PhotoWeekly 27.05.2020 | Page 22

Interview SEBASTIAN LINDA presented by „Ich gehe bei jedem Projekt auf eine Forschungsreise.“ Sebastian Linda Bereits seit seinem 12. Lebensjahr dreht Sebastian Linda außergewöhnliche Filme. Mit uns sprach er über seine Arbeit und seinen neuesten Film "NIÑO". Alle Fotos: Sebastian Linda Interview: Anja Bethge Du bist ein passionierter audiovisueller Künstler. Wie bist du zum Filmemacher geworden? Ich bin begeisterter Skateboarder und im Alter von 12 Jahren wollte ich unbedingt sehen, wie meine Tricks aussehen. Meinen Vater konnte ich dann zum Glück überreden, eine Kamera für die Urlaube zu kaufen, die ich ihm dann stibitzt habe (lacht). Ab dem Tag war ich fast täglich mit der Kamera unterwegs und habe mit meinen Freunden Skateboard- Videos gedreht. Anfangs nur ein paar Aufnahmen, aber es ist irgendwann immer größer geworden. Ich brachte mir Kameraführung und -schnitt selbst bei, experimentierte viel. So konnte ich schon als Teenie erste große Filmprojekte umsetzen. Im Laufe Zur Person: Sebastian Linda (1984) ist audiovisueller Künstler und Filmemacher. Er gewann zahlreiche Festivals und viermal hintereinander den Webvideo-Preis. Er arbeitet für Filmunternehmen und Firmen wie Red Bull, Jack Wolfskin und PRO7. Er lässt sich aber auch immer Zeit für eigene Projekte. sebastian-linda.de der Zeit habe ich mich immer mehr professionalisiert und mich auch im Studium auf Film spezialisiert. Ich habe eigentlich noch nie was anderes gemacht. Dein neuester Film heißt „NIÑO – Corse Roadtrip“. Erzähl uns was dazu. Der Film ist auf der Insel Korsika entstanden, wo ich mit meiner kleinen Familie die Elternzeit verbracht habe. Inspiriert hat mich mein Sohn, der mir gerade sehr dabei hilft, die Welt mit anderen Augen zu sehen und der auch ein bisschen der Aufmacher des Films ist. Ich möchte damit die kindliche Entdeckung der Welt zeigen und habe dafür auch die kindliche Perspektive eingenommen. Ich habe aber auch versucht, meine eigenen Erinnerungen an die Kindheit mit einfließen zu lassen, daher die analoge Perspektive. Im Zusammenspiel mit dem Gedicht „On Children“ von Khalil Gibran und meiner am Klavier selbst komponierten Musik ist dann „NIÑO“ entstanden – was aus dem Spanischen übersetzt Junge oder Kind heißt. Das Gedicht liegt mir sehr am Herzen. Es beschreibt, dass es wichtig ist, seinen Kindern ein großartiges Leben zu ermöglichen, man aber nicht vergessen soll, dass unsere Kinder nicht unsere Kinder sind. Sie sind eigenständige Lebewesen, mit eigenen Gedanken und eigenen Träumen, die wir niemals kontrollieren können. Wir als Eltern können ein Teil davon sein, die Kinder in ihrem Tun bestärken und ihnen die Möglichkeit zur Entfaltung geben. Ich möchte mit „NIÑO“ die Entdeckungsreise von Kindern darstellen und die unendliche Energie, die sie haben. Sebastians neuester Film: „NIÑO – Corse Roadtrip“ Mit welchem Equipment arbeitest du? Für den aktuellen Film „NIÑO“ habe ich mit der High-End-Systemkamera LUMIX GH5 von Panasonic gearbeitet. Die perfekte Reisekamera für mich, da sie super leicht ist und ich sie überallhin mitnehmen kann. Außerdem bin ich total von der Super-Zeitlupe überzeugt. Es ist mit der GH5 total easy, cinematografische und spektakuläre Perspektiven einzufangen. An der Kamera nutze ich vor allem das Weitwinkel-Objektiv Panasonic Leica DG Summilux 12mm 1.4 „Die Panasonic GH5 liefert mir auf Reisen alles, was ich brauche.“ ASPH sowie das extrem lichtstarke Panasonic Leica 42.5mm f/1.2 DG Nocticron ASPH O.I.S. Wenn ich nicht auf Reisen bin, arbeite ich mit der Vollformat-DSLM Panasonic LUMIX S1H, mit der 6K-Aufzeichnung in 24p möglich sind. Ansonsten probiere ich erste Ideen gerne mit meinen iPhone 11 aus und adaptiere diese dann auf das Panasonic-Equipment. Wie entstehen deine Filme? Hast du immer ein „Konzept“ vor Augen? Das ist sehr unterschiedlich. Wenn ich Fernsehspots drehe, entstehen diese zusammen mit der großen Werbe-Industrie. Hier gibt es klare Vorgaben. Ich schreibe aber das Konzept, erstelle das Storyboard und gehe in die Abstimmung. Ich bin da sehr vielseitig. Ich mag die konzeptionelle Arbeit, aber egal, ob bei kommerziellen oder bei meinen freien Projekten – ich habe meistens eine Idee vor Augen. Ich gehe bei jedem Projekt auf eine Art Forschungsreise, auf deren Weg ich neue Dinge entdecke und für alles offen bin. Im Laufe dieser Reise entsteht dann ein Film. Sebastian arbeitet mit Panasonic- Equipment und versteht es, daraus visuelle Kunstwerke zu erschaffen. Fotos: Sebastian Linda Auf Reisen fotografiert er zusammen mit seiner Frau Landschaften, Menschen, Tiere, Riten und Mythen. Das Thema Reisen spielt in deinen Filmen immer ein große Rolle. Wie beeinflusst die aktuelle Situation dich und deine Arbeit? Natürlich sind die Jobs weniger geworden und Auslandsreisen sind momentan auch nicht möglich. Aber ich genieße die Zeit. Denn ich entdecke in der Reduzierung gerade wieder meine Kreativität neu. Ich habe bereits vor ein paar Jahren den Film „Travel Where You Live“ gedreht, wo es darum geht, wie es wohl wäre, wenn man vor seiner Haustür so reist, als wäre man in einem anderen Land. Es war damals ein Experiment, das sehr gut geklappt hat. Dieses Thema möchte ich jetzt gerne wieder aufgreifen und einen neuen Film dazu drehen. Ich denke, auch solche Zeiten können inspirieren und vor allem die Sichtweise auf bestimmte Dinge ändern. Ich nutze die aktuelle Situation, um meine Fähigkeiten auszubauen und da ich auch ein autarker Künstler bin, der immer an seinen eigenen Projekten arbeitet, habe ich dafür jetzt mehr Zeit und bin damit auch recht zufrieden. Fotografierst du auch? Ja klar! Auch das Fotografieren macht mir großen Spaß. Im Vergleich zum Filmen liebe ich die Reduzierung. Man versucht, in einem Bild alles auszudrücken. Während ich beim Film ganz viel schneide, die Geschwindigkeit anpasse, mittlerweile auch die eigene Musik komponiere. Ich habe so viele Möglichkeiten, dass es einen manchmal fast erschlägt. Deshalb finde ich die Fotografie im Vergleich sehr entspannend. Du veranstaltest auch Workshops: Was sind die häufigsten Tipps, die du gibst? Worauf sollten viele Videofilmer mehr achten? Meine Prinzipien sind auf Foto und Film gleichermaßen anzuwenden. Mein größter Tipp ist: Man sollte nicht vergessen, dass die Foto- und Videografie Handwerk und Kreativität in einem ist. Die richtige Kamera zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben ist die eine Seite, aber die Kreativität, die Technik frei zu benutzen, eigene Perspektiven und individuelle Sichtweisen zu entdecken oder einfach mal den Mut zu haben, was Neues zu probieren – das ist die echte Herausforderung. Foto: Sebastian Linda “Ich übernehme die Rolle des Regisseurs, Kameramanns, Schriftstellers und Redakteurs, um meine Vision vollständig umzusetzen – und gerne packe ich auch selbst mit an." Foto: Sebastian Linda "Ich liebe echte Momente, echte Menschen und die Geschichten, die das Leben schafft. Am Ende möchte ich einfach im richtigen Moment da sein."