PhotoWeekly 42/2018 | Page 24

MEIN SMARTPHONE 24 Praxis Kunst und Fotografie Hast du schon mal in einem Museum fotografiert? Das fantastische Licht in Museen und Galerien rückt die Motive ganz von selbst ins richtige Licht und ist eine schöne Übung für die manuelle Belichtung. Von Simone Naumann Bevor man ausgerüstet mit der Smartphone- Kamera, Aufsteckobjektiven, Powerbank und Putztuch für die Linse in die Ausstellungsräume zieht, sollte man sich vorab erkundigen, ob und was man im Museum fotografieren darf. Generell sind Stative und Blitzlicht in Museen verboten, ob man einen Selfiestick benutzen darf, sollte man vorab erfragen. Das Bayerische Nationalmuseum in Mün- chen machte letzte Woche eine große Ausnahme und öffnete an einem Freitagabend für 20 Blogger seine Räumlichkeiten. Den Erzählungen der Kurato- ren lauschend, durften wir die perfekt ausgeleuch- teten Stücke fotografieren. Die Kuratoren erklärten Wissenswertes zu den Stücken und wir durften die Schätze mit dem Smartphone ablichten. Dunkelheit – Bildrauschen Ich habe hier ausschließlich im RAW-Format mit der Kamera der Lightroom-App fotografiert und die Bilder anschließend nach- bearbeitet. Wenn die Aufnah- mebedingungen wie in den Mu- seumsräumen zu dunkel sind, entsteht auf den Aufnahmen ein sogenanntes Bildrauschen. In der analogen Fotografie spricht man von Körnigkeit. Es fällt einfach zu wenig Licht auf den Sensor der Kamera, was fehlerhafte Pixel verursacht sowie die Farbe und Helligkeit nicht korrekt wieder- geben. Hier sollten die Bilder un- bedingt nachbearbeitet werden. Meiner Meinung nach bietet Adobe Lightroom Mobile die bes- te Rauschkorrektur. Ich bearbeite die Aufnahmen gleich vor Ort auf dem Smartphone. Bilder, die sich nicht mehr korrigieren lassen, werden gleich gelöscht. Die richtige Belichtung Museumsstücke sind in der Regel wunderbar ausgeleuchtet. Hier im Bayerischen National- museum hat man keine Kosten und Mühen gescheut, jedes Ein- zelstück individuell auszuleuch- ten. Fotografieren sollte man sein Lieblingsstück dann auch mit an- gemessener, individueller Belich- tung. In fast allen Standard-Ka- mera-Apps kann die Belichtung individuell angepasst werden. In der Adobe-Lightroom-Kamera fährt man ganz einfach mit dem Finger nach rechts oder links und kann die Belichtung bis zu drei Blendenstufen verändern. Sind die Ausstellungsstücke mit Spotlicht in Szene gesetzt, reicht auch schon ein Fingertipp auf das Motiv und die Kamera misst ausschließlich das Licht dieses begrenzten Motivs. Besondere Perspektiven Der zu unrecht geschmähte Selfie- stick verhilft uns im Museum zu den besonderen Perspektiven wie der Vogel- oder Froschperspek- tive. Seit kurzem habe ich einen Selfiestick mit Stativfuß und ab- nehmbarer Fernbedingung. Ideal für Langzeitbelichtungen wie z.B. mit der App Slow Shutter oder für Android-Freunde mit der App Ca- mera FV-5 Lite. Bitte aber vorher über die Hausordnung der Muse- en in Erfahrung bringen, ob der Selfiestick erlaubt ist. Alles auf einen Blick Viele Ausstellungen sind in altehrwürdigen Häusern unter- gebracht. Große, lichtdurchflu- tete Räume und repräsentative Eingangshallen, ungewöhnliche Einblicke und architektonische Besonderheiten sind für die Pa- noramafunktion wunderbar ge- eignet. Bald zieht uns die kalte Jahreszeit wieder mehr in das Museum. Die Welt der Geschich- te und der Kunst mit dem Smart- phone zu entdecken, überzeugt vielleicht so manchen Museums- muffel. Man sieht sich! Unsere Autorin: Simone Naumann ist seit 2010 als Fotografin tätig – und erledigt heute bereits viele professionelle Fotoaufträge mit ihrem iPhone. Unter dem Motto „Die besten Bilder kommen aus der Hosentasche“ liefert sie in jeder Ausgabe von PhotoWeekly praktische Tipps für bessere Fotos mit dem Smartphone: frech, spontan, modern. www.simone-naumann.com, www.die-smartphotoschule.de