PhotoWeekly 19.02.2020 | Page 16

Special SCHWARZWEISS 16 Bilder mit Gefühl Fange Aufnahmen ein, die Emotionen beim Betrachter auslösen. Es ist schwierig zu definieren, was genau ein Bild aus der Masse herausstechen und zu Kunst wer- den lässt. Gefühl und Emotion haben jedoch in jedem Fall sehr viel damit zu tun. Schafft es dein Bild also, etwas beim Betrachter auszulösen – egal, ob positiver oder negativer Natur – bist du bereits auf einem guten Weg. Da wir uns mit Hilfe der Schwarzweiß-Fotografie im Bild einen Schritt von der Realität entfernen und somit die Fesseln der Vertrautheit abstreifen kön- nen, bietet sie die perfekte Ba- sis, um Bilder zu gestalten, die durch Gefühl und einen kunst- vollen Charakter überzeugen. Mit der bloßen Konvertierung dei- ner Aufnahmen in Schwarzweiß ist es jedoch nicht getan: So ent- scheidet beispielsweise die Qua- lität des Lichts in deinem Bild darüber, ob und was der Betrach- ter empfinden könnte. Denke da- rüber nach, wie Licht und Wetter deine Stimmung beeinflussen. Scheint zum Beispiel die Son- ne, wirkt die Welt warm und ein- ladend und wir fühlen uns gut. Das Gegenteil hingegen ist oft an stürmischen Tagen der Fall, wenn der Himmel düster ist und Son- nenstrahlen durch dunkle Wol- ken brechen. Unter solchen Be- dingungen ist die Stimmung eher melancholisch, bedrohlich und unruhig. „Schlechtwetter-Aufnah- men“ eignen sich deshalb perfekt für Schwarzweißbilder mit beson- ders dramatischer Wirkung. Apropos: Auch Dunst und Nebel funktionieren gut in schwarzweiß. Nebel schenkt Bil- dern eine spannungsvolle und geheimnisvolle Wirkung, Dunst hingegen wirkt etwas verträumter und atmosphärisch, sodass dem Betrachter eine leichtere und po- sitive Stimmung vermittelt wird. Cienfuegos, Kuba: Der Einsatz eines Telezooms lässt die Elemente in dieser Szene „zu- sammenrücken“ und erzeugt eine kraftvolle Wirkung in Schwarzweiß. Flatiron, New York: Das Original zu diesem Bild wurde an einem bewölk- ten Tag aufgenom- men und wirkte ursprünglich sehr flach. Erst durch die Nachbearbei- tung erstrahlt das Motiv in dunklem und dramatischem Look und erhält einen intensiven Ausdruck.   Ebenso hat die Bildbearbeitung einen starken Einfluss darauf, wie der Betrachter auf dein Bild reagiert. Hast du bei schlechtem Wetter fotografiert, ist es zum Bei- spiel recht einfach, eine bedroh- liche Stimmung zu erzeugen, in- dem du die Farbtöne verdunkelst und den Kontrast verstärkst. Zu- dem hilft eine dunkle Vignet- te dabei, die Dramatik im Bild zu unterstreichen und den Fokus auf das Hauptmotiv zu lenken. Auch das Hinzufügen von Rauschen kann deiner Schwarzweiß-Aufnahme mehr Gefühl verleihen – oder du schenkst deinem Bild mit dem Schwarzweiß-Plug-in Silver Efex Pro (aus der Nik Collection) ei- nen analog anmutenden Charme. Mach dir hierbei keine Sorgen darüber, wenn einige der Lich- ter ausbrennen oder Schatten zu dunkel erscheinen. Ziel ist es, ein Gefühl zu erzeugen – und nicht technische Perfektion. Möchtest du ein helles, zartes Bild gestalten, kann der High- Key-Effekt wirkungsvoll sein. Die- ser funktioniert besonders gut bei Aufnahmen, die an nebligen oder bewölkten Tagen aufgenommen wurden und bei denen der Ton- wertumfang eingeschränkt ist. Grundsätzlich gilt: Experimen- tieren ist der Schlüssel! Gehe kre- ative Risiken ein und benutze dich selbst als „emotionales Ver- suchskaninchen“. Frage dich, was dein Bild bei dir selbst auslöst. Nächstes Kapitel: Gefühl hinzufügen