's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2017 - 02/17 | Page 18

´s Dorfblattl Haiming Jubiläum 120 Jahre Raiffeisenkasse Haiming D ie in vielen Gegenden zu- nehmende Verarmung der ländlichen Bevölkerung nahm der deutsche Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 - 1888) zum Anlass, mit der Gründung von Genossen- schaften die Not zu lindern. Die unbedingte Selbsthilfe schien Raiffeisen ein probates Mittel, um einerseits Geld aufzutreiben und andererseits die Kenntnisse der Mitglieder zu erweitern. Der weitblickende Kassl-Wirt Johann Tobias Haid aus Oetz leitete die erste Gründung einer Raiffeisen- kasse in Tirol 1888 in die Wege. Schon neun Jahre später fanden sich in Haiming „Nachahmer“. Gründung Am 11. April 1897 war es soweit, der „Spar- und Darlehenskassen- verein Haiming“ wurde aus der Taufe gehoben. 36 Mitglieder sind der Genossenschaft mit un- beschränkter Haftung beigetre- ten. Zum ersten Obmann wurde Simon Kneißl gewählt. Ihm zur Seite standen die Vorstands- mitglieder Ignaz Stigger, Alois Zoller, Ferdinand Praxmarer und Johann Haslwanter. Zum Ob- mann des Aufsichtsrates wurde Pfarrer Anton Senn gewählt, die Zahlmeisterstelle übernahm Ko- operator Joel Eberhard. Die erste Kasse war im „Ötzer Haus“ untergebracht. Dieses „Mehrzweckgebäude“ an der Kreuzstraße (heutiger Standort der Ordination von Zahnärztin DDr. Szylvia Heger) beherbergte über Jahrzehnte auch die Volks- schule und diente als Probelokal für die Musikkapelle Haiming. In einem Zimmer des Hauses wur- den auch Leichenöffnungen vor- genommen. Der Familie Kapeller „Ötzer“ (später Kopp) diente es als Wohnhaus. Die ersten Jahrzehnte Geöffnet hatte die Raiffeisen- kasse ihre Pforten in den ersten Jahrzehnten ihres Bestandes an Sonntagen nach dem Amt. Langjährige Funktionäre in den Folgeperioden waren Franz Josef Götsch, Ignaz Gager und der Zahlmeister Johann Kopp. Wie viele andere Unternehmen segelte auch die Raiffeisenkas- se Haiming zu manchen Zeiten in „unruhigen Gewässern“. Die große Feuerbrunst von 1897, die Wirren des 1. Weltkrieges mit den katastrophalen wirtschaft- lichen Auswirkungen und die nach der Inflation notwendig gewordene Sanierung der öster- reichischen Währung mit Einfüh- rung des Schillings am 1. 1. 1925 verlangte von Funktionären und Mitgliedern großen Einsatz und Wagemut. Aufbruchsstimmung In den Jahren nach dem 2. Welt- krieg erholten sich in Zeiten des Wiederaufbaues auch die Raiffe- isenkassen. Die Geschäftsfelder wurden erweitert, die Kassenlo- kale modernisiert, das Personal aufgestockt. Im Jahre 1960 erweiterte die In der neuen Bankstelle Haiming, von links: Julia Mair, Bankstellenleiterin Beatrix Markt und Yasin Düldül. Seite 18 Die Geschäftsleiter: Erwin Neurauter und Orban Gyoergy Raika Haiming ihren Geschäfts- betrieb auf Ötztal Bahnhof und eröffnete eine Wechselstube. Die „Raika“ wird zur Vollbank: Inve- stitionen in Räumlichkeiten und Gebäude werden getätigt, es setzt eine fachliche Schulungsof- fensive ein und die „Anwerbung“ von Kunden gewinnt an Bedeu- tung. Vom Schulkind bis zum Senior – jeder soll bei Raiffeisen ein Sparbuch und Konto haben. Die Haiminger Raika ist inzwi- schen in das neue Gemeinde- haus übersiedelt (1968), in Ötz- tal Bahnhof ist sie im 1. Stock des Geschäftshauses Wammes untergebracht. 1975 erwirbt die Raiffeisenkasse ein Grundstück am Bahnhofsplatz und lässt dort ein modernes Bankgebäude er- richten. Verschmelzung Ein weiterer Meilenstein wird mit der großen Fusion von 1981 gesetzt: Die Raika Haiming ver- schmilzt mit den Raiffeisenkas- sen Roppen und Silz und Um- gebung zur „Raika Silz, Haiming und Umgebung“. Für einige Haiminger Funktionäre bedeu- tet dies auch den Abschied von ihrer langjährigen Tätigkeit, da laut Fusionsvertrag aus allen Ge- meinden Funktionäre im neuen Gesamtinstitut vertreten sein müssen. Einlagen-Ausleihungen-Um- satz Im Jahre 1966 betrug der Umsatz Frühjahr 2017 der Raikas Haiming, Roppen, Silz, Mötz und Stams 162,8 Millionen Schilling, die Sparguthaben der Kunden lagen bei ca. 10 Mio. Schilling, die Ausleihungen bei ca. 8 Millionen. Zwanzig Jahre später: Einlagen 400 Mio. Schil- ling, Ausleihungen ca. 220 Milli- onen. 1996 stiegen die Einlagen auf knapp 900 Mio. und die Aus- leihungen auf ca. 700 Mio. Schil- ling. 2016 betrug der Anteil an Spareinlagen 75 Mio. Euro, die Ausleihungen pendelten sich auch in dieser Größenordnung ein. Die Bilanzsumme betrug im Jahre 2016 rund 124 Mio. Euro. Funktionäre heute Als Geschäftsleiter fungieren Erwin Neurauter und György Orban, die Zweigstelle Haiming wird von der langjährigen Mitar- beiterin Beatrix Markt und ihrem Kollegen Yasin Düldül geleitet. Obmann des Institutes ist Dr. Josef Kurz (Roppen), als Auf- sichtsratschef ist Richard Wille (Silz) tätig. Funktionäre aus Hai- ming sind Ing. Michael Wallnöfer (Vorstand), Christian Eiter (AR- Stv.) und Josef Kapeller (AR). Im März 2017 übersiedelte die Zweigstelle Haiming in das neu errichtete Gemeindezentrum. Währe