PhotoWeekly 17.06.2020 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Neue Kameras in alten Gehäusen Immer mal wieder haben wir an dieser Stelle betont, dass Design bei Kameras immer wichtiger wird. Denn, kurz gesagt, aus Sicht der allermeisten Menschen da draußen machen alle gute Bilder. Also müssen andere Unterscheidungsmerkmale her. Wenn alle mit dem Smartphone fotografieren, wird die Kamera zum Statement. Und, so unsere Hypothese: Mit mutigeren Design-Ansätzen würden vielleicht auch mehr Leute wieder Interesse an einer echten Kamera haben. Andererseits hat es natürlich einen guten Grund, dass Kameras immer noch so aussehen, wie sie im Prinzip schon immer aussahen. Nicht (nur), weil die Kamerahersteller keine mutigen Chefdesigner haben, sondern auch, weil diese Kontinuität von vielen Fotografen geschätzt wird. » Die neuen Flaggschiffe von Canon und Nikon sehen aus wie ihre Vorgänger. « Besonders auffällig wird das im absoluten Profi-Segment. Schauen wir uns mal die neuen Flaggschiffe an, die wir in letzter Zeit in der Redaktion hatten: Eine Nikon D2X und eine Nikon D6? Sehen für einen Laien fast gleich aus. Und die Canon EOS-1D X Mark III ist von der 1D kaum zu unterscheiden. Und die 1D ist 18 Jahre alt! Klar, Displays sind heute größer, es sind ein paar Knöpfe dazugekommen und die Leistung der neuen Modelle ist so gut, wie man es vor knapp zwei Jahrzehnten kaum für möglich gehalten hätte. Aber die Grund ergonomie ist die gleiche – und stellt so sicher, dass kein Fotograf sich denkt, ein Umstieg aufs neuere Modell würde zu viel Umdenken bedeuten. Wir bauen eben eine Beziehung zu unseren Geräten auf. Wir gewöhnen uns an das Gefühl, sie in den Händen zu halten, fühlen uns irgendwann einfach wohl damit. Beim Fotografieren heißt das im besten Fall: Die Kamera ist nicht nur irgendein Gerät, sondern wird intuitiver Teil unserer Kreativität. Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!