's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2014 - 04/14 | Page 29

´s Dorfblattl Haiming Ein Blick in die Geschichte Vom Kleinod zum Ärgernis m Jahre 1908 weckte das goldene Jubiläum der MarienErscheinungen in Lourdes auch in Haiming den Wunsch zum Bau eines Marienkirchleins. Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde sodann im Herbst 1911 unter der Leitung des Baumeisters Lahnbach (Tarrenz) mit dem Bau am Vorplatz zum Bahnhof Ötztal begonnen. Im Juni 1913 stieg dort ein Waldfest, dessen Reinerlös für die „Erstellung und Ausgestaltung des hiesigen Kirchleins“ gedacht war. Die Zahl der Besucher wurde auf 3.000 taxiert; neben lustigen Aufführungen und dem „reich ausgestatteten Glückstopf“ wurden in Presseberichten die Musikkapellen von Haiming und Silz lobend erwähnt, die „äußerst eifrig“ konzertiert hatten. Am 10. Juli 1913 konsekrierte Abt Stephan Mariacher von Stams das neue Marien-Kleinod. Die Initiatoren dieses Kirchenbaus hofften an diesem Freudentag auf weitere Almosen, „damit die Schuldenlast verringert und nach und nach die Einrichtung besorgt werden kann“. Der Erreichung dieses Zieles wird dann aber der Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht sonderlich dienlich gewesen sein. Am 20. September 1923 berichtete der Tiroler Volksbote von einer neuerlichen Einweihungsfeier: Durch den Opfermut einheimischer Kreise, von Fremden, die das Ötztal besuchen und im Ötztalerhof für längere oder kürzere Zeit Rast halten, ganz besonders aber dank der großen Opferwilligkeit des Konrad Witzmann und dessen Frau Emmi, Besitzer des bestbekannten Ötztalerhofs, kam die Vollendung der lauschigen Waldkapelle zustande. Kunstmaler Thaler schuf damit ein bodenständiges Heimatwerk von bleibendem Werte. Unter zahlreicher Beteiligung von Einheimischen, besonders aus dem nahen Haiming, wurde vom Kooperator dieses Dorfes die kirchliche Feier durchgeführt. Der Haiminger Sängerchor sang dabei Schuberts „Deutsche Messe“. An dem von den Klosterschwestern zu diesem Zwecke freundlichst zur Verfügung gestellten Harmonium saß der Lehrer aus Haiming. ... Im Frühjahr 1934 konnte dank der Bemühungen des Pfarrers Baumgartner und der Unterstützung des Hoteliers Buchholz ein neuer, schöner Fußboden verlegt werden. Im Tiroler Volksboten wurde weiters lobend verzeichnet: Der größte Wohltäter dazu ist die Firma Herelier, Sägewerksbesitzer am Bahnhof, die das Brettermaterial gratis beigestellt hat. Leider hat diese Firma das Sägewerk verkauft und wird uns nächstens verlassen. Das Kirchlein wird’s merken. Die Kirchenbesucher aus Riedern und Ötztal haben mit Fronschichten mitgeholfen, damit die Auslagen nicht allzu hoch kommen. Höher anzuschlagen als der neue Fußboden ist, dass wir beim dermaligen Priestermangel regelmäßig an Sonn- und Feiertagen einen Gottesdienst haben, den der alte Pfarrer von Haiming schon seit Jahren besorgt. Der Gottesdienst wird von den Bewohnern am Bahnhof und in Riedern und, wenn der Inn einen niedrigen Wasserstand hat, auch von der Schlierenzau aus besucht. Letz- Das Lourdes-Kirchlein vor 100 Jahren; hier wurden auch Hochzeiten zelebriert; als erste wurde jene der Hotelierstochter Elvira Lutteri (Ötztalerhof) mit Leutnant Dr. phil. et jur. Friedrich Eggert am 12. August 1918 registriert. tere setzen sich in ein Schifflein und überqueren den Fluss. Auch Chauffeure und Fremde gehören öfters zu den Besuchern des Gottesdienstes. In den Dreißigerjahren sei das Kirchlein auch von den Brunauern aufgesucht worden. Sie hätten den Sautner Pfarrer sogar ganz offiziell um Nachsicht dafür gebeten, dass sie lieber zum Kirchlein am Bahnhof gehen, hielt ein Chronist fest. In den Vierzigerjahren ist das Kirchlein auch polnischen, italienischen, holländischen und russischen Zwangsarbeitern eine Stätte des Trostes und der Hoffnung gewesen. Nach dem Krieg verlor das Kirch- lein augenscheinlich nach und nach seine Anziehungskraft. Im März 1971 war über „Blickpunkt“ zu erfahren: Dieser Tage fällt das alte Ötztaler Kirchlein der Spitzhacke zum Opfer. Seit 1964 dient es nur mehr zur Aufbahrung. Nun ist aber die Aufbahrungshalle an der neuen Kirche fertiggestellt und das alte Kirchlein hat seine letzte Bedeutung verloren. Es würde heute niemand mehr für seine Erhaltung aufkommen wollen. So ist es besser, wenn es abgetragen wird. In einem Fremdenverkehrsort geben vernachlässigte Kultstätten nur Anlass zu Ärgernis. (Text und Repros: Johann Zauner) Haimingerberg Neue Ortsbäuerin gewählt Am 4. September fanden am Haimingerberg die Wahlen der Bäuerinnen im Vereinshaus statt. Als neue Ortsbäuerin wurde Kordula Prantl gewählt und als Stell ٕ