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«Five o’clock Tea» Es gab schon kein Orchester mehr und keinen «Five o’clock-Teetanz» auf der Terrasse vor dem Hotel. Und keine Kutschen und die Kaiserin Zita von Österreich, die im Exil einen Winter lang in der Dépendance Villa «Helvetia» residierte, fuhr nicht mehr auf dem Hügel hinter dem Hotel Ski. All das waren Geschichten unserer Grossmama. Aber es gab noch das Bar-Duo Max und Lilo, das die «Jekami-Abende» bestritt und den alten Zauberer Professor Malini, der jeden Sommer kam, Gedankenlesen konnte und die Gäste in die Sahara hypnotisierte, worauf sie sich in der Ho- telhalle auszuziehen begannen. Unsere ganze Verwandtschaft Candrian lebte in dieser Welt der Hotelkulissen: Da waren die Kinder von Domenic (1872–1917), dem Bruder unserer Grossmama Mengia: Onkel Albert Candrian war Direktor der «Seiler-Hotels» in Zermatt, dann im «Brown’s Hotel» in London und lange Zeit im «Suvretta House» in St. Moritz. Seine Frau, Tante Helene Wolfensberger, kam aus der Giger- Kienberger-Familie vom «Hotel Waldhaus Sils». Sein Bruder Rodolphe führte das «Park-Hotel» in Vitznau, heiratete Lili Bon und prägte lange Zeit als Nachfolger von Primus Bon das «Bahn- hof Büffet» in Zürich. Und Tante Nelly Candrian, ebenfalls ein Leitbild der Hotelière alten Stils, führte mit ihrem Mann das Hotel «Des Bergues» in Genf. Jeder, der ihr begegnete, erinnerte sich an sie. Dann gab es Vally Candrian im «Bernina» in Samedan und die Cousine unserer Grossma- ma, die schöne Madame Mentuschi aus Sent, die dreimal verheiratet war und das «Hotel Minerva» in Florenz besass. Hotels und Hotelgeschichten haben uns geprägt. ln diesen Kulissen, die immer auch Illusionsräu- me sind, vor allem in der theatralischen Über- höhung der Epoche, in der der «Schweizerhof» erbaut wurde, bewegt sich unsere Familie seit je- nem Kartenspiel von 1869, bei dem die Geschich- te des Ferienortes Flims begann.