Sonntagsblatt 1/2017 | Page 28

gleichzeitig die Einschreibgebühr von 1 Krone entrichtet ha ben . Ferner liegen zwei schriftliche Anmeldungen vor , so daß der Verein bereits 22 Mitglieder zählt . Zur Vereinsleitung wurden vorgeschlagen : Obmann : Nikolaus Wehner , Obmann-Stellvertreter : Johann Braun , Schriftführer : Johann Mager , Schriftführer-Stellvertreter : Nikolaus Hilger , Kassier : Franz Bottner , Bibliothekar : Lorenz Thoma , Ausschussmitglieder : Josef Kaiser , Rudolf Schiff , Jakob Schweitzer , Michael Hirsch , Revisoren : Wilhelm Engelhardt , Peter Engel , Johann Stocker . Jeder dieser Vorschläge wurde einzeln und einstimmig angenommen . Die Gewählten erklärten , dass sie die Wahl annehmen .” „ Der Vorsitzende gab das gesamte Resultat der Wahl bekannt und erklärte , daß sich hiermit der ‚ Verein der Banater Schwaben in Wien ’ konstituiert hat und daß an jedem zweiten Sonntag eines jeden Monats ein geselliger Vereinsabend stattfinden wird .”
Das Vereinsabzeichen Nach der Vereinsgründung im Jahre 1907 wurde der Beschluss gefasst , bei offiziellen Anlässen ein Vereinsabzeichen zu tragen . Der Verein der Banater Schwaben in Wien kann mit Stolz auf sein sinnreich zusammengestelltes Vereinsabzeichen hinweisen , welches schon auf den ersten Blick einen netten Eindruck macht . Ein rot – weiß – rotes Legendenband , die Farben Österreichs als Grün - dungsstätte des Vereines umrahmt das Abzeichen auf dem Verein der Banater Schwaben Wien zu lesen ist . Eine aufgehende Sonne im schwarzen Feld sollte die „ geistige Erleuchtung durch die Schule ” bedeuten . Rechts und links ein blühender Eichenzweig das „ heranwachsende , junge deutsche Geschlecht ”. Unter diesem sind zwei Wappen , von welchen das eine die rot – weiß – grüne , das andere die schwarz – rot – goldene Farbe trägt . Erstere hat die Farben , des Landes Ungarn , welches unsere Vorfahren besiedelten und urbar machten . Im Innern des Abzeichens finden wir zwei mahnende Worte :
„ Bleib deutsch !”
Rechts ist das Vaterhaus , vor welchem die Eltern von dem scheidenden Sohne Abschied nehmen . Die Mutter , an deren Seite zwei schutzsuchende Kinder stehen , hebt zum Segen ihre Rechte . Ent - worfen wurde das Vereinsabzeichen von Prof . Hugo Ströhl . Der Aufruf „ Bleib deutsch ”! sollte als Mahnruf gegen die Madja - risierungsbestrebungen in der ungarischen Reichshälfte im ausgehenden 19 . und zu Beginn des 20 . Jahrhunderts verstanden werden .
Dass der Verein bereits bei seiner Gründung deutliche kulturelle Interessen bekundet hat , geht aus der Funktion des gewählten Vereinsbibliothekars hervor .
Der Sektion „ Friseure ” kam im Rahmen des Vereins eine besondere Bedeutung zu : Die regelmäßigen Fortbildungskurse erfreuten sich großer Beliebtheit , und einige Sektionsmitglieder hatten es in jener Zeit zu Rang und Ehren gebracht ; so wurde den beiden verwandten Konkurrenten Othmar und Rudolf Schiff der Titel „ Kommerzialrat ” verliehen . Regelmäßig sorgten Vereinsabende und Schaufrisieren , Kegelabende und Weihnachtsfeiern , „ schwäbische ” Festessen und der alljährliche Schwabenball für Geselligkeit und Pflege des kulturellen Erbes wie auch für Geltung in der Wiener Gesellschaft .
Zu den Vortragenden des Vereins , die stets ein dankbares Publi - kum fanden , zählten in Wien studierende Banater – der spätere Medizinalrat Dr . Fritz Klingler und der Kirchenpräsident Franz Hamm – sowie anerkannte Literaten der Zeit , wie etwa Ella Triebnigg-Pirkert und Adam Müller Guttenbrunn .
Aus dem Bericht des Obmann Nikolaus Wehner auf der ersten ordentlichen Hauptversammlung am 31 . Jänner 1908 über das ers - te Vereinsjahr 1907 wird auf die Überschwemmung der Gemeinde Rudolfsgnad im Banat , im Jahre 1907 , u . a . eingegangen : „ Derselbe Tag , der für uns Banater Landsleute in Wien ein Tag harmloser Freude war , wurde für die blühende deutsche Gemeinde Ru - dolfsgnad in der Torontaler Gespanschaft im Banat ein Trauertag . Durch die Unfähigkeit des staatlichen Beamten der Stromaufsicht wurden nämlich der Ort und seine Gemarkung durch den zu - rück stauenden Schwall der Donau vollständig überflutet . Die schwä bischen Bauern , das Gesinde und die Taglöhner wurden an den Bettelstab gebracht . Über Aufforderung von Seite unseres Vereines traten noch in der ersten Woche des Juni gewählte Vertre - ter von sechs in Wien bestehenden landsmannschaftlichen Verei - nen ungarländischer Deutscher zu einem Hilfsausschuß zusammen , dessen Tätigkeit in einem besonderen Teil dieses Jahresbe - richtes besprochen wird . An dieser Stelle sei den wackeren Mitar - beitern dieses Ausschußes der wärmste Dank ausgesprochen …”
Der Hilfsausschuß bestand aus den folgenden sieben Vereinen : 1 . Verein zur Erhaltung des Deutschtums in Ungarn 2 . Vereinigung deutscher Hochschüler aus den Ländern der ungarischen Krone in Wien 3 . Verein der siebenbürgisch – sächsischen Hochschüler in Wien 4 . Verein der Siebenbürger Sachen in Wien 5 . Sektion Wien des Siebenbürgischen Karpatenvereins 6 . Verein der Batschkaer 7 . Verein der Banater Schwaben in Wien
( Wien , im Juni 1907 )
Daraus ist ersichtlich , dass der Verein der Banater Schwaben in Wien sofort nach der Vereinsgründung eine sehr erfolgreiche Tä - tigkeit entfaltet und auch den in Not geratenen Landsleuten in der Heimat geholfen hat .
Am 21 . Dezember 1910 wurde beschlossen , 200 Exemplare von Adam Müller-Guttenbrunns „ Der kleine Schwab ” nach Ungarn , be sonders ins Banat und in die Bacska , zu versenden und am 10 . Mai 1911 wurde entschieden , 30 Abdrucke des Banater Schwa - benliedes – für eine Singstimme mit Klavierbegleitung – von Adam Müller-Guttenbrunn getextet und von Adolf Kirchl vertont – aus Vereinsmitteln anzukaufen . Gleichzeitig wurden auch 25 Abdrucke der Schrift „ Deutschtum und Madjarisierung ” von Dr . Schultheiß erworben . In der ordentlichen Hauptversammlung vom 25 . Juni 1911 wurde festgehalten , dass die Mitgliederzahl von 500 auf 700 angestiegen sei .
In den Annalen des Vereines scheint sehr oft das Wort „ arme Landsleute ” auf ; es war damals eben eine andere Zeit . Und diesen armen Landsleuten zu helfen , war ein Hauptanliegen des Vereins , bedürftigen Landsleuten hilfreich beizustehen . So wurde z . B . in Wien studierenden Hochschüler aus dem Banat mit je einem Kost tag pro Woche und Schulkinder von Landsleuten in Wien mit warmer Winterbekleidung geholfen .
Das Ende der Doppelmonarchie Das vierte Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs – Ende September , Anfang Oktober 1918 – bedeutete das Ende der Österreichisch- Ungarischen Doppelmonarchie : Eine Nation nach der anderen verlässt das einstürzende Staatsgebäude . An die Stelle eines großen 52 Millionen Einwohner zählenden Reiches trat eine Reihe von Kleinstaaten , die teils republikanisch , teils monarchistisch regiert wurden . Die Völker der Monarchie beschritten den Weg in die Selbstständigkeit und wollten mit Österreich nichts mehr gemeinsam haben .
Der Winter 1918 / 19 , der das Ende der jahrhundertealten Habs - bur gerherrschaft in Mitteleuropa brachte , war auch der Übergang von einem großen , umfassenden Reich zu einem kleinen Staat und von der Monarchie zur Republik . Der Wert der österreichischen Krone verschlechterte sich in alarmierendem Ausmaß . Wien war nicht mehr die zugkräftige Hauptstadt eines Großreiches und muss te sich auch geographisch mit einer Randlage begnügen .
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