PhotoWeekly 17.07.2019 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Einfach fotografieren, was Spaß macht Warum fotografieren wir eigentlich? Ob aus der Liebe zum Motiv, zur Technik – es ist immer auch ein Stück Selbstver- wirklichung. Viele nutzen die Fotografie als Auszeit vom Alltag, ganz allein in der Natur zum Beispiel. Oder gezielt als Zeit mit ein, zwei Gleichgesinnten – mit dem gemein- samen Ziel, mit ein paar guten Bildern nach Hause zu kommen. Wir verleihen mit der Fotografie unserer Kreativität Ausdruck – oder versuchen es zumindest. Aber was sa- » Jedes Auslösen gen dann unsere Bilder über uns aus? Darüber ist ein Stück kann man lange nachden- Hoffnung auf ken und trefflich streiten. Wie „kreativ“ waren meine ein Bild, das letzten Bilder? Was, wenn gefällt. « die letzten Bilder das Mit- tagessen und ein Selfie mit dem Partner waren? Oder, in den Augen einiger Fotografen noch schlimmer: ein simples „Postkartenmotiv“? Oh je, welches meiner Bilder, die ich dieses Jahr gemacht habe, verdient überhaupt das Prädikat „kreativ“? Eine Schritt-für-Schritt-Anlei- tung zu befolgen, um die Milchstraße zu fotografieren? Das Porträt der Freundin im Park? Oder das coole Street-Foto, das eigentlich nur ein Schnappschuss war? Wir wollen wir hier niemanden in eine Sinnkrise stürzen! Denn auf all das kommt es erstmal nicht an. Wir sollten fotografie- ren, was uns Spaß macht. Niemand drückt den Auslöser in dem Wissen, dass das jetzt eh nichts wird – jedes Auslösen ist ein Stück Hoffnung. Hoffnung auf ein Bild, das gefällt. Und erstmal im Zweifel nur uns selbst. Jedes Bild, das mir gefällt, war es wert, fotografiert zu werden. Und nicht jeden Tag haben wir Lust darauf, uns in einem neuen Genre zu probieren. Und es ist auch nichts Schlechtes dran, ein paar dokumentarische Bilder im Urlaub zu machen, die ganz sicher keinen Wett- bewerb gewinnen. Apropos Wettbewerb: Wenn ich ein Bild irgendwo einreiche, dann sollte ich viel- leicht doch noch etwas härter über meine Bilder nachdenken. In diesen Fällen heißt es aussortieren und hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Denn es ist nicht nur die Kreativität, die einen guten von einem schlechten Fotografen unterscheidet – es ist im Zweifel die Fähigkeit, ein objektiv schlechtes von einem guten Bild zu unterscheiden. Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!