SchollZ
reden, da ich weiß, was derjenige durchgemacht hat
und mich deshalb gut in ihn hineinversetzen könnte.
Außenstehende wissen ja gar nicht, was einem durch
den Kopf geht und viele kommen dann gleich mit der
Frage: "Bist du magersüchtig oder so?" Darauf
verschließt man sich natürlich sofort.
SchollZ: Gibt es da denn eine einfühlsamere Variante
auf jemanden zu zugehen, wenn man denkt, jemand
könnte an einer Essstörung leiden?
Laura Pape: Ja, es wäre besser wenn man auf die
Person zugeht und dann eher anmerken würde, dass
die Person in letzter Zeit nicht so glücklich aussieht und
sie fragt, ob sie über irgendetwas reden möchte. Auf
diese Art kann die Person selber entscheiden, wie weit
sie sich öffnen möchte. Hauptsache ist, man geht bei
einer Konfrontation nicht direkt auf das Thema Gewicht
ein, ansonsten würde man ja auch der betroffenen
Angst machen, weil die nicht erwischt werden will.
In dem Buch lässt sich erkennen, dass Laura eine sich
selbst reflektierende junge Frau ist. Trotzdem verfällt sie
während der Magersucht in einen Wahnsinn beim
Kalorienzählen. Im Supermarkt findet sie kaum noch
Lebensmittel, die sie sich ihrer Ansicht nach erlauben
kann, vom Obst isst
sie keine Bananen
mehr, da diese am
meisten Kalorien
beinhalten und
ansonsten isst sie
meistens
kalorienarme
Kornflakes oder
Knäckebrot, bevor
sie in die Klinik
eingewiesen wird,
isst Laura
durchschnittlich pro
Tag nur noch ein
zehntel der 2000
Kalorien, die einer
Frau als Tagesration
empfohlen werden.
man beim Kalorienzählen genau weiß, wie viel man
gegessen hat und dadurch kann man genau bestimmen
wie viel man abnimmt. Das hat mir Sicherheit gegeben.
Ohne das Zählen von Kalorien wäre ich sofort in Panik
verfallen. Im Nachhinein ist das echt krass, weil ich den
ganzen Tag damit verbracht habe, Tabellen zu erstellen,
mit dem, was ich gegessen habe oder was ich essen
darf, also welche Lebensmittel, wieviel Kalorien
enthalten.
Wahnsinn wie man diese Krankheit doch so oft
unterschätzt! …
SchollZ: Wie lange hast du denn insgesamt gebraucht
um ‘Lebenshungrig’ zu verfassen?
Laura Pape: Also insgesamt vom ersten Wort bis zu der
Veröffentlichung war es genau ein Jahr. Ich hatte nach
meinem neunzehnten Geburtstag angefangen und ein
Jahr und zwei Tage später ist es dann an meinem
Zwanzigsten erschienen. Für die ersten hundert Seiten
habe ich nur einen Monat gebraucht. Doch als ich es
dann an 25 Verlage geschickt hatte, kam eine
Rückmeldung von meinem bevorzugten Verlag, dass es
zwar sehr gut geschrieben sei und sie sehr beeindruckt
wären, aber es zu kurz ist. Bis Weihnachten darauf,
habe ich nochmal mehr geschrieben und nachdem ich
SchollZ: Obwohl du,
wie an dem Buch zu
erkennen eine eher
selbst reflektierende
Frau bist, steigerst
du dich zu Beginn
deiner Magersucht in
das Zählen von
Kalorien hinein. Wie
kam es zu diesem
Wahnsinn?
Laura Pape: Es ging
dabei hauptsächlich
um Kontrolle, weil
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