PhotoWeekly Extrablatt photokina 29.9.18 | Page 10

Special

PHOTOKINA 2018 10

Mehr Kreativität dank Künstlicher Intelligenz

KI ist eines der großen Trendthemen der photokina . Wo steht sie heute , was erwartet uns morgen ? photokinaDAILY hat mit denen gesprochen , die es wissen müssen .

Oleksandr Savsunenko ( Skylum ) und Arne Herkelmann ( Huawei )

„ Wie Bilder denken lernen “ lautete der Titel einer Talkrunde des PIV am Donnerstag auf der photokina . Wir haben zwei der Experten aus der Runde noch zu einem kurzen Doppel-Interview gebeten .

Was heißt Künstliche Intelligenz in der Fotografie ? Oleksandr Savsunenko : Der Informatiker Andrew NG hat vor zwei Jahren gesagt , dass man wohl alles , was ein Mensch in unter einer Sekunde tun kann , durch KI automatisieren kann . Man sollte es aber eher als Unterstützung begreifen – die Maschine tut , was man selbst auch machen würde : RAW-Entwicklung , Objektivkorrektur , Horizont geraderichten , optimal zuschneiden , ... Arne Herkelmann : KI ist in der Fotografie heute schon überall , von der Aufnahme bis zur Nachbearbeitung . Zum einen hilft KI , die Hardware-Limitierungen von Smartphone-Kameras zu kompensieren oder sogar zu überwinden – beispielsweise die geringe Sensorgröße und die damit einhergehenden Qualitätsunterschiede oder auch die Lichtempfindlichkeit . Huawei will mit KI Fotografie einfacher machen , sodass jeder mit seiner Kamera die besten Bilder bekommt .

„ Es liegt in der Natur des Menschen , kreativ zu sein . KI kann dabei unterstützen .“

Oleksandr Savsunenko ,

Head of AI Lab , Skylum Software

Wie funktioniert das alles ? AH : KI basiert auf maschinellem Lernen . Durch Wiederholung und ständiges Feedback über Falsch und Richtig von Entscheidungen werden die Modelle dann stetig besser . Sie erkennen einen speziellen Hund , können aber auch abstrahieren und Rassen oder die Gattung Hund generell identifizieren . In der Leica Triple-Kamera unseres Huawei P20 Pro sind KI-Modelle integriert , die bereits trainiert wurden . OS : Bei Skylum füttern wir nach genau diesem Prinzip unsere Maschinen mit tausenden von Bildern . So lernen sie , die Szene zu verstehen : Was ist das im Vordergrund ? Wo steht die Sonne ? Wo ist der Himmel ? So ist die KI in der Lage , unterschiedliche Bereiche des Bildes in der automatischen Optimierung auch unterschiedlich zu behandeln . Durch neue Technologien können wir Bilder intelligenter entrauschen , Verwacklungsunschärfe eliminieren und Bilder sauber skalieren .

Wie profitiere ich davon heute ? AH : Im Huawei P20 Pro hilft die KI zum Beispiel Nutzern , die sich nicht mit der Theorie der Fotografie auskennen . Die KI erkennt in Echtzeit , was der Nutzer gerade fotografieren möchte : ein Porträt , einen Sonnenuntergang , den schönen Sommertag ,

„ KI ist schon heute überall , von der Aufnahme bis zum Nachbearbeiten .“

Arne Herkelmann , Head of Handset Portfolio , Huawei Europe die Eiskristalle morgens an der Scheibe der Skihütte , und stellt die Kamera passend ein . Sogar Langzeitbelichtungen mit bis zu sieben Sekunden ohne Stativ sind dank KI möglich . OS : Unsere Software Photolemur bearbeitet Bilder selbständig mit nur einem Klick . Und das Beste ist : Das ist keine Zukunftsmusik , das kann jeder bereits kostenlos ausprobieren , indem er sich bei uns die Test-Version herunterlädt ! Auch in Luminar steckt eine Menge KI und es wird mit jeder Version mehr . Hier kann ich als Nutzer dann vieles noch feintunen und selbst beeinflussen . Uns ist wichtig , dass die Menschen möglichst einfach zum optimalen Bild ergebnis kommen .

Und wenn ich KI gar nicht will ? OS : Jeder kann selbst entscheiden , welche Werkzeuge er nutzt . Es gibt auch heute noch Top-Fotografen , die analog fotografieren . AH : So ähnlich sehen wir das auch . Huawei setzt KI ein , um den Nutzer zu unterstützen , nicht um ihn zu bevormunden . Im Profi-Modus unserer Kameras kann man als Fotograf sogar alle wichtigen Einstellungen komplett manuell vornehmen .

Wo bleibt bei KI die Kreativität ? Sehen dann nicht alle Bilder gleich aus ? AH : Man sagt ja , „ Schönheit liegt im Auge des Betrachters “. Gerade Fotografie ist etwas höchst Subjektives . Jeder Fotograf hat andere Vorstellungen von Perfektion , jeder Betrachter sieht etwas anderes , mag etwas anderes . Würde jeder seine Kamera exakt an der gleichen Stelle positionieren und zur gleichen Zeit , das gleiche Motiv mit den gleichen Einstellungen fotografieren , sähen die Bilder sicherlich sehr ähnlich aus . In der Realität passiert so etwas aber eher selten . Fotografen suchen Perspektiven , andere Blickwinkel , anderes Licht . OS : Es liegt in der Natur des Menschen , kreativ zu sein . Wer mehr Werkzeuge zur Verfügung hat , der hat auch mehr Möglichkeiten , seine Kreativität auszudrücken . Und nichts anderes ist KI : ein weiteres Werkzeug . AH : Genau ! Mit den Möglichkeiten können Bilder gemacht werden , die vorher so nicht möglich waren . Ohne dass der Nutzer sich zu lange mit Technik beschäftigen muss .

Der Sofortbild-Boom