Sonntagsblatt 1/2016 | Page 25

Zurück aber zu meiner Schulzeit. Als Gymnasiastin habe ich nichts für unsere Minderheit getan. An der Uni passierte es, dass ein Professor mir vorwarf, meine Sätze erfunden zu haben, so würde man in keiner Ortschaft in Ungarn sprechen. Ich kämpfte mit Tränen und bin seit dieser Zeit eine bewusste Ungarndeut - sche. Es war ein Erlebnis, Herrn Karl Manherz getroffen zu haben. Ich war bei ihm im Seminar, wo ich vieles über Sprache und Ge - schichte der Ungarndeutschen erfuhr. Ich genoss die Sprach - geschichtenvorträge und Seminarstunden, ich hatte fast nichts zu lernen. Die anderen rackerten sich ab, schufteten hart. Ich sagte zum Beispiel nur das heutige Wort Mutter in unserem Dialekt und in dem der Nachbargemeinde, und hatte das Ergebnis: im Mit - telhochdeutschen UA oder UI heute nur U. So einfach war es. Ich kannte auch die doppelte Negation. Da war ich stolz, mir wurde klar, dass ich etwas Einmaliges mitbekommen habe. Bis heute ist unsere Sprache für mich eine geheime Waffe, Ausdruck der Zuge - hörigkeit. Mit meinen Eltern, Kindern, mit meinem Ehemann unterhalte ich mich oft im Dialekt, besonders, wenn ich will, dass andere mich nicht verstehen. Sogar auf deutschem Sprachgebiet. Ich nahm an Volkskundelagern teil, organisiert von Herrn Man - herz, Frau Szilágyi und Frau Boros. Ich sah die wunderschönen alten Kleidungsstücke, Gebrauchsgegenstände. Erst nach dieser Zeit wurde es mir bewusst, welche Schätze man auch zu Hause besitzt. Ich ging mit Kassettenrekorder von Haus zu Haus, meine Diplomarbeit war Ende des 7. Semesters fertig, zwar über Volks - bräuche im Winterfestkreis. Ich heiratete in der Volkstracht, schrieb Artikel für das Wochen - blatt der Ungarndeutschen. Ich leitete 15 Jahre die Tanzgruppe in Schemling, war Mitglied im Gesangverein. Der Traum meines Mannes und der von mir ging in Erfüllung, als man vor gut 10 Jahren die Krippe in unserem Dorf einweihte. Wir wussten, die Herbergssuche wird nie wieder stattfinden, dafür marschiert man heutzutage abends zur Krippe. Ich sammelte alte Kleidungsstücke, notierte Sprüche, Lieder. Letztere gehören schon zum Liedgut unseres Gesangvereins, die Tracht tragen unsere Tänzer. Ich schrieb auch viele Anträge, so wurden nach alten Mustern neue Kleidungsstücke für den Auftritt genäht. Ich arbeitete eine Legislaturperiode in der Vollversammlung der Ungarndeutschen, war 16 Jahre lang stellvertretende Bürger - meisterin in unserem Dorf. Wir hatten viele gut gelungene Veran - staltungen, haben Partnergemeinden in Deutschland gefunden, reisten viel mit den Tänzern. Schon lange träumte man in Schemling von einer Ortsge - schichte. Man traf Vorbereitungen um das 275-Jahr-Feier der Ansiedlung der Deutschen gebührend zu begehen. Ich hatte vor die Choreographie einer Bauernhochzeit zusammenzustellen, und erzählte darüber, als mir die Frage gestellt wurde, ob ich bereit wäre eine Festschrift zu schreiben. Ein langes Jahr voller Arbeit folgte, aber es ist ein wunderbares Gefühl, das Heimatbuch in die Hand zu nehmen. Die Bauernhochzeit war die Krönung der Fest - veranstaltung. Seitdem erschien das Buch auch in Deutsch, mit viel mehr Fotos. Ich denke, meine Aktivität beweist, wie ich mich für das Un - garn deutschtum engagierte, engagiere. Bekenntnis eines Ungarndeutschen Identitás Éneked ôseid itthagyott dala, szívbôl énekeld, hogy mindenki meghallja. Hazád ez az ország, ahol megszülettél, körülötted sok idegen ember, hová kerültél? Mi vagyok akkor én most, mely nemzet fia, bölcsômben Édesanyám féltett magzatja. Iskolámban az elsô nyelvem a magyar, otthon más volt a beszéd, számomra érthetetlen, késôbb oly édes és pazar. Ma már tudom, olyan vagyok mint a másik ember, csak ereimben sváb vér folyik, szívem ôseimért ver. Itt éltek ôseim, született Apám és Anyám, Magyarország, Te vagy az én hazám! Bechtold János, Zsámbék 2011 szeptember 30. Ein „echt Deutscher” kommt nach Ungarn, wird Ungarns Bürger und dann zum gefeierten Madjaren… Vor 180 Jahren geboren Josef Budenz (Budenz József) – geboren am 13. Juni 1836 in Rasdorf; gestorben am 15. April 1892 in Budapest – war ein deutscher Finno-Ugrist, der zur Herkunft der ungarischen Sprache geforscht hat. Josef Budenz absolvierte 1854 sein Abitur in Fulda und studierte in Marburg und ab 1855 für drei Jahre in Göttingen, u.a. bei Identität (Der deutschsprachige Ungar ) Dein Lied – von deinen Ahnen hinterlassen wird nur vom Herzen gesungen verstanden. Deine Wiege ist, deine Heimat, dies Land, doch von Fremden umgeben, für dich nichts mehr bekannt. Hier hat mich meine Mutter einst umarmt, doch mit welchem Volke bin ich jetzt wohl verwandt? In der Schule sprachen wir das Ungarische Doch war die Muttersprache daheim eine andere, die ich meist nicht verstand, später mir aber umso schöner klang. Ich weiß heute genau, ich bin wie alle andern. Nur, dass schwäbisches Blut fließt in meinen Adern, Wie einst meine Ahnen die hier lebten Und mein Vater und meine Mutter die hier geboren, Singen auch wir den alten Gesang: Du bist meine Heimat, du schönes Ungarland! Johann Bechtold, Schambeck Übers. Edina Mayer Theo dor Benfey mit dem Schwerpunkt auf indogermanischer Sprachvergleichsforschung. Promotion erfolgte im Jahr 1858. 1858 war er in Budapest und unterrichtete in Stuhlweißenburg. 1861 wurde er zum Bibliothekar der Ungarischen Wissenschaft - lichen Akademie ernannt. Er vertiefte unter Anleitung von Pál Hunfalvy seine Kenntnisse der uralischen und altaischen Spra chen. Seit 1868, nach anderer Quelle seit 1872, war er ordentlicher Professor für altaische Vergleichssprachen, der Lehrstuhl wurde eigens für ihn eingerichtet. 1871 wurde er ordentliches Mitglied der (Fortsetzung auf Seite26) 25