Sonntagsblatt 1/2016

S onntagsblatt Nr. 1/2016 Gegründet von Dr. Jakob Bleyer im Jahre 1921 Informationen, Meinungen MOTTO „Toleranz ist die allerletzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.” Aristoteles Kranzniederlegung am Bleyer-Grab – 6. Dezember 2015 Jakob Bleyer Gemeinschaft e.V. Ungefähr 20 Menschen versammelten sich – bei regnerischem Wetter – um das Grab Jakob Bleyers. Kränze wurden niederge- legt: von der Jakob Bleyer Gemeinschaft, der Deutschen Kulturgemeinschaft Buda - örs, der Deutschen Selbstverwaltung Buda - örs, der Schorokscharer Schwaben, der Jakob Bleyer Schule Budaörs; Kränze sandten noch: der Verein Deutscher Selbst- ver wal tungen Region Nord, J. Bleyer Hei matmuseum Buda - örs; am Grab vorgefunden wurde ein anonymer Kranz mit ungarischer Beschriftung; Blu men brachte Lm. Josef Schnei der aus Waschlud/Vá - ros lôd; unser Parlamentsver - tre ter Emmerich Rit ter legte persönlich einen Kranz nie- der ohne Beschriftung. Zum neuen Jahr Mit der Freude zieht der Schmerz traulich durch die Zeiten. Schwere Stürme, milde Weste, bange Sorgen, frohe Feste wandeln sich zur Seiten. Und wo eine Träne fällt, blüht auch eine Rose. Schon gemischt, noch eh wir’s bitten, ist für Throne und für Hütten Schmerz und Lust im Lose. War’s nicht so im alten Jahr? Wird’s im neuen enden? Sonnen wallen auf und nieder, Wolken gehn und kommen wieder, und kein Wunsch wird’s wenden. Gebe denn, der über uns wägt mit rechter Waage, jedem Sinn für seine Freuden, jedem Mut für seine Leiden in die neuen Tage, jedem auf dem Lebenspfad einen Freund zur Seite, ein zufriedenes Gemüte und zu stiller Herzensgüte Hoffnung ins Geleite! Johann Peter Hebel Zum 82. Todestag Jakob Bleyers Grabrede von Richard Guth, gehalten am 06. Dezember 2015 im Neuen Gemeindefriedhof von Budapest Jakob Bleyer – ein Name, der uns wohlklingt. Ein Name aber, der uns vor Augen führt, wie arm wir eigentlich dran sind. Denn wir verfügen kaum über Persönlichkeiten, deren wir gedenken kön- nen. Die vielen Großen, wie Aulich, Ybl, Hausmann, Kuncze, Madl, Schmitt u.a. zeigen uns nur, wie erfolgreich wir dennoch waren und sind, indem wir Kultur und Gesellschaft dieses oft uns gegenüber so untreuen Landes bereichert haben. Dennoch zeigt das Beispiel dieser Damen und Herren, wie arm wir doch dran sind. Denn einzutreten für ihre, nun, Abstammungsgemeinschaft waren sie kaum imstande oder gewillt, so verstanden/verstehen sie Vaterlandsliebe gleich als Aufforderung, ihr Deutschtum aufzuge- ben und im Madjarentum geräuschlos und möglichst unsichtbar aufzugehen. Und nun dieser Jakob Bleyer – wahrlich war er auch ein Pro - dukt seiner Zeit. Dennoch unterschied sich der Weg des einfachen Bauernsohnes aus dem Délvidék, wie es so schön auf Ungrisch heißt, also aus dem Süden, von dem der meisten Akademiker - söhne und -töchter unseres Volkes. Er hätte natürlich auch diesen letztgenannten Weg wählen können, so würden heute andere einem „kolozsvári” oder „budapesti germanista” gedenken mit dem wohlklingenden madjarischen Familiennamen Bartha, Blejery (wohlgemerkt mit Y) oder gar Olmósi (vielleicht auch hier mit Y geschrieben). Aber dieser Jakob Bleyer blieb unserem Volk (Fortsetzung auf Seite 2)