SchollZ SchollZ 12/2013 (Ausgabe 9) | Page 25

SchollZ reden, da ich weiß, was derjenige durchgemacht hat und mich deshalb gut in ihn hineinversetzen könnte. Außenstehende wissen ja gar nicht, was einem durch den Kopf geht und viele kommen dann gleich mit der Frage: "Bist du magersüchtig oder so?" Darauf verschließt man sich natürlich sofort. SchollZ: Gibt es da denn eine einfühlsamere Variante auf jemanden zu zugehen, wenn man denkt, jemand könnte an einer Essstörung leiden? Laura Pape: Ja, es wäre besser wenn man auf die Person zugeht und dann eher anmerken würde, dass die Person in letzter Zeit nicht so glücklich aussieht und sie fragt, ob sie über irgendetwas reden möchte. Auf diese Art kann die Person selber entscheiden, wie weit sie sich öffnen möchte. Hauptsache ist, man geht bei einer Konfrontation nicht direkt auf das Thema Gewicht ein, ansonsten würde man ja auch der betroffenen Angst machen, weil die nicht erwischt werden will. In dem Buch lässt sich erkennen, dass Laura eine sich selbst reflektierende junge Frau ist. Trotzdem verfällt sie während der Magersucht in einen Wahnsinn beim Kalorienzählen. Im Supermarkt findet sie kaum noch Lebensmittel, die sie sich ihrer Ansicht nach erlauben kann, vom Obst isst sie keine Bananen mehr, da diese am meisten Kalorien beinhalten und ansonsten isst sie meistens kalorienarme Kornflakes oder Knäckebrot, bevor sie in die Klinik eingewiesen wird, isst Laura durchschnittlich pro Tag nur noch ein zehntel der 2000 Kalorien, die einer Frau als Tagesration empfohlen werden. man beim Kalorienzählen genau weiß, wie viel man gegessen hat und dadurch kann man genau bestimmen wie viel man abnimmt. Das hat mir Sicherheit gegeben. Ohne das Zählen von Kalorien wäre ich sofort in Panik verfallen. Im Nachhinein ist das echt krass, weil ich den ganzen Tag damit verbracht habe, Tabellen zu erstellen, mit dem, was ich gegessen habe oder was ich essen darf, also welche Lebensmittel, wieviel Kalorien enthalten. Wahnsinn wie man diese Krankheit doch so oft unterschätzt! … SchollZ: Wie lange hast du denn insgesamt gebraucht um ‘Lebenshungrig’ zu verfassen? Laura Pape: Also insgesamt vom ersten Wort bis zu der Veröffentlichung war es genau ein Jahr. Ich hatte nach meinem neunzehnten Geburtstag angefangen und ein Jahr und zwei Tage später ist es dann an meinem Zwanzigsten erschienen. Für die ersten hundert Seiten habe ich nur einen Monat gebraucht. Doch als ich es dann an 25 Verlage geschickt hatte, kam eine Rückmeldung von meinem bevorzugten Verlag, dass es zwar sehr gut geschrieben sei und sie sehr beeindruckt wären, aber es zu kurz ist. Bis Weihnachten darauf, habe ich nochmal mehr geschrieben und nachdem ich SchollZ: Obwohl du, wie an dem Buch zu erkennen eine eher selbst reflektierende Frau bist, steigerst du dich zu Beginn deiner Magersucht in das Zählen von Kalorien hinein. Wie kam es zu diesem Wahnsinn? Laura Pape: Es ging dabei hauptsächlich um Kontrolle, weil 25