PhotoWeekly 27.02.2019 | Page 26

AUSSTIEG 26 Retuschierter Selbstbild-Stress Text: Wolfgang Heinen, Fotos: Rankin Foto: Rankin Finale Ein Projekt namens „Selfie Harm“ des britischen Fotografen Rankin untersucht aktuell die beunruhigen- den Auswirkungen von Foto-Retu- schierwerkzeugen auf Selfies von jun- gen Menschen. Es zeigt die Bilder von 15 Jugendlichen, die von ihnen selbst aufgenommen und retuschiert wur- den. Innerhalb von fünf Minuten be- arbeiteten sie ihr Bild mit einer belie- bigen App, die auf jedem Smartphone verfügbar ist, bevor sie das Ergebnis in soziale Medien hochladen. Und was kam dabei heraus? Die im wahrsten Sinne des Wortes fertigen Bilder geben wertvolle und interessan- te Einblicke in die persönliche Vorstel- lung von Perfektion jedes Einzelnen. Die wahre Schönheit, nicht die selbst akzeptierte neben der wahrgenomme- nen, verbesserten Version. Die starken Unterschiede von „vorher/nachher“ zeigen, wie die Gesellschaft die Wahr- nehmung von Schönheit bei Jugendli- chen beeinflusst hat. Mit ernstem Hin- tergrund und ebensolchen Folgen: Die Simplizität der Bearbeitung sowie die Vorbilder an Prominenten und Mei- nungsbildnern, welche unrealistische Schönheitsideale vertreten, bringen eine Generation hervor, die in ständi- ger Angst vor dem Verpassen, eigener Fehl-Erscheinung und Snapchat-Dys- morphie lebt. Social Media kann dem- nach eine nachhaltige schädliche Wir- kung auf die Jugend der Gesellschaft haben – und der Ruf nach Medien- kompetenz bei Kindern und Jugendli- chen sollte dringend die nötigen Kon- sequenzen nach sich ziehen.