´s Dorfblattl Haiming
FRÜHER UND HEUTE
AUS DER CHRONIK
Altes Brauchtum - vom Fastengebäck zum Patengeschenk
Die Breïze im Osterbrauch
Die Gotlpack-Breïzn des Haiminger
Bäckermeisters Ferdinand Rudigier
sind schmackhaft und haben auch
das richtige Maß.
W
Chronik
ie bei allen großen Anlässen des Jahres- und
Lebenslaufes entwickelten sich
auch im Osterkreis eigene Speisebräuche. Dabei kam dem Brot
als Hauptnahrungsmittel natürlich eine besondere Rolle zu. In
der Volkskunde-Fachliteratur
werden hiezu die Brot- und Gebäckformen in drei Gruppen unterschieden: Die Fastengebäcke,
die Patengeschenke (Gotlpack)
und die eigentlichen Osterbrote,
die in der Osternacht bzw. am
Sonntag geweiht werden. Diese
Einteilung variiert in reicher Vielfalt von Region zu Region, von
Dorf zu Dorf, ja sogar von Familie
zu Familie.
Als Brotform, die in allen Gruppen und Regionen vertreten ist,
ist die Brezel (Mundart: Breïze)
anzuführen. Dieses „gelungen
verschlungene“ Gebäck ist wohl
das schmackhafteste Erbe karolingischer Klosterkultur, die über
den süddeutschen Raum auch
ins Oberinntal gekommen ist.
Der Name leitet sich von Lateinischen brachium (=Arm) ab, er
habe sich im Weiteren zu brachitium = (Klosterlatein: Gebäck in
Form der zum Gebet verschlungener Arme) und schlussendlich
zu brezza (=Kurzform des althochdeutschen Wortes brezzita)
gewandelt.
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Die Mönche hatten die Form
dieses in sich geschlossenen Gebildbrotes mit Bedacht gewählt:
In den im Gebet übereinander
gekreuzten Armen sind die drei
„Ewigkeit-Fenster“ (Zeit vor der
Geburt, Lebenszeit auf dieser
Welt und Zeit nach dem Tod) erkennbar. Sie erinnern daran, dass
die Menschen in alle Ewigkeit auf
die Gnade, Liebe und Güte des
dreifaltigen Gottes hoffen dürfen.
Fasten-Brezeln wurden einst
vornehmlich nur in der Fastenzeit hergestellt; g´rad so wie die
Faschingskrapfen ausschließlich
zur Fasnachtszeit. Es waren zumeist Laugenbrezeln; rohe Weißbrot-Teigrollen wurden zunächst
in Holzaschen-Lauge gesotten,
dann in Brezelform gebracht
und gebacken. Am Palmsonntag
beschenkten edle Stifter damit
(brave) Schulkinder.
Heute erinnern nur mehr kleine
Brezel als Palmlatten-Zier an diesen schönen Brauch. Ursprünglich waren diese Pålmbreïzn als
Weihegeschenk für die Familie
gedacht. Es soll aber öfters vor-
gekommen sein, dass die Breïzn
auf dem Heimweg von der Kirche aus unerklärlichen Gründen
von der Pålmlåtte bzw. -buschn
„fielen“ und dann notgedrungen
als Wegzehrung dienen mussten.
Zur Verteidigung der Kinder, die
solch Missgeschicke keinesfalls
bekümmerte, muss angeführt
werden, dass Brote aus Weizenmehl als außergewöhnliche,
besondere Leckerbissen galten.
Bis vor 60 Jahren war aus den
Brotladen der Oberinntaler Familien nämlich meist nur (hartes)
Schwarzbrot zu holen.
Heutzutage gehören „riesige“
Breïzn aus süßem Hefeteig noch
immer zu den verbreitetsten Gebildbroten beim österlichen Goltpack – für Buben! Für Mädchen
werden bei Bäckern zumeist Hennen bestellt, wobei seit geraumer
Zeit auch einen Hahn oder ein
Huhn, aber auch Hasen, Pferde,
Lämmer und Hirschen als (fast)
geschlechtsneutrale Varianten im
Angebot zu finden sind. Gebildbrote in Form eines Kranzes oder
Striezels werden für Patenkinder
eher selten gekauft.
Der Brauch des Patengeschenks
ist uralt und wird in Mitteleuropa insbesondere in katholischen
Gegenden praktiziert. Das hat
folgende Bewandtnis: Paten versprechen bei der Taufe, dem Kind
bis zum Eintritt ins Erwachsenenalter beizustehen; früher fiel ihnen im Falle des Ablebens beider
Eltern sogar die Sorgepflicht zu.
Aus diesem Grund hielten kluge
Eltern meist schon vor der Geburt
des Kindes Ausschau nach einem
möglichst schmattigen Teïte
(Göt), oder einer spendablen Toute (Gotl). Die Richtigkeit der Wahl
zeigte sich dann für Erste schon
einmal beim Gotlpack – mit der
„Riesnbreïze“!
Patengeschenke waren/sind
nur bis zur Firmung üblich. Das
Auslaufen der Gotlpack-Pflicht
wurde/wird dann meist durch
ein letztes, größeres Präsent zu
diesem Anlass (Uhr) symbolisiert.
Übrigens: Heute soll es sogar
Uhren geben, die billiger sind als
Riesnbreïzn …. .
(Text und Foto: Johann Zauner)
Maskenball
Faschingstreiben
B
eim heurigen Maskenball
durfte die MK Haiming wieder zahlreiche maskierte und unmaskierte Gäste begrüßen. Die
verkleidungsfreudigen Besucher
haben sich alle wieder jede Menge einfallen lassen und mit großer Kreativität und Originalität die
Zuschauer begeistert. Aber nicht
nur die Verkleidungen sorgten
für Aufsehen, auch die spektakulären Shows unterhielten den
gesamten, bis zum letzten Platz
gefüllten Saal.
Auch das Tschirgant Duo sorgte
wieder für die passende Partystimmung. Die Musikkapelle bedankt sich bei allen Besuchern,
die zu dieser tollen Feier beigetragen haben, sowie bei allen
Helfern! (Text: Erich Kurz; Foto:
Kathrin Schumacher)
Die Gruppe Panzerbären gewann die Wertung „Gruppe Originell“, nicht zuletzt
aufgrund der beeindruckenden Show.
Frühjahr 2015