PhotoWeekly 17.04.2019 | Page 29

Technik M E TA -T E S T 29 SIGMA 60-600 mm F4,5-6,3 DG OS HSM | S Zoom-Maschine Wer für seine Safari ein starkes Zoom zum fairen Preis sucht, landete bislang bei den 150-600ern von Sigma und Tamron. Aber erstgenannte legen jetzt noch eine Schippe drauf. Mit Erfolg? Von Ruben Schäfer Im Prinzip ist ein 10-fach-Zoom ja nichts, was uns aus der Fas- sung bringen würde – manche Hersteller haben sogar einen mehr als 15-fachen Zoom in ih- ren Wechselobjektiven verbaut. Wenn das Objektiv dann aber erst bei 600 mm endet und für Voll- format-Kameras geeignet ist, sind wir neugierig. Und wenn der Hersteller es dann noch „Sport“ nennt, hochwertige Materialien verwendet, mit gutem Wetter- schutz wirbt und beste Bildquali- tät verspricht, ist unser Interesse garantiert. Bietet Sigma das per- fekte Safari-Objektiv? N O 074 16/2019 Sigma 60-600 mm f/4,5-6,3 DG OS HSM | S gut Ausstattung Zunächst einmal halten wir fest: Die Safari ist da, wo das Sigma ist. 600 mm eignen sich auch im ei- genen Garten für Vogel- Quick Facts: oder Mondfotografie Preis: ca. 1.900 Euro der Extreme. Damit der Gewicht: 2.700 g Zoom-König auch dann Filterdurchmesser: 105 mm noch scharf abbilden Naheinstellgrenze: 60 cm kann, bedient er sich ei- Erhältlich für: nes intelligenten Bild- Canon EF, Nikon F, Sigma stabilisators mit dem neuesten Algorithmus, der einen Bildstabilisierungsef- fekt von 4 Belichtungsstufen er- zielt. Der Bildstabilisator verfügt auch über einen Modus zum Mit- ziehen und kann mit der optiona- len Tap-Konsole noch extra fein- getunt werden. Der Autofokus entspringt der neuesten Generation und soll in puncto Speed dem Namen Sport alle Ehre machen. Sprechen wir noch kurz über Äußerlichkeiten: Um die für ein 10-fach-Zoom-Ob- jektiv erforderliche komfortable Handhabung zu erreichen, ent- hält das Sigma Multi-Materialien wie Magnesium, CFRP und TSC. Die Verwendung dieser hochwer- tigen Werkstoffe an der richtigen Stelle reduziert das Gewicht des Objektivs und optimiert gleich- zeitig die Tragbarkeit und Bestän- digkeit – betont der Hersteller. Fakt ist derweil: Es wiegt fast drei Kilogramm. Immerhin ist das Ob- jektiv als Teil der Sports-Produkt- linie staub- und spritzwasserge- schützt. Sigma betont auch den Anschluss-Wechselservice, für den Fall, dass im Jahre 2019 noch jemand von Canon EF zu Nikon F will – oder umgekehrt. Das Sigma kommt immer mit einer Arca-Swiss-kom- patiblen Stativ- schelle. Ein Ein- beinstativ wird von uns dringend empfohlen. Das Sigma ver- fügt über fünf Schalter: Autofo- kus, Fokusdistanz, Bildstabilisator, Custom-Funkti- onen und einen Lock-Schalter für den Transport. Bildqualität Das Objektiv enthält drei FLD-Glaselemente („F“ Low Dis- persion) und ein SLD-Glasele- ment (Special Low Dispersion) für eine exzellente Bereinigung der chromatischen Aberration bei Super-Teleaufnahmen. Es lie- fere sowohl eine hohe Auflösung als auch eine konstante Leistung über den gesamten Bild- und Zoombereich, sagt Sigma. So ganz klappt das nicht. „Nennenswer- te Probleme gibt es aber eigent- lich nur am kurzen Ende, also bei 60 mm Brennweite. Insbesondere die Bildränder haben mit deutli- cher chromatischer Aberration (violette und grüne Farbsäume) zu kämpfen und wirken auch et- was verwaschen“, schreibt Mat- thias Proske von ValueTech. Am langen Ende werde es noch deut- lich besser. Und: Das neue 60-600 steht den 150-600ern in nichts nach. Gut gemacht, Sigma! Das 60-600 mm wird mit zuneh- mendem Zoom- Bereich auch deut- lich länger. Auch der Filter-Durch- messer ist groß. Das sagen die Kollegen ...  „Das ist ein tolles Objektiv. Es ist bei jeder Einstellung superscharf, deckt einen großen Bereich ab und fokussiert schnell und so nah, dass es mehrere Objektive ersetzen kann – wenn dich die enorme Größe, das Gewicht und den Preis nicht stören. Du benötigst kein Stativ, es sei denn, du nutzt Telekonverter.“  (Ken Rockwell)  „Mission erfüllt! Sigmas „Versprechen“, dass es bei der Bildqualität keine großen Unterschiede zur 150-600-mm- Familie geben soll, hat sich erfüllt. So ist das neue Sigma 60-600 mm Sport mehr als nur eine Alternative zum 150-600 mm Sport: Kleiner, leichter, mit Arca-Swiss- kompatibler Stativschelle ausgerüstet und ein 10- statt 4-fach-Zoom. Da muss sich auch die Konkurrenz warm anziehen.“  (Matthias Proske)  „Sigma hat einmal mehr bewiesen, dass sie keine Angst vor Herausforderungen haben und je stärker sie sind, desto höher werden die Standards. Als Ergebnis erhielten wir ein Objektiv, das physikalisch kleiner und leichter als die Sigma S 150-600 mm, schärfer und mit einem größeren Fokusbereich!“  (Maciej Latałło) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Sigma liefert, wie in der Sportserie üblich, auch hier ein Objektiv ab, das bedingungslos performt. Die Schärfe ist gut, der Bildstabilisator ordentlich, die Verarbeitung ist erstklassig. Kleinigkeiten, wie eine gute Nahein- stellgrenze und die Arca-Swiss-Schelle, runden das Paket ab.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Auch wenn es besser ist als das 150-600er – optisch perfekt ist das Sigma leider noch nicht, insbe- sondere bei 60 mm. Es ist auch nicht besonders lichtstark. Und Umstände wie der monströse Fil- terdurchmesser (105 mm) und das hohe Gewicht erzeugen immer wieder Problemchen. Sigma 60-600 mm f/4,5-6,3 DG OS HSM | S N 074 O 16/2019 gut