SchollZ SchollZ 3/2012 (Ausgabe 3) | Page 14

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Ist ( k ) eine Meinung besser ?

Kommentar zum Artikel „ Die NSU-Verfassungsschutz-Allianz “ aus Ausgabe 12 / 2011 von Dustin Hesse
Als die letzte Ausgabe der SchollZ im Dezember 201 1 erschien , löste der Artikel „ Die NSU- Verfassungsschutz-Allianz “ rege Diskussionen aus . Dabei galt die Aufregung weniger der darin angesprochenen politischen Problematiken als vielmehr der Legitimierung monokausaler Darstellungen durch unsere Schule . In einfacheren Worten formuliert : Darf man in einer Schülerzeitung politisch einseitige oder gar politisch extreme Artikel abdrucken , wenn wir in der Schule doch lernen sollen vielseitig zu denken ? Die Antwort ist nicht leicht , wenn wir uns die anderen Inhalte , die in der SchollZ bisher abgedruckt wurden , zu Gemüte führen . Es gab einige gute Artikel in den ersten beiden Ausgaben der SchollZ . Aber über keinen habe ich so viel diskutieren können , wie über „ Die NSU-Verfassungsschutz-Allianz “ und auch keiner ist mir derart in Erinnerung geblieben . Der Artikel fällt ins Auge , er ist anheizend geschrieben und strotzt auf dem ersten Blick vor politischer Meinung . Das ist wahrscheinlich auch der Grund , warum es so viel Spaß macht über den Artikel zu diskutieren . Er lädt mit seiner Sprache regelrecht dazu ein . Als ich mich entschloss einen Kommentar zu dem Artikel zu schreiben , überprüfte ich zuerst die Inhalte des Artikels . Es war für mich unfassbar , was für Fehler der Verfassungsschutz laut des Artikels gemacht haben solle . Aber der Artikel erwies sich als sehr gut recherchiert und der Vorwurf , dass etwas im Verfassungsschutz schief gelaufen sei , als unbestreitbar . Der Artikel hat somit tatsächlich mein politisches Wissen erweitert und mich sprachlich geradezu aufgefordert über die angesprochenen Problematiken nachzudenken . Ist aber die Art der Darstellung in diesem Artikel die richtige ? Für mich als Politik-Leistungskursschüler ist der Artikel aus den genannten Gründen durchaus unterhaltsam . Ich kann den Inhalt hinter dem Artikel von der Darstellungsform trennen . Die Schülerzeitung soll aber alle Klassen von der fünften bis zur zwölften ansprechen , was auch die Artikel über Beyblade-Turniere rechtfertigt , die für mich uninteressant , aber eben für andere durchaus interessant sein können . Die Darstellung des Artikels ist für jüngere Leser jedoch problematisch . V-Männer ist nämlich kein „ Ausdruck für Nazis , die durch den Staat subventioniert werden .“ V-Männer , liebe Mitschüler aus den Jahrgängen 5 und 6 , sind private
Kontaktpersonen des Staates in allerlei Organisationen , die vom Verfassungsschutz beobachtet werden . So beispielsweise auch im organisierten Verbrechen , im Rotlicht- und Drogenmilieu . V-Männer versorgen den Staat mit Informationen , beispielsweise um selbst einer Strafverfolgung zu entgehen . Der Staat braucht sie , da der Staat sonst an keinerlei Informationen aus bestimmten kriminellen Organisationen oder eben politisch extremen Organisationen kommen kann . Durch sie kann der Staat Insiderwissen über die Strukturen von Organisationen und über Hintermänner erfahren , das dem Staat ohne die Hilfe der V-Männer entgehen würde . Im Falle der NPD ist dabei aber einiges schief gelaufen . Einige NPD-V-Männer sitzen in hohen Führungspositionen und kriegen für ihre fragwürdige Arbeit als V-Mann viel Geld vom Staat . Die V-Männer erschweren unter anderem das NPD-Verbot , da es Vorwürfe gibt , die Partei würde mit 1 30 V-Männern in der Partei staatlich geleitet werden . Das will uns Christoph eigentlich mit seiner Behauptung über V-Männer sagen . Dies ist nur ein Beispiel für eine problemtische Darstellung des Artikels , da sie durch die politische Einstellung des Autors geprägt ist . In dem Artikel finden wir jedoch noch viele andere sprachlich problematische Darstellungen , die ich aber aus Platzgründen nicht näher behandeln kann . Kommen wir zur Ausgangsfrage zurück : Unsere Schule soll Bildung vermitteln . Es ist durchaus positiv , dass ein derartiger Artikel Eingang in die Schülerzeitung gefunden hat . Der Inhalt hinter der Darstellung klärt uns über Hintergründe der Nazimorde und die damit verbundenen Fehler unseres Staates auf . Durch eine etwas extremere politische Meinung wird der Artikel erst richtig interessant . Wenn wir sie mit unserer eigenen Meinung abgleichen und uns mit dem Thema auseinandersetzen , können wir lernen , vielseitig zu denken . Jedoch ist die Darstellungsform auch mit Vorsicht zu genießen . Begriffe wie V-Männer werden stigmatisierend , also zur Darstellung Christophs eigener politischen Meinung , missbraucht . Jüngeren Schülern , die eventuell noch nicht wissen , was V- Männer sind und noch keine eigene politische Meinung gebildet haben , kann somit ein falsches Wissen vermittelt werden . So kann die Schülerzeitung schnell zu einem linken Sprachrohr werden . Es gilt also abzuwägen : Soll man politische Themen
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