's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2017 - 02/17 | Page 7

´s Dorfblattl Haiming Nach 21 Jahren als Amtsleiter im Ruhestand M it Ende März 2017 verab- schiedete sich Helmut Walser in den Ruhestand. 21 Jahre lang gestaltete er das Gemeinde- geschehen als Amtsleiter mit. Das Dorfblattl bat ihn zum Interview. Mit 1. April ist Helmut Walser in den Ruhestand gegangen. Wir treffen uns hier an deinem letzten offiziellen Arbeitstag in deinem Büro. Welche Gedanken gehen dir an einem Tag wie die- sem durch den Kopf? Natürlich gehen mir an diesem besonderen, emotionalen Tag viele Gedanken und Fragen durch den Kopf, die mich schon Wochen und Monate beschäftigt haben. Vor allem ist es mir ein Rätsel, wo die letzten 21 Jahre geblieben sind. Aber jetzt freue ich mich auf den neuen Lebensabschnitt und die freie Zeit, die nun vor mir liegt. Demnächst werde ich viele Vorhaben und Ideen umsetzen, die mir mangels Zeit bisher nicht möglich waren. Du hast die Position des Amtslei- ters nun 21 Jahre lang bekleidet. Wie hat sich Haiming in dieser Zeit verändert? Ein Vergleich zu früher ist schwie- rig, aber es ist für jeden ersicht- lich, dass sich unsere Gemeinde sehr positiv entwickelt hat. Viele Nachbargemeinden beneiden uns darum. Wir sind schon lange der wichtigste Wirtschaftsstand- ort zwischen Telfs und Imst und haben diese Position trotz schwie- riger Rahmenbedingungen in den letzten Jahren noch weiter aus- gebaut. Wie bist du damals zu dieser Stel- lung gekommen? Erzähle den Lesern bitte von deinem persön- lichen Werdegang! Ich wurde 1955 geboren und bin im Dorf aufgewachsen. Nach der Volks- und Hauptschule habe ich die Handelsakademie in Imst be- sucht und maturiert. Schon in der Jugendzeit hatte ich ein starkes Interesse am kommu- nalen Geschehen, war Obmann der Landjugend und Jungbau- ernobmann, gründete die Junge ÖVP-Haiming und entwickelte dabei viel Freude im Umgang mit Menschen. In meiner Freizeit spielte ich bei der Musikkapelle Haiming viele Jahre die Klarinette. Beruflich war ich als Pharmarefe- rent in Tirol und Vorarlberg tätig. 1986 gründetet ich gemeinsam mit anderen jungen Haimin- gerinnen und Haimingern die „Neue Liste“ und wir zogen mit zwei Mandaten in den Gemein- derat ein. Ab 1992 war ich unter dem damals neu gewählten Bür- germeister Josef Leitner dessen Stellvertreter, bis ich 1996 die Nachfolge von Anton Raffl als Amtsleiter antrat. Damals habe ich dann sofort alle politischen Ämter zurückgelegt, weil sich für mich daraus eine Unvereinbarkeit ergeben hätte. So bin ich nach 21 Jahren in der Privatwirtschaft zur Gemeinde gewechselt, wo ich nun ebenfalls 21 Jahre lang mit- gearbeitet habe. Was waren die Hauptaufgaben in deiner Funktion? Die Aufgaben sind sehr vielfältig, im Wesentlichen liegen sie aber in der Organisation, Koordinierung und Leitung des Inneren Diens- tes des Gemeindeamtes unter der unmittelbaren Aufsicht des Bürgermeisters. Weiters ist die Organisation des Personalwesens zu nennen, um eine effiziente, zweckmäßige, wirtschaftliche und gesetzeskonforme Verwal- tung zu gewährleisten. Das sind bei insgesamt 60 Mitarbeitern der Gemeinde vielseitige Aufga- ben. Zudem habe ich 20 Jahre lang im Standesamt gearbeitet, beziehungsweise es neun Jahre lang selbständig geleitet. Außer- dem war ich für den geordneten Ablauf im Waldbad, der Kinder- betreuungseinrichtungen und -angebote, der Grünanlagen sowie der Gebäudereinigungen verantwortlich. Wie unterscheidet sich die heu- tige Tätigkeit von deinen Beginn- zeiten vor 21 Jahren? Am Anfang stand in meinem Büro eine Schreibmaschine und der Computer wurde nur als wei- tere Unterstützung gesehen, aber schon bald war der PC nicht mehr wegzudenken. Trotzdem gibt es auch heute noch viele Papierak- ten zu bearbeiten und manchmal habe ich das Gefühl, dass die Bü- rokratie mit den digitalen Mög- lichkeiten statt zu schrumpfen, angewachsen ist. Heute hat die Gemeinde, die inzwischen mehr Einwohner hat, auch mehr Per- sonal und man muss sicher noch flexibler sein als zu meinen An- fangszeiten. Ich denke, dass der Servicegedanke in der Gemein- de heute noch stärker im Vorder- grund steht. Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Gemeinde in den nächsten Jahren und Jahrzehnten? Wie schon erwähnt gibt es in der Gemeinde viele positive Verände- rungen. Dafür sind die Gemeinde- führung und die Mitarbeiter der Gemeinde verantwortlich. Es wird wichtig sein, diesen Weg weiter zu gehen und den Wirtschafts- standort nach wie vor zu stärken und weiter auszubauen. Eine be- sondere Herausforderung im Ver- gleich zu anderen Gemeinden ist die stets gute Versorgung unserer Weiler mit infrastrukturellen Ein- richtungen. Um nur ein Beispiel zu nennen, wo andere nur eine Feu- erwehr zu bestücken haben, sind es bei uns vier. Das gilt auch für viele andere Bereiche. Anderer- seits bedeutet diese Kleinstruktur aber natürlich auch eine Stärke. Was war in diesen Jahren dein bewegendstes Erlebnis als Amts- leiter? Ein Einzelerlebnis fällt mir da spontan nicht ein, aber besonders erfreulich und berührend waren für mich die Seniorenbesuche bei Frühjahr 2017 Gemeindebewohnerinnen und -bewohnern über 80 Jahren. Rund um ihren Geburtstag überbrachte ich alljährlich den Glückwunsch und das Geschenk der Gemeinde. Dabei haben sich die Besuchten über die Gespräche und die be- sondere Art der Wertschätzung immer sehr gefreut. Du giltst als sehr kunstinteressiert und hast auch schon mehrere Ausstellungen organisiert. Wird das eines deiner Steckenpferde für die kommenden Jahre wer- den? Kunst und Kultur interessieren mich wirklich sehr und ich habe mir fest vorgenommen, nun auch wieder selbst den Pinsel in die Hand zu nehmen. Ich kann mir auch gut vorstellen, aktiv im neu gegründeten Kulturverein mitzu- arbeiten. Viele Menschen nehmen sich für die Zeit nach der Pensionierung Großes vor. Was steht bei dir dies- bezüglich auf dem Zettel? Wie schon gesagt, möchte ich wieder malen und mich in die- sem Bereich auch weiterbilden. Kulturreisen in Verbindung mit ausgedehnten Wanderungen könnte ich mir auch gut vorstel- len. Vielleicht werde ich auch in dem einen oder anderen sozialen Bereich tätig. Ich freue mich aber auch auf Kleinigkeiten, wie bei- spielsweise auf unser Waldbad. Ge rade früh am Morgen und ge- gen Abend ist unser Schwimm- bad eine Oase der Erholung. Wenn dir eine Fee zwei Wünsche zugestehen würde – einen privat und einen für die Gemeinde – was würdest du dir wünschen? Persönlich wünsche ich mir, mög- lichst lange körperlich und geistig fit zu bleiben, um mein Leben ak- tiv gestalten zu können. Für die Gemeinde wünsche ich mir, dass der eingeschlagene Weg, der bis- her so erfolgreich verlaufen ist, weitergeführt wird. Das Dorfblattl bedankt sich für das Gespräch und wünscht Hel- mut Walser noch viele aktive und zufriedene Jahre bei bester Ge- sundheit. (Text und Foto: mams) Seite 7 Das aktuelle Interview - Helmut Walser