's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Sommer 2017 - 03/17 | Page 16

Die Geschichte unserer Gemeinde - Haiming
Chronik
´ s Dorfblattl Haiming
Die Geschichte unserer Gemeinde - Haiming

Die Anfänge der Landwirtschaft

Mit diesem Artikel beginnt eine Serie , in welcher Ortschronist Manfred Wegleiter die Entwicklung des Dorfes Haiming beschreiben wird . Mit dem Blick auf die Landwirtschaft wird diese Serie eröffnet , es folgen die Bereiche „ Wirtschaft “, „ Kirchliches Leben “, „ Vereine “, „ Besondere Ereignisse “ und „ Schulen “.

Im Jahre 2019 werden es 750

Jahre , dass Haiming erstmals in einer Urkunde vom 19 . Februar 1269 genannt wird . Damals kaufte Graf Meinhard von Tirol von Graf Heinrich von Eschenloch fünf Höfe des Gerichts St . Petersberg , darunter einen in „ Haimingen “. Im Verzeichnis der Grundbesitzrechte Meinhards vom Jahre 1288 scheinen schon zahlreiche Güter und Besitzer auf . Erwähnt werden Slinersawe ( Schlierenzau ), Asprian und Eberzo , Heinrich underm Raine , in Riedern Hersina , zu Heimingen Dietmareshof , Peters Hube und die Huben des Schilheres , Chunzen und Jänsine ; am Heuperch ( Höpperg ) zwei Höfe und der Hof zum Nidermann , zwei Höfe am Mitterperch , der Hof zu Gerune und die Höfe in Pfaffeneben , Gewike und Ochsengart . Von diesen Höfen zahlten jene im Tal hauptsächlich Getreide als Pacht , jeder rund 500 bis 700 Liter Roggen und Gerste , daneben Lämmer , Kitze , Hühner , Eier und Fleisch . Die Höfe am Höpperg und in Ochsengarten zinsten meist je 300 kleine Käselaibe , Schmalz und Tuch ( Loden ). Letztere waren also Schwaighöfe oder Viehhöfe ohne Ackerbau .
Diesem Verzeichnis verdanken wir also die ältesten schriftlichen Zeugnisse , was in Haiming zu jener Zeit angebaut wurde . Besiedelt wurde die Gegend um Haiming viel früher . Wie in einer früheren Ausgabe des Dorfblattls bereits berichtet , wurden 1951 bei der Erweiterung einer Sandgrube im Bereich „ Wiesrain “ Scherben eines Urnenfriedhofes entdeckt . Aus den verschiedenen
Keramikformen ergibt sich laut Univ . Prof . Leonhard Franz eine Belegungsdauer von etwa Mitte des 6 . Jahrhunderts v . Chr . bis in die Mitte des 4 . Jh . v . Christus . Er kommt zum Schluss , dass es sich beim Brandgräberfeld am Wiesrain um die Grabstätten eines Einzelgehöftes , bestenfalls eines Kleinweilers , handelte .
In Dorfnähe gibt es einen Hinweis auf eine Besiedelung um Christi Geburt – am nördlichen Fuß des Kirchhügels wurde eine Randscherbe eines eisenzeitlichen Tongefäßes gefunden . Dieser Bodenfund untermauert eine fortdauernde Besiedelung zur Römerzeit ebenso wie die alte Flureinteilung , denn die auf die römische Landvermessung zurückführenden „ Quadrafluren “ sind wie in Rietz und Silz auch in Haiming zu erkennen .
Im März 1950 wurden am Rande des Pirchet ( zur Gemeinde Silz gehörig , aber näher zu Haiming gelegen ) beim Bau einer Abwasserleitung in gelbem Sandboden in einer Tiefe von 75 cm bis 1 m acht beigabenlose Skelette gefunden . Univ . Prof . Franz geht davon aus , dass es sich dabei um den Teil eines frühmittelalterlichen Reihengräberfriedhofes handelt .
Seite 16 Sommer 2017
Vor allem am Berg war die Landwirtschaft von schwerer körperlicher Arbeit geprägt . Das Bild aus dem Jahre 1974 zeigt die damals 65-jährige Paula Fürruter bei der Kartoffelernte in Untergrün . ( Foto : Karl Hofer )
Das Leben im Mittelalter war von Hunger , Ängsten , Seuchen und Katastrophen geprägt . Oberstes Ziel jeder Gemeinschaft , jeder Sippe war die Selbstversorgung mit dem Notwendigsten . Karg und entbehrungsreich war das Leben , je nach den geografischen Bedingungen hatten die Menschen nur eine kleine Auswahl an Lebensmitteln . Pferdebohne , Erbsen und der mit Wasser zubereitete Haferbrei waren wohl die Hauptnahrungsmittel . Getreide war ein Grundnahrungsmittel und dessen Anbau oft von Missernten und Überschwemmungen betroffen . Grütze und Brot ergänzten in guten Jahren den Speiseplan . Der Getreideanbau hat sich erst im Mittelalter mit der Einführung des Roggens rasant ausgebreitet . In den umliegenden Wäldern wurden Beeren und Samen gesammelt , ab und zu wird auch ein Stück Wild auf dem offenen Feuer gelandet sein . Bei den Haustieren findet man schon in frühen Besiedelungszeiten Rind , Schaf , Ziege , Schwein und Geflügel . Fisch war ein wichtiger Eiweißlieferant .
Haiming war zur Zeit der ersten Namensnennung im 13 . Jahrhundert eine rein agrarische Gemeinde , obwohl im Steuerverzeichnis von 1325 bereits ein Weber , zwei Schmiede und ein Kaltschmied genannt werden . Die Lage im „ Oberinntaler Trockengebiet “ veranlasste die Bauern im 16 . Jahrhundert zur Anlage eines Bewässerungssystems . Waren früher die Quellen am Haimingerberg für die Wasserversorgung ausschlaggebend , so wurde nun das Wasser vom Ambach ( Anpach ) entnommen und auf Felder , Bäche und Brun- nen verteilt . Um das wertvolle Wasser entbrannten immer wieder Rechtsstreitigkeiten mit den Leuten am Höpperg und den Nachbarn aus Silz .
Ein wesentliches Standbein der Landwirtschaft bildete die Almwirtschaft . Die Alm am Simmering hatten die Haiminger seit 1544 von Tarrenz gepachtet , 1673 wurde sie erworben .
Eine bedeutende Rolle im bäuerlichen Leben unserer Gemeinde hatte der Maisanbau . Mit einem zurückkehrenden Schiff von Christoph Kolumbus erreichten schon 1493 die ersten Maiskörner europäischen Boden . 1574 wurde über Maisfelder am Euphrat berichtet – über diesem Umweg aus dem Vorderen Orient kam das „ Türkisch Korn “ nach Mitteleuropa . In Tirol urkundlich nachweisbar taucht der Maisanbau im Jahre 1626 bei Telfs auf , um 1800 war er in ganz Tirol verbreitet . Um 1870 hatte unsere Gemeinde 409 Joch ( 233 ha ) Ackerland ,