gar nicht verstanden – und
man macht sich auch keine Gedanken darüber. Als Beispiel dazu
nenne ich die Landesgala der Deutschen Landesselbstverwaltun -
gen, die jedes Jahr veranstaltet und gut besucht wird. Zur Eröff -
nung der Feier wird die Volkshymne gesungen. Schön, lautstark,
gut verständlich – man hat das Gefühl, man befindet sich unter
begeisterten deutschen Menschen. Doch wie reden diese begeis-
terten Deutschen nachher, in der Pause und beim Heimgehen un -
tereinander? Eine andere, eine fremde Sprache – nur Ungarisch!
Ungewollt beschleicht einem die Frage: Wo bin ich? Wer sind diese
Menschen? Das sollen Deutsche, oder eben Schwaben sein? Wa -
rum reden sie dann nicht so, wie sie es vor 3 Stunden in der Volks -
hymne gelobt haben? Eigentlich sollte es mir nicht auffallend sein:
In der Pause sah ich unseren „Volksgruppenführer”, d.h. unseren
Vorsitzenden der Deutschen Landesselbstverwaltung, Otto Hei -
nek, im Kreise einer Schar von Männern, darunter auch mir be -
kannte Schwabengesichter, Amtsträger der Volksgruppe, – sie un -
ter hielten sich Ungarisch!
Demnach haben also die Ungarndeutschen nicht nur eine unga-
rische Muttersprache, sondern Ungarisch ist auch schon zu ihrer
Umgangssprache geworden. Somit darf man sich also nicht wun-
dern, wenn die Sitzungen unserer Selbstverwaltungen (abgesehen
von einigen lobenswerten Ausnahmen) ungarisch verlaufen, wenn
die amtliche Korrespondenz der Ungarndeutschen – überwiegend
– auf Ungarisch geschieht.
„Damit die Leute es auch verstehen” – bekommt man zur Er -
klärung, wenn man Kritik übt und die Pflege der Muttersprache
erwähnt. Denn in Gesetzen, Verordnungen wird wichtigtuerisch
die Freiheit zum Gebrauch der Muttersprache de r Nationalitäten
betont, in Programmreden, Satzungen wird stets der Gebrauch,
die Pflege, die Rückgewinnung der Muttersprache als wichtigstes
Ziel und erstrangige Aufgabe hingestellt. Doch die Praxis ist eine
andere!
Besehen wir uns die (ungarn)deutschen Kulturgruppen –
Tanz gruppen, Gesangchöre, Musikkapellen – von näher an. Näm -
lich, sie werden doch tatkräftig finanziell und auch moralisch un -
terstützt als (Zukunfts)Träger ungarndeutscher Kultur. Auf Inhalt
der Darbietungen möchte ich nicht näher eingehen, schließlich
scheint und klingt ja alles (überwiegend) deutsch/schwäbisch,
abgesehen von sich häufenden Fehltritten. Die Zusammensetzung
der Mitgliedschaft würde mich auch nicht stören, denn es sollte
doch schön und gut sein, wenn auch „Fremde”, also Madjaren oder
Slowaken in der deutschen Gruppe mitmachen. Störend ist es
aber, wenn die Fremden in der Überzahl sind, bzw. wenn diese
nicht eben dem Deutschtum zuliebe mitmachen. Daraus folgt,
dass den fremden Mitgliedern wegen (aus Höflichkeit?) in der
Grup pe nicht deutsch gesprochen wird. Nicht deutsch wird auch
schon dem „Leiter” der Tanz- oder Gesanggruppe wegen gespro-
chen, weil dieser allgemein ein „Fremder” ist bzw. sogar auch ein
gut deutschsprechender Leiter „unterrichtet” nur ungarisch, als
wie wenn dies so obligatorisch wäre. Demnach könnte man sagen,
die sog. deutschen Kulturgruppen sind wirklich nur „sogenannte
deutsche”, weil sie sich ausschließlich der ungarischen Sprache be -
dienen.
Dazu kommt noch, dass auch die Tätigkeiten der deutschen
Selbstverwaltungen, Institutionen, Organisationen viel zu wün-
schen übrig lassen. Dienen diese wirklich der Aufrechterhaltung
und Fortpflanzung des Ungarndeutschtums? Es gibt bestimmt
gute, nützliche Ausnahmen, doch – leider – darf man sagen, dass
die als Unterstützung vom Staat erhaltenen Gelder (mit deutschen
Augen gesehen) oft nicht zweckentsprechend verwendet werden.
Ich denke da an Gruppen-Ausflüge, Ball-Veranstaltungen, Sau -
(Fortsetzung auf Seite 14)
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