's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2015 - 02/15 | Page 14

´s Dorfblattl Haiming FRÜHER UND HEUTE AUS DER CHRONIK Altes Brauchtum - vom Fastengebäck zum Patengeschenk Die Breïze im Osterbrauch Die Gotlpack-Breïzn des Haiminger Bäckermeisters Ferdinand Rudigier sind schmackhaft und haben auch das richtige Maß. W Chronik ie bei allen großen Anlässen des Jahres- und Lebenslaufes entwickelten sich auch im Osterkreis eigene Speisebräuche. Dabei kam dem Brot als Hauptnahrungsmittel natürlich eine besondere Rolle zu. In der Volkskunde-Fachliteratur werden hiezu die Brot- und Gebäckformen in drei Gruppen unterschieden: Die Fastengebäcke, die Patengeschenke (Gotlpack) und die eigentlichen Osterbrote, die in der Osternacht bzw. am Sonntag geweiht werden. Diese Einteilung variiert in reicher Vielfalt von Region zu Region, von Dorf zu Dorf, ja sogar von Familie zu Familie. Als Brotform, die in allen Gruppen und Regionen vertreten ist, ist die Brezel (Mundart: Breïze) anzuführen. Dieses „gelungen verschlungene“ Gebäck ist wohl das schmackhafteste Erbe karolingischer Klosterkultur, die über den süddeutschen Raum auch ins Oberinntal gekommen ist. Der Name leitet sich von Lateinischen brachium (=Arm) ab, er habe sich im Weiteren zu brachitium = (Klosterlatein: Gebäck in Form der zum Gebet verschlungener Arme) und schlussendlich zu brezza (=Kurzform des althochdeutschen Wortes brezzita) gewandelt. Seite 14 Die Mönche hatten die Form dieses in sich geschlossenen Gebildbrotes mit Bedacht gewählt: In den im Gebet übereinander gekreuzten Armen sind die drei „Ewigkeit-Fenster“ (Zeit vor der Geburt, Lebenszeit auf dieser Welt und Zeit nach dem Tod) erkennbar. Sie erinnern daran, dass die Menschen in alle Ewigkeit auf die Gnade, Liebe und Güte des dreifaltigen Gottes hoffen dürfen. Fasten-Brezeln wurden einst vornehmlich nur in der Fastenzeit hergestellt; g´rad so wie die Faschingskrapfen ausschließlich zur Fasnachtszeit. Es waren zumeist Laugenbrezeln; rohe Weißbrot-Teigrollen wurden zunächst in Holzaschen-Lauge gesotten, dann in Brezelform gebracht und gebacken. Am Palmsonntag beschenkten edle Stifter damit (brave) Schulkinder. Heute erinnern nur mehr kleine Brezel als Palmlatten-Zier an diesen schönen Brauch. Ursprünglich waren diese Pålmbreïzn als Weihegeschenk für die Familie gedacht. Es soll aber öfters vor- gekommen sein, dass die Breïzn auf dem Heimweg von der Kirche aus unerklärlichen Gründen von der Pålmlåtte bzw. -buschn „fielen“ und dann notgedrungen als Wegzehrung dienen mussten. Zur Verteidigung der Kinder, die solch Missgeschicke keinesfalls bekümmerte, muss angeführt werden, dass Brote aus Weizenmehl als außergewöhnliche, besondere Leckerbissen galten. Bis vor 60 Jahren war aus den Brotladen der Oberinntaler Familien nämlich meist nur (hartes) Schwarzbrot zu holen. Heutzutage gehören „riesige“ Breïzn aus süßem Hefeteig noch immer zu den verbreitetsten Gebildbroten beim österlichen Goltpack – für Buben! Für Mädchen werden bei Bäckern zumeist Hennen bestellt, wobei seit geraumer Zeit auch einen Hahn oder ein Huhn, aber auch Hasen, Pferde, Lämmer und Hirschen als (fast) geschlechtsneutrale Varianten im Angebot zu finden sind. Gebildbrote in Form eines Kranzes oder Striezels werden für Patenkinder eher selten gekauft. Der Brauch des Patengeschenks ist uralt und wird in Mitteleuropa insbesondere in katholischen Gegenden praktiziert. Das hat folgende Bewandtnis: Paten versprechen bei der Taufe, dem Kind bis zum Eintritt ins Erwachsenenalter beizustehen; früher fiel ihnen im Falle des Ablebens beider Eltern sogar die Sorgepflicht zu. Aus diesem Grund hielten kluge Eltern meist schon vor der Geburt des Kindes Ausschau nach einem möglichst schmattigen Teïte (Göt), oder einer spendablen Toute (Gotl). Die Richtigkeit der Wahl zeigte sich dann für Erste schon einmal beim Gotlpack – mit der „Riesnbreïze“! Patengeschenke waren/sind nur bis zur Firmung üblich. Das Auslaufen der Gotlpack-Pflicht wurde/wird dann meist durch ein letztes, größeres Präsent zu diesem Anlass (Uhr) symbolisiert. Übrigens: Heute soll es sogar Uhren geben, die billiger sind als Riesnbreïzn …. . (Text und Foto: Johann Zauner) Maskenball Faschingstreiben B eim heurigen Maskenball durfte die MK Haiming wieder zahlreiche maskierte und unmaskierte Gäste begrüßen. Die verkleidungsfreudigen Besucher haben sich alle wieder jede Menge einfallen lassen und mit großer Kreativität und Originalität die Zuschauer begeistert. Aber nicht nur die Verkleidungen sorgten für Aufsehen, auch die spektakulären Shows unterhielten den gesamten, bis zum letzten Platz gefüllten Saal. Auch das Tschirgant Duo sorgte wieder für die passende Partystimmung. Die Musikkapelle bedankt sich bei allen Besuchern, die zu dieser tollen Feier beigetragen haben, sowie bei allen Helfern! (Text: Erich Kurz; Foto: Kathrin Schumacher) Die Gruppe Panzerbären gewann die Wertung „Gruppe Originell“, nicht zuletzt aufgrund der beeindruckenden Show. Frühjahr 2015