's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Winter 2016 - 01/16 | Page 16

´s Dorfblattl Haiming Ein Blick in die Geschichte von Ötztal Bahnhof Vom rasanten Aufstieg eines Ortsteiles D ie Geschichte des Ortsteiles Ötztal Bahnhof ist durch markante, teils zufällige, teils gewollte Ereignisse gekennzeichnet. Wenn wir davon ausgehen, dass dieser Ortsteil der Gemeinde Haiming in der „Oberen Gmua“, beim Wiesrain, also in unmittelbarer Nähe zum heutigen Recyclinghof und direkt am „Verbundsee“, beginnt, dann hat das vermeintlich junge Ötztal Bahnhof der alten Stammgemeinde geschichtlich einiges voraus. Chronik Frühgeschichte Im Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts wurde die nahezu vollständig bewaldete Gegend des heutigen Ötztal Bahnhof allgemein als „Auf Farchach“, später als Forchet bezeichnet. Und hier, genau auf den Grundparzellen 3036 und 3021, wurde im Herbst des Jahres 1951 eine acht Jahre vorher angelegte Sandgrube erweitert. Die Lehrerin Johanna Haselwanter und der Oberlehrer Ernst Falkner aus Barwies fanden in dem neuen Teil der Sandgrube Tongefäßscherben und schickten diese an Univ. Prof. Dr. Leonhard Franz, der die Grube dann im April 1952 begutachtete und einem Urnenfeld zurechnete. Aus verschiedenen Aufsammlungen ließen sich 169 Gefäße rekonstruieren - aus dieser Zahl errechnete Franz eine fiktive Gräberzahl von 67. Nachträgliche Untersuchungen ließen den Schluss zu, dass sich am Wiesrain ein Friedhofsareal mit Belegsbeginn zur Mitte des 6. Jhd. v. Chr. mit einer Kontinuität bis in die Mitte des 4. Jhd. v. Chr. (Hallstattzeit) befunden hatte. Welchem Stamm die ersten „Ötztal Bahnhöfler“ angehörten und wo genau sie ihre Siedlung hatten, bleibt offen. Menschen ließen sich dort nieder, wo sie Quellwasser zur Verfügung hatten - in unserem Fall wären das die Quellen des Amberg. Alte Flurbezeichnungen wie „Beinkorb“ am Fuße des Amberg weisen auf frühe Siedlungstätigkeit hin, aber nur weitere Funde könnten entscheidende Beweise liefern. Die Eisenbahn kommt Die folgenden Jahrhunderte liegen im Dunkel der Geschichte verborgen. Den nächsten, großen Schritt machte ÖtztalBahnhof, als die Arlbergbahn in Betrieb genommen wurde. Mit Wehmut wurde am 30. Juni 1883 der letzte Postwagen verabschiedet, ehe am 1. Juli um halb fünf Uhr der Piff der ersten Lokomotive auf der Strecke Innsbruck-Landeck ertönte. Als wichtige Station wurde Ötztal auserkoren. In den Innsbrucker Nachrichten vom 2. Juli 1883 steht geschrieben: „...auf vielen Stationen fanden sich Gemeinde-Deputationen ein, auf der Station Oetzthal sogar eine Abordnung der Gemeinden des Thales und stellten sich dem Herrn Präsidenten der Staatseisenbahnen vor...“ Die Errichtung der Station Ötztal war zugleich Impulsgeber für die jüngere Geschichte des Ortsteiles, die infrastrukturelle Basis für die weitere Entwicklung war gelegt. Der agile, findige Haiminger Wirt Alois Sterzinger erkannte die Bedeutung der Station. In der Brixner Chronik vom 13. 12. 1900 findet sich ein Nachruf des Verstorbenen:“....wie die Oberinnthaler Bahn gebaut wurde, trat Sterzinger aus seinen bescheidenen Verhältnissen heraus, eröffnete einen Schank an der Stelle, wo nachher der Oetzthaler Bahnhof zu stehen kam, und erbaute später den nach ihm benannten Sterzinger-Hof mit Zugebäuden, dem er durch Anlage von schönen Spaziergängen, prächtiger Einrichtung und lebhafte Reclame viele Fremden zuführen wollte, doch hiefür war der einsame Ort weniger geeignet...“. Der „Pionier“ des Ortsteiles Ötztal-Bahnhof musste seinen Sterzinger-Hof 1899 veräußern. Schon 1901 wurde der Betrieb in „Hotel Oetzthaler Hof“ mit Besitzer Johann C. Klotz Der Ötztalerhof mit dem einladenden Gastgarten. Links am Zubau erkennbar das Büro des Tiroler Landesreisebüros. Seite 16 Winter 2016 umbenannt. Weitere Besitzer waren dann u.a. Ernst Lutteri, Emmi Witzmann, Adalbert Doblander, Josef Gruber, Magdalena und Fritz Buchholz, Elsa Leydig, Familie Egger - viele Jahre wurde das Hotel von Pächtern geführt. Heute befinden sich im Objekt samt Erweiterungsbauten Wohnungen, Geschäfte, ein Restaurationsbetrieb - die Immobilien befinden sich in Privatbesitz bzw. im Eigentum der Ötztaler Hof Vermietungs OG. Vom einstigen „romantischen, einladenden“ Ambiente mit herrlichem Gastgarten ist nichts geblieben. Der Ortsteil in einer alten Aufnahme von 1963 rechts. Rechts im Bild ist gut das Werksgelände