PhotoWeekly 27.02.2019 | Page 17

Special LUFTBILDFOTOGRAFIE 17 MEISTERE DIE LUFTFAHRT Das Fotografieren aus einem Hubschrauber ist herausfordernd, obwohl der schwierigste Teil der Luftaufnahmen wahrscheinlich nicht das ist, was du dir vorstellt. Luftaufnahme des Chrysler Building, New York: Unter- schätze nicht, wie viel Einfluss die Wahl der richtigen Tageszeit hat. Nut- ze die Dämmerung für lange Schatten, den Nachmittag für kurze Schat- ten und den Son- nenuntergang für die schöne goldene Stunde. Als ich zum Fotografen ausge- bildet wurde, ging ich den klas- sischen Weg und assistierte an- schließend für mindestens zwei Jahre in einem Studio. Es dauer- te ein paar Monate, bevor ich den Sprung zur Vollzeit-Luftfotografie wagte. Meiner Meinung nach kann die Theorie nie die Erfah- rung vor Ort ersetzen! Die überwiegende Mehrheit der von mir verwendeten Techni- ken unterscheiden sich nicht von denen eines Landschafts- oder Editorialfotografen. Du brauchst ein gutes Gespür für Komposition, ein Auge für den Bildausschnitt, ein Bewusstsein für gutes Licht und Kenntnisse über Belichtung und Verschlusszeit. Du musst deine Kamera kennen und sicherstellen, dass sie sich wie ein verlängerter Arm anfühlt. Bereite dich vor: Sobald du ab­ gehoben bist, hast du eine begrenzte Zeit, um die Luftfo- tos zu machen. Be- reite dich also vor- ab so gut es geht auf den Job vor. Über New York: Eine Luftaufnahme des Battery Park und des Financial District. Versuche, die gewünschte Aufnahme vorher zu visualisieren. Wenn es eine Technik gibt, die speziell für das Fotografieren aus einem Hubschrauber entwickelt wurde, dann ist es vor allem das Verhältnis zwischen dir und dem Piloten. Wenn du 30 Euro pro Mi- nute ausgibst, zählt jede Sekunde. Umso wichtiger ist es, dass dein Pilot genau versteht, was du vor- hast und was du erreichen musst, bevor ihr startet. Zum Beispiel habe ich vor kur- zem neben dem Centre Point in London fotografiert. Ich musste nachts direkt nach unten schau- en, was bedeutete, den Hub- schrauber auf die Seite zu kippen und danach in ein sehr schnelles Manöver zu wechseln. Folglich hatte ich buchstäblich nur zwei Sekunden für das Foto. Das wäre unmöglich gewesen, wenn die Chemie zwischen mir und dem Piloten nicht gepasst hätte. Interessanterweise ist die ei- gentliche Schwierigkeit bei der Luftbildfotografie nicht die tech- nische Seite, sondern das Flugge- schäft. Für jeden Flugtag, den du machst, gibt es wahrscheinlich zwei Tage, um den Job zu orga- nisieren, und zwei Tage, um die RAW-Dateien zu bearbeiten und zu entwickeln. Das Timing ist entscheidend. Nächstes Kapitel: Betrachte die Perspektive