PhotoWeekly 49/2018 | Page 31

Test M E TA -T E S T 31 CANON EOS R Das System der Zukunft? Canon erfindet sich nach fast 30 Jahren EOS wieder neu und bringt mit der EOS R den ersten Vertreter der nächsten Generation auf den Markt. Was erwartet uns? Von Ruben Schäfer Seit Jahren wartet die Foto- Welt schon auf den ersten Vertreter des Canon Spiegellos- Vollformats und lange wurde ge- rätselt, wie Canon mit dem Objek- tivthema umgehen möchte. Seit September wissen wir: Eine neue Welt wird geschaffen, neue Ka- meras, neue Objektive, neues Be- dienkonzept, neue Adapter – die einzige Verbindung in die Ver- gangenheit. Und auch wenn eini- ge Canon nun anhand des Daten- blattes vorwerfen, alles vergeigt zu haben, muss man das RF-Sys- tem als Ganzes betrachten. Die EOS R ist eine der spannendsten Neuheiten des Jahres. Ausstattung N O 056 49/2018 Canon EOS R gut Quick Facts: Halten wir fest: Die Preis: ca. 2.500 Euro Canon EOS R ist zwar Sensor: Vollformat CMOS in vielen Bereichen mit 30,3 Mio. Pixel neu, kann ihr Erbe aber Video-Auflösung: UHD/30p nicht ganz verstecken Display: 3,2 Zoll Touchscreen (2.100.000 Bildpunkte) – im Herzen ist sie eine ISO: 100-40.000 EOS 5D Mark IV. Wir fin- Serienbild: bis zu 8 B/s den: eine gute Nach- richt. Das Äußere ist allerdings flammneu: Canon ver- baut im abgedichteten Gehäu- se ein dreh- und schwenkbares Touch-Display, einen individu- ell anpassbaren elektronischen Sucher und ein LCD auf dem Ka- mera-Rücken. Die Kamera-Modi werden in Zukunft darüber einge- stellt. Leider gibt es kein Rädchen für den Daumen und keinen Joy- stick – alles macht das Display. Dafür gibt es nun eine Touchbar, die sich programmieren lässt, um unter anderem die ISO-Empfind- lichkeit zu regeln. Als Autofokus kommt Canons Dual-Pixel-AF zum Einsatz und sorgt dafür, dass die Kamera sehr schnell und so- gar in fast völliger Finsternis noch scharfstellt. Sehr praktisch auch im Video, das mit 4K auf- gezeichnet wird. Leider aber mit einem 1,7-fachen Crop, zudem verzichtet Canon auf eine ein- gebaute optische Stabilisierung. Der ISO-Wert reicht von 100 bis 40.000. Acht Bilder kann die Ka- mera in Reihe aufnehmen, leider aber ohne nachführenden Auto- fokus, mit sind es unter fünf. Der AF ist dafür auch im Stande, Au- gen zu erkennen und perfekt scharfzustellen. Das Highlight des neuen Systems sind aber ins- besondere die Objektive – ein 28- 70 mm f/2 und ein so scharfes 50er f/1.2 gibt es nur für Canon RF. Kein Joystick, dafür aber eine Touchbar und ein Touch-Dis- play. Die neue Be- dienung funktio- niert nach etwas Gewöhnung gut. Canon legte bei der Entwicklung Wert auf gute Ergono- mie – das merkt man insbesondere am großen Griff. Bildqualität Die EOS R liefert in etwa die glei- che Qualität wie die EOS 5D Mark IV. Dazu gehört auch das Du- al-Pixel-Raw, mit dem sich nach- trägliche Fokuskorrekturen vor- nehmen lassen. Computer Bild schreibt: „Die neue Kombi lie- fert Bilder in sehr hoher Quali- tät, die Aufnahmen der EOS R sind knackig scharf und sehr de- tailreich.“ Auch die ISO-Leistung überzeuge, bis ISO 12.800 sei das Spektrum nutzbar. Chip lobt die „überzeugende Bildqualität und Canon-typische Farbwiedergabe.“ Die ISO-Performance wird eben- falls positiv beschrieben: „Orien- tiert sich der Fotograf unterhalb der magischen ISO-10.000-Marke, liefert die EOS R stets wunderbar scharfe Aufnahmen mit leucht- enden Farben.“ Bei unserem PhotoWeekly-Praxistest über- zeugte auch die Adapterlösung mit dem 70-200er f/2.8 IS III. Die neuen Objek- tive sind der Knal- ler. Wenn Canon so weitermacht, wird der RF-Anschluss noch legendäre Früchte tragen. Wer noch „alte“ Objektive hat, kann zwischen drei Adapterlösungen wählen. Einmal normal, einmal mit Control-Ring, ein- mal mit Filter. Das sagen die Kollegen ...  „Die Canon EOS R macht einen runden Eindruck. Man hat nicht das Gefühl, einen ersten Versuch im „Neuland“ mit entsprechenden Macken in den Händen zu halten, sondern ein ausgereiftes Produkt. Canon zielt mit dieser Kamera wohl eher auf die anspruchsvollen Hobbyfotografen und weniger auf die Profis“  (Benjamin Kirchheim)  gut „Die Canon EOS R schießt Fotos und Video in Topquali- tät. Das Gehäuse liegt gut in der Hand. Der Sucher ist top: Schön groß, mit einem kontrastreichen Bild. Der Autofokus reagiert sehr schnell und ist sehr treffsicher, nur bei der Schärfenachführung erreicht er nicht ganz das Tempo einer Profi-Spiegelreflex. “  (Sven Schulz)  „Die Canon EOS R geht im Praxis-Test ganz klar auf Kon- frontationskurs mit den Vollformat-DSLMs von Sony und Nikon und macht viele Details anders als die Konkurrenz. Doch macht die letzte im Bunde der großen Drei auch vieles richtig? Ein erster Praxis-Eindruck lässt bereits tief blicken und begeistert.“  (Sascha Ludwig) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Canon erfindet sich neu und der Mut hat sich ausgezahlt. Porträt-, Re- portage- und Landschaftsfotografen können sich heute schon freuen, dank dem tollen Auto- fokus, der hohen Bildqualität und insbesondere der grandiosen Objektive. Die neue Steuerung ist spannend und intuitiv. Das Gehäuse ist sehr gut verarbeitet und gegen Wettereinflüsse geschützt. Besonders heiß ist auch der Preis.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Ein biss- chen hat zum „sehr gut“ dann doch gefehlt. Ein interner Bildstabilisator zum Beispiel. Oder ein zweiter Speicherkarten-Slot. Der Crop bei 4K- Video ist auch nicht mehr zeitgemäß. Canon EOS R N 056 O 49/2018 gut