's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2017 - 02/17 | Page 5

Land Tirol sichert Aufarbeitung zu Spuren der Vergangenheit D ie Debatte der letzten Monate in Sachen TIWAG- Grundstücke in den Haiminger Beinkorbwiesen ist sicher an niemandem vorüber gegangen. Von der ORF-Sendung „Report“ bis hin zu englischen und rus- sischen Medien wurde über die von den Haiminger Bauern geforderte Aufarbeitung der Kriegs- und Nachkriegsgeschich- te, insbesondere über die Ablö- se bzw. Rückkaufsrechte von Grundstücken berichtet. ligen NS-Zwangsarbeiterlagers in unserer Gemeinde (siehe Fak- similes). Muss derart viel Negativpresse kolportiert werden, um zum Recht zu gelangen? Kaum einer bezweifelt, dass die angeklagte TIWAG mehr rechtliche Mög- lichkeiten und einen längeren Atem hat als unsere „Recht“ for- „Profil“ Die Süddeutsche Zeitung titelte „Die Wunden der Ve rgangenheit - NS-Zwangsarbeiter-Lager“. Im Profil war zu lesen „Nazis rissen Grund und Boden für einen Kraftwerksbau an sich.“ Sogar die Londoner „Times“ berichte- te über das ehemalige Nazilager und von der Handl-Speckfabrik auf dem Gelände des ehema- „Süddeutsche Zeitung“ dernden Bauern! Der Unternehmer Christian Handl kommt hier in jedem Fall unschuldig zum Handkuss und viele zukünftige Arbeitnehmer werden wohl froh sein, dass der Geschäftsmann nicht den kom- pletten Standort in Frage gestellt hat. Aufgrund der Grabungen und der Initiative der örtlichen Bau- ernvertreter hat sich das Land Tirol bereit erklärt, einen unab- hängigen Historiker einzusetzen. Dieser befasst sich mit der Aufar- beitung der Geschichte rund um das Lager Haiming bis hin zu den An- schuldigungen an die Westtiroler Kraft- werke AG. Die archäologischen Arbeiten wurden bereits im Winter ab- geschlossen. Bei den Ausgra- bungen kamen Reste von Teilen einer Materialseilbahn, Werk- stätten, einem Schulgebäude samt Kellergewölbe und auch ein Schwimmbecken aus der Nachkriegszeit zum Vorschein. Firmenchef Christan Handl be- absichtigt im Kellergeschoß des Schulungsgebäudes am zukünf- tigen Handl-Areal eine „würdige Dokumentationsstätte“ einzu- richten. Das Team des Dorfblattls wird si- cher auch in den folgenden Aus- gaben über den aktuellen Status in dieser Angelegenheit berich- ten. (Text und Repros: beka) „Times“ Einladung zur Mitgestaltung Straßenname gesucht G emeinden können durch Verordnung die in ihrem Gebiet gelegenen Verkehrsflä- chen, wie Straßen, Wege, Plätze und dergleichen, im Interesse der besseren Orientierung und des leichteren Auffindens von Ge- bäuden mit Namen bezeichnen. So soll die neue Siedlung im Bereich „Zufahrt Forest Village“ derzeit unter Wiesrainstraße be- kannt, eine neue Bezeichnung bekommen. Zur Entscheidungs- findung sind alle Leserinnen und Leser herzlichst eingeladen, dem Gemeindeamt Vorschläge einer Bezeichnung der Siedlung oder des Straßenzuges unter bau- [email protected] mitzu- teilen! (Text: beka; Foto: Gemein- de Haiming) Gebt der Geschich-  te eine Chance! E in Rundflug über das Bau-Areal von Speck Handl versetzt mich immer wieder aufs Neue in Erstaunen. Es sind ge- waltige Dimensionen. Doch zweifelsohne ist es für eine Wirtschaftsgemein- de wie Haiming positiv, wenn sich ein derartiger Leitbetrieb ansiedelt. Als äußerst spannend empfinde ich die aufgekommene Diskussi- on um das ehemalige Kriegsge- fangenenlager am betreffenden Areal. Eben dieses Lager ist un- trennbar mit der Geschichte von Haiming verbunden. Und dem soll auch Rechnung getragen werden. Als agiles Federvieh fra- ge ich mich ohnehin schon seit Jahren, warum des Ganze nicht schon lange einer entsprechende Nutzung zugeführt wird. Dies gilt für das ehemaligen Lager ebenso wie für den Ambergstollen. Für diesen gab`s schon vor Jah- ren geologische Expertisen. Und die bescheinigten dem Fels eine durchaus gute Qualität. Ohne viel Aufwand könnte der Stollen somit absolut sicher begehbar gemacht werden. Abenteuerlu- stige trieben sich ohnehin immer wieder mal dort rum. Das eine oder andere rauschende (!) Fest wurde dort auch schon gefeiert. Freilich tauchten auch Schnaps- ideen auf, wie etwa den Stollen für eine unterirdische Achter- bahn befahrbar zu machen. Thema verfehlt, kann ich da nur sagen! Der Stollen gehört, so wie eben das einstige Gefangenenla- ger auch, im historischen Kontext genutzt. Ängste, Haiming könnte damit zu einer Pilgerstätte rechter Kreise, Alt- und Neo-Nazis wer- den, erscheinen unbegründet. Im Berchtesgadener Land gibt`s auch noch immer Adolfs ehe- maligen Adlerhorst. Der heißt inzwischen freilich wieder Kehl- steinhaus und begeistert durch seine überragende Rundumsicht bis weit nach Österreich hinein und Deutschland hinaus. Von dortigen Nazi-Anstürmen ist hin- gegen nichts bekannt. Historische Grüße Dieses Neubaugebiet im Bereich der Zufahrt zum Forest Village sucht nach einem neuen Namen. Frühjahr 2017 Seite 5 ´s Dorfblattl Haiming