PhotoWeekly 23.10.2019 | Page 32

Technik M E TA -T E S T 32 OLYMPUS OM-D E-M1X Aufstand im Zwergenland Im Orchester der Kamera-Hersteller spielt Olympus in der Regel die zweite Geige: Zuverlässig und souverän, aber eher leise. Zum 100. Geburts- tag preschen die Japaner nun nach vorne. Und jetzt? Von Ruben Schäfer Entwickelt für die Bedürfnisse professioneller Anwender in N O 100 43/2019 Bezug auf Zuverlässigkeit, Ge- schwindigkeit, Präzision und Olympus OM-D E-M1X Bildqualität und trotzdem immer sehr gut noch kompakt und leicht: Olympus beschreibt die OM-D E-M1X (wer denkt sich eigentlich diese Na- men aus?!) als das perfekte Werk- zeug für alle Fotografen, die drau- ßen unterwegs sind. Robust wie nie zuvor, mit einem integrier- ten Akkuhandgriff und neues- ten Imaging-Technologien un- terstreiche sie das Potenzial des Micro-Four-Thirds-Sensorfor- mats. Bei soviel verbaler Kraftmeierei schauen Quick Facts: wir mal genauer hin. Preis: ca. 2.800 Euro Sensor: 4/3‘‘ Live MOS mit 20,4 Mio. Pixel Ausstattung Ein integrierter Akku- Video-Auflösung: UHD/30p handgriff, das staub- Display: 3,0-Zoll-Touchscreen (1.037.000 Bildpunkte) und spritzwasserge- ISO: 64-25.600 schützte sowie frost- Serienbild: bis zu 60 B/s sichere Gehäuse und zahlreiche Features, die von Profifotografen gewünscht wurden, machen die E-M1X zu ei- ner Kamera, die hinsichtlich Sta- bilität, Ergonomie und Bedien- komfort Maßstäbe setzen soll. In jedem Fall ist sie ein Novum für Olympus-Fotografen. Sie ver- steht sich allerdings eher als eine OM-D E-M1 Mark II Plus, schließ- lich basiert sie in vielen Punkten auf dem bekannten Modell und behält einige sogar bei. Der be- währte 5-Achsen-Sync-IS wur- de mit einem neuen Gyrosensor ausgestattet und kompensiert jetzt bis zu 7,5 EV-Stufen. Finden wir toll: Trotz der enormen Robustheit ist uns der dreh- und schwenkbare Monitor erhalten geblieben. Das OM-D-AF-System wurde wei- terentwickelt und bietet nun zu- sätzliche Wahlmöglichkeiten der Fokuspunkte sowie eine neue intelligente Motiv-Erkennungs- funktion, mit der sich bestimmte Motivmerkmale automatisch ver- folgen lassen. Die Highspeed-Auf- nahmeleistung wurde optimiert, was bis zu 60 RAWs pro Sekun- de erlaubt. Mit aktivierter AF/ AE-Verfolgung können 18 Bilder pro Sekunde erzielt werden. Ge- schwindigkeit und Bildqualität der neuen E-M1X werden gesteuert von einem 20,4-Mega- pixel-Live-MOS-Sensor mit neu- er Beschichtung für verbesser- te Empfindlichkeit sowie zwei TruPic-VIII-Prozessoren. Mit der High-Res-Shot-Funktion können Bilder mit maximal 80 Mega- pixeln aufgenommen werden – jetzt auch aus der Hand. Finden wir nicht ganz so toll: Olympus verzich- tet trotz des dicken Gehäuses auf ein stromspa- rendes Display auf der Kamera. Bildqualität Bei der Bildqualität gibt es zu- nächst mal einen kleinen Rüffel: Wie Sascha Ludwig für Chip schreibt, bietet die E-M1X eine der schlechtesten JPEG-Bildverarbei- tungen aller aktuellen Kameras. Warum das ein Problem ist? Nun, viele Pressefotografen setzen aus Zeit- und Platzgründen auf dieses Dateiformat und gehören defini- tiv zur Zielgruppe. Good News: Wer in RAW arbeitet, bekommt eine deutlich bessere Qualität serviert. „Bei niedriger ISO-Ein- stellung (Standard ISO 200, erwei- terbar auf ISO 64) ist die Bildqua- lität sehr gut“, urteilt Tim Herpers in Digital Photo. Ab ISO 1.600 neh- me die Qualität allerdings wieder ab. Benjamin Kirchheim schlägt bei Digitalkamera.de in die glei- che Kerbe und attestiert zudem einen hohen Dynamikumfang. Gewohnter An- blick, Hochfor- mat-Griff sei Dank. Die E-M1X ähnelt den bekannten Flaggschiffen. Das sagen die Kollegen ...  gut „Groß, wuchtig, extrem robust – für eine Systemkamera mit Micro-Four-Thirds-Sensor fällt die Olympus ziemlich riesig aus. Im Test überzeugte der dicke Brocken mit extre- mer Geschwindigkeit, toller Bildqualität und bemerkens- werter Ausdauer. Nur bei Schummerlicht ist die Bildqualität schlechter als bei Konkurrenzmodellen mit größeren Sensoren.“  (Sven Schulz, Jan Becker)  „Eine Stärke von Micro-Four-Thirds-Kameras ist das kom- pakte Gehäuse. Olympus schlägt mit der OM-DE-M1X einen anderen Weg ein und gönnt seinem neuen Topmodell einen integrierten Batteriegriff und ein hohes Gewicht von 852 Gramm. Dafür wird der Fotograf mit grenzenloser Aus- stattung und einem hervorragenden Handling belohnt.“ (Tim Herpers)  „Was für eine spiegellose Systemkamera! So eine Olympus OM-D E-M1X möchte vielleicht nicht jeder in der Tasche ha- ben, denn klein und leicht ist sie absolut gesehen beileibe nicht mehr (relativ gesehen dagegen durchaus), aber wenn Olympus zeigen wollte, was mit dem Micro-Four-Thirds- Format möglich ist, kann man den japanischen Hersteller definitiv beglückwünschen.“  (Benjamin Kirchheim) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Wir bei PhotoWeekly lie- ben ja jede Form von Technologie, die offenbar konsequent zu Ende gedacht wurde. Die M1X ist genau das, was sie sein soll: Eine leistungsstarke Sport-Kamera, die gute Bildqualität, Geschwin- digkeit und unerreichte Robustheit bietet.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Für die nächste Generation wünschen wir uns definitiv eine bessere JPEG-Engine, auch ein Display auf der Oberseite wäre toll. Größtes Problem ist aber der Preis: Die in manchen Punkten vergleichbare E-M1 Mark II kostet fast die Hälfte und ist damit die härteste Konkurrenz. Olympus OM-D E-M1X N O 100 43/2019 sehr gut