's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Sommer 2017 - 03/17 | Page 24

Neue Mittelschule Haiming
Junges Schicksal
´ s Dorfblattl Haiming
Jugend
Neue Mittelschule Haiming

Projekt-Abschluss „ BRIDGES BETWEEN BORDERS “

Nach fast genau zwei Jahren intensiver Arbeit konnten wir beim letzten Projekttreffen an unserer Schule gemeinsam mit unseren Koordinatorinnen aus den Partnerländern Tschechien , Estland und Italien ein mehr als positives Resümee zum Projektverlauf ziehen . Die Grundideen unseres Projektes waren das Kennenlernen und Erleben der Vielfältigkeit und Gemeinsamkeiten innerhalb Europas mit allen regionalen Gegebenheiten sowie das Finden einer gemeinsamen Sprache vor allem bei den Schüleraustauschen . Besonders unsere letzten gemeinsamen Arbeiten – das Wörterbuch mit Redewendungen , Sprichwörtern und Zungenbrechern in allen

Landessprachen sowie das Kochbuch mit traditionellen Rezepten aus allen Partnerländern – zeigen den Erfolg unserer Arbeit . Das erfolgreichste Ergebnis ist aber die intensive Kommunikation zwischen allen Beteiligten und das Erleben des gemeinsamen Europas bei den Auslandsaufenthalten . Auch wenn der Aufwand für ein solches Projekt sehr groß ist und viel Engagement erfordert , so zeigte sich aber gerade durch diese Herausforderung der Zusammenhalt und der gemeinsame Einsatz innerhalb des Lehrkörpers an der NMS Haiming . Ausgezeichnet haben sich aber auch alle Gastfamilien sowie die Vereine in unserem Dorf durch ihre Unterstützung und Mitarbeit
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Dir . Fritz Raggl begrüßte mit Projektleiterin Conny Tschuggnall im Mai noch einmal die verantwortlichen Lehrerinnen zum Abschluss des Projektes .
beim Gastbesuch der Partnerschulen in Haiming , denn ohne diese Zusammenarbeit wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen . Auch wenn wir dieses Projekt nun abschließen , werden die
Junges Schicksal

„ Meine wirkliche Heimat ist Österreich “

Zarlascht Habibi besucht seit etwa einem halben Jahr die 3b- Klasse der NMS Haiming . Hier erzählt sie von ihrer Heimat und von ihrem Leben bei uns :
Zarlascht mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern im Flüchtlingsheim .

Am 28 . September 2016 kamen wir nach Österreich und leben nun seit sieben Monaten hier . Meine Familie ist groß : ich lebe mit meiner Mutter , mit den zwei Brüdern und einer Schwester zusammen . Leider ist der Vater nicht bei uns , wir haben alle Hoffung verloren ihn wiederzusehen , aber trotz dieser Probleme versuchen wir uns glücklich zu zeigen , sodass andere sich nicht mit uns langweilen . Wir gehen zur Schule ,

knüpfen Kontakte und jetzt können wir versuchen unsere Probleme zu lösen . Jeder von uns hat Träume , und vielleicht eines Tages werden sie in Erfüllung gehen . Ich wollte schon immer eine Heimat haben , eine glückliche Familie , treue Freunde , viel Lächeln und regenbogenfarbene Tage in unserem Leben . Wir träumten und träumen auch heute noch . Jetzt habe ich nur ein Ziel : eine Ingenieurin zu werden . Es ist interessant , dass unsere Länder gegenüber den europäischen Ländern sehr unterschiedlich sind . Darüber hinaus gibt es viele Unruhen in Afghanistan , und es gibt einige seltsame Traditionen . Zum Beispiel wird Mädchen nicht das Recht gegeben zu leben , wie sie wollen . Sie dürfen nicht in die Schule gehen . 12- jährige Mädchen werden mit 50-60-jährigen Männern verheiratet und die Eltern bekommen Geld dafür . Wenn ein Mädchen erwachsen wird , sollen die Eltern einen Mann suchen und ruinieren damit ihr Leben und ihre Träume . Manche Eltern haben Verständnis für ihre Töchter , aber sie sind wenige . Es schmerzt mich , beschämt über
meine Heimat zu sprechen , aber es ist wahr , und wir sollten es nicht verbergen . Als wir in Tadschikistan waren , gingen wir mit Spaß in die Schule , aber nach Hause kamen wir traurig . Der Grund für diese Traurigkeit waren Buhrufe und Demütigungen von Menschen . Aufgrund der Tatsache , dass wir eine dunklere Haut haben , begannen uns Kinder in der Schule und auf der Straße auszulachen , ohne über unsere Gefühle nachzudenken . Ich hasste mich . Jeden Tag wurde unser Herz zerbrochen und jeden Tag wieder haben wir versucht , die Stücke aufzusammeln . Aber sobald ich Österreich sah und diese guten Menschen , erkannte ich , dass es auf der Erde
Erinnerungen und Eindrücke , die Brücken zwischen den Grenzen doch bestehen bleiben ! ( Text : Conny Tschuggnall ; Foto : Wolfgang Suitner )
auch Engel gibt . Hier fühle ich mich wie im Märchen . Die Schönheit Österreichs bezaubert uns . Hier sind Berge und Wälder . Alle natürliche Schönheit gab Gott Österreich . Es geht uns sehr gut hier , alle helfen uns immer : Im Heim Doris Habicher , Petra Hoffmann , Petra Gabl - sie kommen immer zu uns und helfen . Die Lehrer und Lehrerinnen , Mitschüler und Mitschülerinnen sind sehr freundlich mit uns . Ich glaube , dass Österreich meine wirkliche Heimat ist . Bitte , liebt euer Land , ich liebe mein Land auch . Ihr habt alles , und in eurem Mutterland ist es auch ruhig und freundlich . Danke , dass wir hier sein dürfen . ( Text und Foto : Zarlascht Habibi , Foto unten : Doris Habicher )
Beim von Zarlascht organisierten ersten Geburtstagsfest des Flüchtlingsheimes im Pfarrheim Ötztal Bahnhof wurde gemeinsam gefeiert .